Ein Prosit auf Jesus, den Freund der Sünder!
Enthaltsamkeit, Schweigen und Verinnerlichung? Bitte nicht!
Lena Uphoff
15.12.2011

Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel steht im Evangelium des Matthäus: „Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er ist besessen. Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; so sagen sie: Siehe, was ist dieser Mensch für ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden aus ihren Werken.“ Jesus, nicht weltabgewandt, ist den Frommen ein Gräuel, weil er mit den Sündern speist und Wein trinkt. Ich diskutiere darüber besonders gern mit jenen Menschen, die das heiligmäßige Leben in der „Entweltlichung“ finden, in Enthaltsamkeit, Schweigen und Verinnerlichung.

Wenn man die Sätze aus dem Matthäusevangelium (Mt 11,18 f.) liest, könnte man formulieren: Askese, wie sie Jesu Freund Johannes, der Täufer, praktiziert, ist nicht falsch, aber der Weg des Mannes aus Galiläa ist sie nicht. Er geht dorthin, wo die Leut’ sind. Er sitzt mit ihnen zusammen und redet mit ihnen. Nicht von oben, belehrend, mit ausgefahrenem Zeigefinger – auf Augenhöhe, als Freund spricht er mit den Zöllnern und Sündern.

Tröstlich. Und es ist zugleich die größte Herausforderung. Sich einlassen und dabei maßvoll bleiben ist schwerer als radikale Entsagung, totaler Verzicht oder völlige Hingabe, euphorische Schwelgerei. Totale Stille oder ohrenbetäubender Lärm, Nichtstun oder Stress – die beiden Seiten derselben Medaille.

Wenn wir darüber reden, gerne bei einem Gläschen Wein, einem duftenden Espresso oder frisch gepresstem Apfelsaft, sind wir uns schnell einig, dass die Balance unsere unstillbare Sehnsucht ist. Eigentlich gibt es nach unserer Erfahrung nur zwei Zustände aller Dinge: zu wenig oder zu viel davon. Deswegen mauern wir uns ein hinter Regeln und Plänen, zwischen Verträgen und Tabellen, weil wir nach der Gerechtigkeit suchen, was nichts anderes heißt als: das gerechte, das uns zustehende, das richtige Maß.

Ich habe jüngst einen Beitrag über Clemens von Alexandria gelesen, der zu Beginn des dritten Jahrhunderts den „Paidagogos“ geschrieben hat, den ersten christlichen Lebensratgeber. Er richtete sich damit an die christliche Oberschicht in Alexandria. Clemens fordert sein Publikum nicht zum Verzicht auf, sondern zum maßvollen Genuss von Wein, Essen und Schlaf: „Denn überhaupt darf man den Menschen von allem, was ihnen von der Natur gegeben ist, nichts mit Gewalt nehmen, vielmehr muss man für alles nur das richtige Maß und die richtige Zeit bestimmen.“

Radikales Christsein ist befreites Leben.

Das Spannendste, was ich diesem Text der Kirchenhistorikerin Katharina Greschat entnahm, war die Information, von welcher Gruppierung sich Clemens mit seinem Buch abgrenzen wollte: keineswegs von den Verfechtern maßlosen Genusses, sondern von den sogenannten „Enkratiten“, einer Spezies besonders frommer, leib- und weltfeindlicher Christen, die in der Oberschicht der Metropole die Verachtung aller schönen Dinge propagierten. Denen hielt der weise Clemens entgegen, dass die Freude am Wein den Christen schon deshalb nicht verboten sein könne, weil Jesus selbst Wein getrunken habe, und zwar nicht nur bei der Hochzeit von Kanaa.

Radikales Christsein nach Clemens ist befreites Leben. Die Menschwerdung Jesu, so führt er aus, heiße: Er habe nicht nur unser Leiden auf sich genommen, sondern auch das Fleisch befreit. Wir dürften also in Ruhe altern, Falten und graue Haare kriegen – und eben auch mal einen Happen zu viel essen oder ein Gläschen über den Durst trinken –, da wir ja unsere endgültige Erfüllung nicht im Diesseits suchen müssten; die würde uns in der Ewigkeit zuteil.

Also: Auch nach den Feiertagen nicht übertreiben, keine Nulldiäten. Und Schluss mit dem Haarefärben, mit Enthaarungs­creme und Toupets. Überlassen wir den sinnlosen Kampf um die ewige Jugend lieber gewesenen italienischen Regierungschefs. Setzen wir uns lieber mit den anderen Sündern zu Tisch und plaudern darüber, was das Jahr 2012 so alles an schönen, neuen Genüssen bringen könnte.

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Jesus sagte, dass man über ihn sagt, er würde trinken und viel essen und seine Zeit mit Sündern verbringen. Ja, er saß am Tisch mit Sündern, um mit diesen über Gerechtigkeit zu reden. Er bestätigt nicht, dass er gesündigt hätte. Damals behaupteten auch die gleichen Leute (Pharisäer), Jesu Wunder wären aus der Kraft Satans gezeugt. Gestimmt hat dies aber auch nicht. Jesus war frei von Sünde. Also hat er auch keinen Alkohol getrunken oder Völlerei betrieben. Der Wein, den er trank war nicht fermentiert und daher eine Art Traubensaft. Wer des Englischen mächtig ist, kann hier die genauen Zusammenhänge studieren: http://www.johnhamelministries.org/wine_lie_Jesus.htm

Zu verbreiten Jesus hätte dem Weltlichen gefrönt, ist eine ähnlich schlimme Irrlehre, wie, dass man für immer gerettet sei, wenn man sich einmal zu Jesus bekannt hat. Dies stimmt nicht, wer weiterhin sündigt, verliert sein Errettung erneut und sollte Buße tun.

Die Menschen neigen stets dazu, lieber "Wohlfühl-Christen" zu sein, als nach dem Wort Gottes zu leben. Bitte besinnt euch und kommt auf den richtigen Weg. Es ist schwer, aber nur so bekommt man das Heil und wird nicht gerichtet.

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