Alles oder nichts? Wir versuchen es mal mit Wahrscheinlichkeitsrechnung
Felix EhringLena Uphoff
Tim Wegner
10.04.2012

Hoppla, sind wir bei der WM? Alles steuert nun auf dieses eine Spiel zu, Dortmund gegen Bayern, DAS Endspiel – obwohl danach noch vier Spiele ausstehen, in denen jede Mannschaft zwölf Punkte holen kann. Theoretisch.

Aber faktisch ist es so: Wenn Dortmund das Spiel am Mittwoch gewinnt, haben sie sechs Punkte Vorsprung. Da müsste schon viel zusammen kommen, so eine Führung noch zu verspielen. Die Floskel vom Endspiel – hier ist sie gerechtfertigt. Nun sind wir keine Propheten. Aber trotzdem wollen wir mal versuchen, ein paar Szenarien aufzustellen.

Drei Szenarien und eine Gelbe Wand

Szenario 1: "Dortmund liegt den Bayern nicht." Ja, das war so in den vergangenen Spielen. Zwei Spielzeiten hintereinander haben die Dortmunder in München gewonnen. In der Saison 2010/2011 gingen beide Vergleiche an Dortmund, also auch das Heimspiel. Zufall ist das nicht. Während die Bayern unter van Gaal wie auch unter Heynckes viel Wert auf Ballbesitz und Dominanz legen, konzentrieren sich die Dortmunder auf schnelle Gegenangriffe. Mit wenigen Spielzügen kommen sie vor des Gegners Tor. Dass es genauso wieder kommen wird, ist dieses Mal aber nicht gesagt.

Die Bayern haben viel Selbstvertrauen, nach den vielen – wenn auch teilweise  mühsamen - Siegen. Diese Sicherheit ist wichtig für ein ballbesitzorientiertes Spiel. Sicherheit geschaffen hat auch der Seitenwechsel von Philipp Lahm auf rechts. Läuft der BVB dann viel hinterher, kostet das auch viel Kraft. Dortmund liegt den Bayern nicht: Hätten wir im Januar noch gut und gern 80 Prozent für dieses Szenario geben, so sind es jetzt nur noch 60 Prozent.

Drängeln wie auf der Autobahn

Szenario 2: "Die Bayern gehen in Führung". Und dann? Dann beginnt es in den Köpfen der Dortmunder zu rattern: "Heute können wir alles verspielen." Denn wenn Bayern gewinnt, übernehmen sie die Tabellenspitze. Darunter könnte die Konzentration der Dortmunder leiden, die vor zehn Tagen auch schon eine Führung gegen Stuttgart hergeschenkt haben. Und wer sich nicht mehr konzentrieren kann, wer ins Schwimmen gerät, wer statt Unterstützung den wachsenden Frust der "Gelben Wand" (Südtribüne) spürt, der schenkt Räume her. Und die Bayern haben mit Robben, Müller und Ribery ausgewiesene Konterspieler. Und im 16er mit Gomez einen echten Vollstrecker. Wahrscheinlichkeit: 40 Prozent.

Szenario 3: "Unentschieden." Ein Ergebnis, das Dortmund nichts kaputt macht, aber auch beiden Teams nicht so richtig hilft: Dortmund wäre immer noch vorn, hätte die Bayern aber noch dichter im Rückspiegel. Bayern könnte noch mehr von hinten drängeln, mit Lichthupe, um im Bild zu bleiben, hätte dieses nervige, leuchtendgelbe BVB-Mobil aber immer noch nicht überholt.

Unentschieden ist am Saisonende meist zu wenig

Während die Bayern also in der Bundesliga auf ihrem persönlichen ersten Verliererplatz blieben (Platz 2), rückt das Spiel gegen Real Madrid immer näher. Das ist nämlich schon nächste Woche. Und Real Madrid ist nicht Augsburg, das kostet auch mental einige Körner mehr. Wahrscheinlichkeit für Szenario 3: 25 Prozent.

Und was will man als Zuschauer? Mal ehrlich: Ein Unentschieden ist emotional selten so ergiebig wie eine bitterwahre Niederlage oder ein Sieg! Sieg! Sieg! Und es nützt diese Saison auch kaum einer Mannschaft: Die Anwärter auf die Europa-League brauchen Siege, die Abstiegsgefährdeten ebenso. Unentschieden sind am Ende dieser Saison einfach zu wenig. Fragen Sie mal bei Leverkusen oder dem HSV nach, die sich am Sonntag 1:1 getrennt haben.

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