Franz Alt: Erneuerbare Energien sind Friedensenergien

Öl- und Gasboykott für den Frieden
Ukraine

unsplash.com - Elena Mozhvilo

Ukraine

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In Deutschland sind nach einer ZDF-Umfrage 55 Prozent der Menschen dafür, dass Öl- und Gaslieferungen aus Russland gestoppt werden, auch wenn es zu Versorgungsproblemen kommt. 39 Prozent sind nicht dafür.

Doch die Ampel-Regierung sträubt sich gegen einen Boykott – noch. Die Bundesregierung verurteilt diesen Krieg, aber überweist jeden Tag circa 200 Millionen Euro in Putins Kriegskasse und finanziert damit diesen brutalen Vernichtungskrieg und Völkermord in der Ukraine mit. In riesigen Demonstrationen fordern wir zwar „Stoppt den Krieg“, aber bezahlen dann doch wieder auf Energie-Umwegen und Abwegen diese Waffen.

Es ist richtig, dass die Berliner Regierung zurückhaltend reagiert, wenn der ukrainische Botschafter Andrij Melnik in einer ARD-Sendung „Waffen, Waffen, Waffen“ und eine „sofortige Flugverbotszone über der Ukraine“ fordert. Das könnte zu einer Eskalation des Konflikts und sogar zum dritten Weltkrieg führen. Sogar zum Atomkrieg. Aber es ist absolut unverantwortlich  – da hat der Botschafter recht – dass wir selbst jetzt noch Putins Krieg mitfinanzieren.

Beim Thema Öl- und Gas-Boykott gegenüber Russland ist die EU gespalten. Sie hat soeben beschlossen: „Ja, vielleicht, aber wohl später.“ Polen und die baltischen Staaten sind eher dafür, aber Deutschland, Österreich, Ungarn und Italien gehören zu den Bremsern, weil sie noch mehr als fast alle anderen von russischen Lieferungen abhängig sind.

Obwohl Klimaminister Robert Habeck seit Wochen verkündet: Die Lichter und Heizungen gehen in Deutschland nicht aus, unsere Speicher sind gut gefüllt, warnt Außenministerin Anna-Lena Baerbock vor einem Boykott der fossilen Rohstoffe aus Russland.

Ganz anders die Deutsche Umwelthilfe. Sie zeigt in einem 15-Punkte-Sofort-Programm wie sich Deutschland aus der russisch- fossilen Schlinge um unseren Hals lösen könnte.

Die wichtigsten Programm-Punkte:

  • Solaranlagen sofort auf alle öffentlichen Gebäude
  • Tempolimit 100/80/30
  • Verbot für den Einbau fossiler Heizungen
  • Sofort-Start einer Sanierungswelle für Altbauten
  • Solarmodule auf Balkone
  • Temperatursenkung in öffentlichen Gebäuden
  • Keine staatlichen Geldgeschenke mehr für Plag-in-Hybride
  • Einführung eines 365-Euro-Klimatickets
  • Verbot von Inlands-Kurzstreckenflügen.

Um die Energieversorgung zu sichern, setzen im ZDF-Polit-Barometer 92 Prozent der Befragten auf den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien und auf Energiesparen. Das wäre nicht nur mehr Unabhängigkeit von Russland, wirkliche Solidarität mit der Ukraine und mehr Klimaschutz, es wäre auch ein hilfreiches Investitionsprogramm für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Denn wahr ist: Nur erneuerbare Energien sind „Freiheitsenergien“ (Christian Lindner), aber sie sind auch Friedensenergien.

Um fossile Rohstoffe wurden und werden seit über hundert Jahren Kriege geführt, um Sonne und Wind kann kein Potentat dieser Erde einen Krieg führen. Die Sonne hat einen Sicherheitsabstand zur Erde von 150 Millionen Kilometer. Unerreichbar auch für Wladimir Putin. Das hat die Natur oder die Evolution oder Gott klug und gut gemacht.

Frieden mit der Natur ist möglich

Voraussetzung ist freilich die rasche Umstellung auf hundert Prozent erneuerbare Energie. Die genannten Sofortmaßnahmen sind dafür eine richtige und wichtige Hilfestellung. Kein Frieden in der Welt ohne Frieden mit der Natur.

Besonders erfreulich ist, dass sämtliche notwendigen neuen Technologien vorhanden und erprobt sind.

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Über diese Kolumne

„Lust auf Zukunft“ will unser Kolumnist Franz Alt vermitteln. Ob Energie, Politik, Gesellschaft, Familie oder Umwelt - überall ist der Wandel möglich und durch den Wandel eine bessere Welt für uns alle

Franz Alt
Dr. Franz Alt, Jahrgang 1938, war 20 Jahre lang leitender Redakteur und Moderator des ARD-Magazins "Report". Heute arbeitet er als freier Autor und Kolumnist. In der edition chrismon gibt es von ihm das Buch zu seiner Kolumne: "Die Alternative. Plädoyer für eine sonnige Zukunft."

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