Foto: Monika Höfler
Ob es das Richtige ist – für jemanden, der am liebsten pure, weiße Wände mag? Aber wer schenkt, will auch was von sich selber geben
27.02.2014

Ein großes Jubiläum naht. Was wünschst du dir?, fragt der ­beste Freund über WhatsApp. Sinnigerweise fügt er ein Foto seines neuesten Bildes an – er ist Hobbymaler. Weil die Nachfrage elektronisch kommt, hat Mareike Zeit zu überlegen. Eigentlich wollte sie, dass die Gäste ausschließlich für einen guten Zweck spenden, denn sie hat ja alles. Das hat sie auch auf die Einladung geschrieben. Aber jetzt merkt sie: Der Freund will ihr ein persönliches Geschenk machen, eines, in dem er sozusagen selbst präsent ist. Eigentlich eine schöne Idee...

Wie schenkt man richtig - und wie geht man mit Geschenken um - Susanne Breit-Keßler verrät, was sie mit ungeliebten Geschenken macht.


Andererseits: Sie hat schon so viele Bilder von ihm und weiß nicht mehr, wohin damit. Es ist wie mit den feinen Metallarbeiten des Kollegen, den selbst bemalten Seidenschals der Nichte und den Produkten all derer, die im Gefolge sämtlicher Kochshows dieser Erde sich zur Sterneküche berufen fühlen. Mareike isst nicht viel, um den Hals, auch wenn er faltig ist, mag sie keinen Stoff, um den Kopf schon gar nicht. Sie schätzt Glas und Holz mehr als Metall. Und die meisten ihrer Wände sind puristisch blank. Da wird nichts aufgehängt. Das wissen die anderen auch alles – und trotzdem bekommt sie immer wieder Selbstgefertigtes.

Soll sie jetzt sagen: „Ach nein, ich brauche keine Bilder mehr von dir?“ Schals, Schüsseln und eingelegte Kürbisstücke mit ­lässiger Geste zurückweisen? Das kann man machen – aber in dieser verletzenden Direktheit nur um den Preis der Freundschaft. Mareike freut sich außerdem wirklich über das Bild und nimmt auch alles andere, was für sie extra gemacht wurde, gern ent­gegen. Es sind schließlich ihre Freunde und allerbesten Kollegen, die so liebevoll an sie gedacht haben. Und sie weiß, alle diese Menschen hoffen, dass sie merkt: Wir haben dich doll gern, und wir schenken dir ein Stück von uns.

Schenkende sind heilfroh, wenn sie einen Tipp bekommen

Wer schenkt, möchte nicht zurückgewiesen werden. In dem, was er oder sie gibt, steckt ja meist die Liebe, die Sympathie, die man für den anderen empfindet. Wer beschenkt wird, weiß, dass der andere ihn liebevoll wahrnimmt und signalisiert: Dich ­meine ich – dich, so wie du bist. Wer schenkt, gibt immer auch einen Teil von sich her, gibt eigene Gedanken und Gefühle für den Beschenkten preis. Das kann man nicht einfach abtun. Deshalb überlegt Mareike, wie sie künftig mit solchen Präsenten umgeht.  Zum Beispiel kann sie sich etwas wünschen: ein kleines Bild  für den Arbeitsplatz oder eine Obstschale aus Buche.


Oder sie wünscht sich ein Seidentuch für die Mitarbeiterin – die trüge es bestimmt gern. Von so einem hübschen Anblick hätte Mareike dann auch etwas. Warum muss man immer alles für sich behalten? Teilen macht schließlich Freude. Sie könnte auch fragen, ob die Freundin sich, statt Oliven in Salzlake zu machen, mal an einem Artischockenpesto ver­suchen würde – das isst Mareike nämlich für ihr Leben gern. Oft sind die Schenkenden, die sich das Hirn zermartern, wie sie eine Freude machen können, heilfroh, wenn sie einen Tipp ­bekommen. Oder man sich etwas ganz Konkretes wünscht.

Mit Feuereifer gehen sie dann zu Werk – weil sie wissen: Das wird garantiert ein Treffer! Es macht nichts, dass die Überraschung dann nicht mehr ganz so groß ist. Hauptsache, beide finden sich darin wieder. In einem Geschenk sollen sich beide spiegeln, Geber und Empfänger. Sie tun das umso erfolgreicher, je mehr Aufmerksamkeit für den Beschenkten, je mehr Freiheit für den Geber drinsteckt. Danke schön!

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Sehr verehrte Fraau Breit-Keßler, Ihr kluger Artikel rührte bei mir an ein "Problem", da mir im nächsten Monat mit meinem 75. Geburtstag auch ein "Großereignis" ins Haus steht: Auch ich hatte nur um Spenden für einen wohltätigen Zweck gebeten, doch erste Anrufe sind bereits vermerkt worden: Was tun?
Eine taktvolle Anfrage könnte zum Beispiel in einer Einladung zu einem Opern- oder Konzertabend oder in das Lieblingsrestaurant des zu Beschenkenden münden. Auch ein gemeinsames, liebevoll vorbereitetes Picknick in einer schönen Jahreszeit wäre eine Möglichkeit. Auch ich möchte keine Bücher, KPM-Tassen oder CDs mehr haben, meine elektrische Eisenbahn habe ich schon vor Jahren verkauft! So etwas läßt sich nach den finanziellen Möglichkeiten des Schenkers und dem Grad der Zuneigung durchaus differenzieren. Eine probate Lösung für diese Frage gibt es nicht!
Danke, daß Sie das Thema aufgegriffen haben.
Mit freundlicher Empfehlung
Jürgen Hagenmeyer

Dr. Jürgen Hagenmeyer
Lindenstr. 2

D-22880 Wedel (Holstein)
Telefon: +49 (41 03) 9 03 34 29

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Vielen Dank, für Ihren Artikel zum Schenken. Sehr witzig Ihre Idee mit dem Bild, da ich auch male. Ich würde aber nie jemand ein Bild schenken, der es nicht ausdrücklich möchte.
Dieses Thema hat mich schon öfters beschäftigt. Nahezu bei jeder Einladung zu einem Geburtstagsfest wird man aufgefordert für einen bestimmten Zweck zu spenden. Ich empfinde das lieblos und belehrend, besonders wenn es sich um liebe Freunde oder Verwandte handelt. Es gibt 2 Ausnahmen, bei denen Spenden angebracht sind: wenn man den Gastgeber nicht sehr gut kennt oder bei einem Todesfall statt Kränzen.
Ich persönlich frage meine Lieben immer was sie sich wünschen und sage frei heraus, dass ich nicht spenden möchte, weil ich meine eigenen Projekte habe. Da ist es mir noch lieber, wenn sich jemand eine finanzielle Beisteuer für eine schöne Reise oder Ähnliches wünscht. Auch Konzert- oder Theaterkarten, Blumen- oder Buchgutscheine oder ein Einkaufskärtchen fürs nächste Delikatessengeschäft kommen immer sehr gut an.

Carola Macher

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Zu dem Thema des "Mitbringen" zu einer Einladung, baten Sie im letzten Heft um Ansichten oder, Erfahrungen! gerne möchte ich Ihnen sagen, wenn mein Mann und ich kleine Essenseinladungen geben, schreiben wir in unsere Einladung (oder sagen es am Telefon) bitte nichts mitbringen, Eure Zusage und Euer Kommen sind ein Geschenk! (Schließlich werden ja meistens die Einladungen erwidert) In Todesfällen, haben wir eine Erfahrung gemacht, die wir für uns auch gut fänden, statt zugedachter Kranzspenden , pflanzt einen Baum oder lasst einen Pflanzen. Da gebe ich auch gerne eine nächste Erfahrung weiter die kommt aus einem Südamerikanischen Land: dort gibt es eine Organisation die heißt Grüne Blätter" (hojas verdes in spanisch) dort kauft man symbolisch ein Blatt zu einem Preis der anonym bleibt, die Preise differenzieren. Die Summen die zusammenkommen bei dieser Organisation werden zur Aufforstung eingesetzt, dort wo es dringend notwendig ist.
Mit freundlichen Grüßen Ihre begeisterte Leserin
Barbara Andreae

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