Felix EhringLena Uphoff
02.04.2012

Ostern naht. Mit der Auferstehung nahm Jesus Christus den Gläubigen die Angst vor dem Tod und verbreitete – Hoffnung. Weniger existentiell, aber für Fans ähnlich dramatisch geht es derzeit in der Bundesliga zu, wo Hoffnung das alles durchdringende Gefühl bleibt, weil noch kein Platz in der Tabelle fest vergeben ist.

Wie man mit Hoffnung und der damit verbundenen Angst umgeht, zeigt vorbildlich Stale Solbakken, Trainer des 1. FC Köln. Gestern entschied die Vereinsführung des FC, dass Solbakken im Amt bleiben soll. Aber wie sie das tat, das erinnerte sehr an einen Aprilscherz.

In Köln bleibt die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst

Ein Hin und Her war es im Geißbockheim, wie die Presse berichtet. Die Vereinsführung beriet, zwischendurch gab es Kolportagen über einen Nachfolger, der bildzeitungsähnliche „Express“ startete einen sogenannten „Liveticker“ über die Entwicklungen. Schließlich gab es die halbherzige Zusage der Funktionäre an Solbakken, dass er weitermachen darf – unter Beobachtung und mit Reingerede aus dem Verein. Reichlich absurd, das Ganze.

Der 1. FC Köln bleibt ein Karnevalsverein. Dort ist die Lage wie eh und je hoffnungslos, aber nicht ernst. Solbakkens ironischer Umgang damit ist bemerkenswert. Als am Samstag bei der Pressekonferenz sein Telefon klingelte, sagte er ins Mikrofon, seine Frau wolle wohl wissen, ob er noch seinen Job habe. Wer trotz hoher Anspannung so souverän bleibt, ist vermutlich genau der Richtige für den stressigen Saison-Schlussspurt. Jedenfalls macht er mehr Hoffnung als die Vereinsführung des FC.

Verein ohne Spieler, Hoffnung als Prinzip

Nun stellen sie sich vor, es ist Bundesliga, aber kein Spieler geht hin. So könnte es demnächst den Verantwortlichen von Werder Bremen ergehen. Gleich 13 Spielerverträge laufen zum Saisonende aus, und die Qualifikation für die Europa League ist nach dem 0:3 gegen Mainz mehr als fraglich. Reicht es nicht für die internationalen Plätze, werden die wenigen verbliebenen Spitzenspieler vermutlich nicht bei Bremen bleiben.

Doch an der Weser bricht deshalb kein Chaos aus wie in Köln. Seit längerem ist die Hoffnung auf bessere Spiele das Mantra von Werder-Manager Klaus Allofs. Vielleicht hofft man in Bremen schon zu lange, denn die Mannschaft versinkt immer mehr im Mittelmaß. Die einstigen Knallerspiele mit vielen Toren sind rar geworden. Es wird spannend zu sehen, ob es den Bremern Glück bringt, ganz auf das Prinzip Hoffnung zu setzen. Riskant ist es allemal. Aber man würde ihnen eben auch gönnen, wenn das klappt. Denn wenn sich die Hoffnungen anderer Leute trotz schlechter Vorzeichen erfüllen, klappt es ja vielleicht auch mit den eigenen.

 

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