Johann Hinrich Claussen über ganz schlechte Werbung

Die arme, arme Frau Thomalla
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Foto: privat

Eine mäßig prominente, mäßig bekleidete Dame am Kreuz soll vor Weihnachten Aufmerksamkeit für eine Internetseite besorgen, bei der man sein schönes Geld verlieren kann. Provokativ ist das nicht, denn Christen haben zum Glück längst gelernt, sich ihre religiösen Gefühle nicht von jedem Blödmann, jeder Blödfrau, Blöd* verletzen zu lassen. Wenn hier ein christliches Gefühl am Platz ist, dann nur: Mitleid. Wie tief muss man gesunken sein, wenn man bei so einer Reklame mitmacht? Dann doch lieber Dschungel-Camp.

Bemerkenswert ist hier eigentlich nur die Feigheit der Werbeagentur. Man stelle sich einmal – nur so zum Spaß – eine vergleichbare Anzeige mit muslimischen, jüdischen oder animistischen Bezügen vor. Das hätte was gegeben. Aber mit dem Christentum kann man es ja machen – auch wenn man es gar nicht mehr kennt. Das christliche Symbol für Weihnachten ist ja nicht das Kreuz, sondern die Krippe. Obwohl: Frau Thomalla mit Windeln in der Krippe liegend – das möchte man nun wirklich nicht sehen müssen.

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Über diese Kolumne

Auch das Überflüssige ist lebens­notwendig: Der Autor und Theologe Johann Hinrich Claussen reist durch die Weiten von Kunst und Kultur

Johann Hinrich Claussen
Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das heißt, er kümmert sich um das Gespräch zwischen Kirche und Kultur.

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