Jugendliche am Handy
Foto: Kara/fotolia
Messer, Gabel, Schere, Handy
Tim Wegner
06.07.2018

Ich möchte einen Vorschlag machen: Das alte Sprichwort "Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht" endlich umzutexten. Im Zeitalter von LEDs ist Licht doch nicht mehr gefährlich!

Aber Sie ahnen es schon: Es geht noch um mehr. Schließlich soll es den einen oder die andere geben, die meinen, dass viel eher Handys, genauer gesagt: Smartphones gefährlich sind für Kinder heutzutage. Darum kommt man als Eltern nicht mehr herum.

Außen vor beim Klassenschat auf WhatsApp

Aber eben auch nicht um die Tatsache, dass meine Tochter in der vierten Klasse eines von zwei Kindern war, die noch kein eigenes Smartphone besaß. Und auch kein Leihgerät ihrer Eltern. Und damit außen vor war - bei Klassenchats auf WhatsApp (eigentlich erst ab 16 Jahren erlaubt), bei Verabredungen per SMS, beim Quatschen über die neuesten YouTuber und ihre Videos, beim Snapchatten undsoweiterundsofort. Einen solchen Gruppendruck halten keine Eltern ewig aus. Nach etwa einem Dreivierteljahr sind wir eingeknickt ("Das Kind kommt ja jetzt auf die weiterführende Schule, muss Bus und Bahn fahren, ist ständig unterwegs, …").

Also haben meine Frau und ich uns informiert, wie die anderen das so machen: Den Umgang mit dem digitalen Teufelsding managen. Die hatten ja schon Erfahrung. Und eine wirklich große Bandbreite an möglichen Maßnahmen wurde uns dann auch offenbart: "Auf jeden Fall einen Prepaid-Tarif" hieß es da zum Beispiel. "Dann lernen die Kids viel besser mit dem Geld umzugehen. Außerdem sind die so teuer, da wird ihnen zumindest das Unterwegssurfen im Netz vermiest." (Ja, klar – und das Nachschauen, wann der Anschlussbus fährt, wenn die U-Bahn weg ist, wird zur extrem kostspieligen Angelegenheit, toll.) Oder wir erfuhren, dass Kindersperren in App-Stores und Browser eingebaut wurden, die Chatverläufe täglich überwacht werden, Gruppen in WhatsApp nur nach elterlicher Genehmigung angelegt werden dürfen etc. Ein Kind darf sein MOBIL-Telefon gar nur zuhause nutzen, weil es sowieso immer alles verliert. Und einige Eltern schworen auf eine Serie von Eltern-Kind-Kursen am Wochenende, um den sicheren Umgang mit der digitalen Welt in der Jackentasche gemeinsam zu lernen.

Handy-Regeln sind wichtig, aber...

Bitte nicht falsch verstehen: Das Allermeiste davon hat natürlich seine Berechtigung. und natürlich haben wir uns auch alles Mögliche überlegt an "Handy-Regeln", sind sehr vorsichtig, gewissenhaft und verantwortungsbewusst, was die mobile Mediennutzung unserer Kinder angeht. Aber hey, eine Frage stellt sich mir nun nach reiflicher Überlegung doch immer mehr: "Warum, wenn man da so aufpassen sollte, müssen Kinder denn eigentlich so früh Smartphones bekommen?" Messer, Gabel, Schere, Handy sind nunmal für kleine Kinder nicht. Und leuchten tun sie auch noch. Aber zum Glück mit LEDs.

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