Friedenstaube
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Aggression ist keine Verteidigung
27.02.2022

Wie alle Aggressoren in der Geschichte rechtfertigt auch Wladimir Putin seinen Krieg gegen die Ukraine mit Friedensabsichten.

Die Ukraine müsse von einem Nazi-Regime befreit werden. Wie lächerlich! Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist ein Jude und der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, sowie sein Bruder Wladimir Klitschko sind Söhne von Holocaust-Überlebenden.

Der Aggressor spielt den Friedensstifter und Nazi-Befreier

Irrer und wirrer geht´s nimmer. Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit. Putin vergewaltigt ein friedliches Land mit einer demokratisch gewählten Regierung. Vor mehr als 20 Jahren war Putin nach Gorbatschows Glasnost und Perestroika sowie nach den Jelzin-Wirren für die meisten Russen noch eine Art „aufgeklärter Autokrat“. Er versprach den Bürgern der Russischen Föderation Demokratie, Wohlstand, freie Wahlen und Meinungsfreiheit. Doch auch viele Russen sehen in ihm heute zurecht ein Monster der Macht. Denn er geht schon seit Jahren über Leichen, lässt Oppositionelle einsperren oder gar vergiften – wie den Bürgerrechtler Alexei Nawalny. In Syrien ließ Putin Kinderkrankenhäuser bombardieren.

In Tschetschenien und in der Ostukraine wurde er und in der gesamten Ukraine wird er in diesen Tagen zum Massenmörder. Und der gesamten Welt droht er mit einem Atomkrieg. Er ist ein Serien-Aggressor. Er tritt das global anerkannte Welt-Ethos (Hans Küng) – „Nicht töten“, „Nicht lügen“, „Nicht stehlen“  – mit Füßen. Er tötet und er lügt.

Dass auch der Westen und die NATO verantwortungslose sicherheitspolitische Fehler gemacht und Russlands Sicherheitsinteressen nicht hinreichend berücksichtigt haben, ist niemals eine Rechtfertigung für eine militärische Aggression gegen ein Nachbarland.

Und Deutschland?

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass unsere Abhängigkeit von russischem Gas und Öl sowie die verhängnisvolle Gasleitung Nord Stream 2 ein fundamentaler energiepolitischer Fehler war, dann wurde dieser fatale Fehler gleich mehrerer Bundesregierungen uns und erst recht der Ukraine jetzt zum Verhängnis: Wir haben Putins Aggressionen schon in Tschetschenien und in der Ukraine mit unserem Geld für Gas und Öl erst möglich gemacht anstatt rechtzeitig auf den raschen und 100-prozentigen Umstieg auf erneuerbare Energien zu setzen.

Der Ausbau der Erneuerbaren muss aber spätestens jetzt beschleunigt werden. Nur so werden wir unabhängig von unberechenbaren Diktatoren wie Putin.

Es ist nie zu spät, etwas zu lernen. Der Putin-Freund Gerhard Schröder sagt heute: „Der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine muss schnellstmöglich beendet werden … Das ist die Verantwortung der russischen Regierung … Auch Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigen nicht den Einsatz militärischer Mittel.“

Auch Angela Merkel hatte Nord Stream 2 noch bis vor kurzem verteidigt. Jetzt sagt sie: „Für diesen eklatanten Bruch des Völkerrechts gibt es keinerlei Rechtfertigung“ und sie trägt das faktische Aus für Nord Stream 2 der jetzigen Bundesregierung mit. Auch Bundespräsident Steinmeier war als SPD-Politiker lange ein Anhänger von Nord Stream 2 und sagte nach seiner Wiederwahl an die Adresse Putins: „Stoppen Sie den Wahnsinn dieses Krieges jetzt.“

Dennoch führte Putin sein Volk in den Krieg. Dabei wird es wie bei jedem Krieg – außer den Waffenproduzenten – nur Verlierer geben – auch in Russland. Auch viele Russen werden die ersten und die letzten Verlierer dieses Krieges sein. Schon jetzt fragen sich viele Russen: Wie lange werden wir diese verbrecherische Regierung noch dulden?

Und die Ukraine?

Viele geben sich jetzt heldenhaft und kampfbereit. Doch das Verhältnis der russischen Streitkräfte zu den ukrainischen ist etwa zehn zu eins zugunsten Russlands. Die Ukraine hat 200.000 Soldaten und Russland zwei Millionen. Welchen Sinn hat also ein sinnloser Heldentod fürs Vaterland? Je rascher der Krieg beendet wird, desto weniger Opfer. Und alle Kriege werden irgendwann beendet. Auch und gerade jetzt gilt: Reden ist besser als schießen.

Der Putinismus hat in seiner brutalen Gewaltlogik jetzt am meisten Grund zur Zukunftsangst. Der Putinismus ist schon deshalb dem Untergang geweiht wie alle Diktaturen der Geschichte, weil alle Menschen in allen  Ländern in Freiheit, Frieden und Demokratie leben wollen. Alle Diktaturen der Menschheitsgeschichte sind verschwunden oder sie werden verschwinden.

Der 24. Februar 2022 war der Anfang vom Ende der jetzigen russischen Diktatur. Verantwortlich dafür sind Wladimir Putin und seine Vasallen. Putin hat vor der ganzen Welt sein Land zu einem Schurkenstaat degradiert. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Unser Feind ist Putin, aber niemals das russische Volk.

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