Von Demut, Helden, Kämpfern
Felix EhringLena Uphoff
23.01.2012

Der Start in die Rückrunde war ein Start mit Demütigungen, jedenfalls war es so im Internet zu lesen. Den schön herausgespielten und grandios verteidigten Sieg der Gladbacher gegen die Bayern bezeichnete eine große Nachrichtenseite als Demütigung für die Bayern. Und als der HSV dann am Sonntag gegen den BVB unterging, gab es einen ähnlichen Anreißer mit der Erkenntnis, der HSV sei gedemütigt worden.
 
Mittlerweile sind diese Worte wieder verschwunden aus den Texten, wozu man nur gratulieren kann. Denn es ist eine glatte Übertreibung, die sportliche Überlegenheit einer Mannschaft als Herabsetzung der anderen zu bezeichnen. Demut ist ein Gewinn des Demütigen – die Erkenntnis, dass da jemand besser ist, stärker, etwas besser kann. Das passiert im Sport ständig und ist kein Problem. So ist das, wenn man sich mutig misst.

Fußballhelden – Überlebenskämpfer

Eine Demütigung hingegen hat mit Sport wenig zu tun. Wer demütigt, der erniedrigt, der will dem anderen bewusst schaden. Deshalb ist jeder Sportredaktion zu gratulieren, die das Wort „Demütigung“ auf die schwarze Liste setzt.
 
Die Winterpause hat vermeintliche Helden geerdet: Der ehemalige Premier League-Spieler Dietmar „Didi“ Hamann, Gewinner der Champions League und anderer Titel, hat Alkoholprobleme und eine Spielsucht eingestanden. Er verwettete Hunderttausende beim Cricket, ausgerechnet.
 
Und Ailton, der unfassbare ehemalige Werder-Stürmer, lässt sich im australischen Hinterwald vom dicken Dirk Bach und anderen Helfershelfern von RTL piesacken. Verantwortliche von Werder Bremen vermuten, Ailton habe Schulden. Zumindest sei er schlecht beraten worden und habe andere sein Geld verwalten lassen. Angeblich könne Ailton nicht richtig lesen und schreiben, war in der SZ zu lesen. Fußballhelden – Überlebenskämpfer.
 
Sonstige Erkenntnisse der Winterpause: 1. Wenn es keine Sportschau gibt und kein Spitzenspiel, das geguckt werden könnte, ist das Wochenende deutlich länger. 2. Leider bietet der Wintersport wenig, was wirklich Ersatz wäre. Zwar sind die Deutschen in diversen Eiskanal-Sportarten auf Jahre hinaus unschlagbar – das könnte man immer vor dem Fernseher feiern. Aber erstens sieht jede Abfahrt quasi gleich aus, und zweitens schießt niemand ein Tor.

Das ist also kein Ersatz.

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