Badesse, Strand, Sonne und Bäume
Badesse, Strand, Sonne und Bäume
Foto: Claudius Grigat
Mach' mich nicht nass!
Tim Wegner
08.06.2018

Konsequenz in der Erziehung ist ja so eine Sache… Ein Klassiker ist zum Beispiel das Vermeiden von "Kraftausdrücken" (schönes Wort für böse Wörter). Über die Schwierigkeiten damit wurde in diesem Blog ja an anderer Stelle bereits berichtet. Aber fordert man von den Kindern, das Wort mit "Sch" am Anfang nicht zu verwenden, sollte es einem auch selbst nicht inflationär entfahren, finde ich. Anderes Beispiel: Sollen die Kinder einen Fahrradhelm aufsetzten, muss man auch selbst in den sauren Apfel beißen, denn selbiger fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm. Auch wenn es noch so sch… aussieht. Schließlich gilt: "Wasch' mich, aber mach' mich nicht nass" – das geht nicht.

Das gilt auch schon bei den Dingen, die man den ganz Kleinen beibringt. Als unsere Kinder einmal gelernt hatten, auf die Frage "Wie macht die Kuh?" und das Deuten auf ein x-beliebiges Rind mit "Muuuuuh!" zu antworten, mussten wir auch mit den Folgen leben: Immer, wenn wir irgendwo an Milchvieh vorbeikamen, tönte es aus Kinderwagen oder –sitz laut und unmissverständlich: "Muuuuuh!" Egal, ob gerade jemand eingeschlafen war oder das Geräusch nun so gar nicht zum Thema passte. Und so mussten sich auch die Eltern der anderthalbjährigen Lina aus dem Bekanntenkreis damit abfinden, dass ihr Kind nicht mit dem Gelernten hinterm Berg hielt: Als ein Freund der Familie zu Besuch war, fragte sie: "Wie heißt du?" Er antwortete wahrheitsgemäß: "Kasper." Sie daraufhin freudestrahlend: "Tritratrullala…!"

Wie man nass wird

Apropos Konsequenz und "mach' mich nicht nass": Neulich machten wir einen Familienausflug zum Badesee. Direkt bei Ankunft ging ein fürchterliches Gewitter nieder. Reihenweise kamen die Badegäste mit durchnässten Strandmatten und Picknickkörben aus dem Strandbad geströmt, während wir als Beobachter sicher und trocken im Auto saßen. Nachdem Blitz und Donner überstanden waren, kamen Sonne und Wärme zurück – und wir zu einem unverhofft einsamen Badevergnügen. Trotzdem beobachtete ich eine Weile noch besorgt den Himmel: "Was machen wir denn, wenn wir jetzt im Wasser sind und es wieder anfängt zu regnen?" Mein Sohn, ohne lange zu überlegen: "Dann tauche ich einfach unter, dann werde ich nicht nass!" Es dauerte knapp vier Sekunden, bis er laut losprustete…

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.

Kolumne