Porträtbild junge Frau
Paula Lucassen
Jemand zum Reden
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
28.05.2020

Ich freue mich. Erst neulich hatte ich meine Freundin Lotta gefragt, was sie und ihre Kollegen jetzt brauchen. Lotta pflegt Covid 19-Patienten auf der Intensivstation. Schutzkittel und Mundschutz seien genug da, das hatte sie schon vorher erzählt. Auch wären sie gut besetzt, die befürchtete Corona-Welle kam ja dann doch nicht. Lotta hatte etwas überlegt und dann gesagt: "Es wäre gut, wenn wir jemanden zum Reden hätten. Einen Psychologen vielleicht."

Denn: Es gäbe durchaus Kollegen, die jetzt mit großer Angst zum Dienst kämen. Sich kaum in die Nähe der Patienten trauten. Oder nach der Schicht ihre Kinder zu umarmen. Lotta gehört nicht dazu. Aber auch sie erwischt sich manchmal bei solchen Gedanken: Was, wenn die Lüftungsanlage doch nicht alle Aerosole wegsaugt? Was, wenn der Mundschutz im falschen Moment abrutscht? "Es ist immer ein Extrablick nötig: Habe ich auch an alles gedacht? Eine permanente Anspannung."

Nun, Lotta sprach´s - und heute lese ich in einer Pressemeldung: Es gibt eine neue kostenlose psychologische Telefonberatung für Pflegekräfte, die sich durch die Corona-Krise belastet und bedrückt fühlen. Über 100 Psychotherapeuten beteiligen sich daran. Find ich gut!

Zumal es erschreckende Zahlen gibt: Pflegekräfte fehlen doppelt so häufig wegen psychischer oder Verhaltensstörungen wie andere Berufstätige. Und sie nehmen sehr viel mehr Antidepressiva als der Bevölkerungsdurchschnitt. Beides übrigens ist in der Altenpflege noch ausgeprägter als in der Krankenpflege. Die Zahlen erhob die Techniker-Krankenkasse vor einem Jahr. Also schon lange vor Corona.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.

Kolumne