Organspenden ja - aber nur selbstbestimmt
Für Organspenden zu werben, ist sinnvoll. Aber es hat seine engen Grenzen am Selbstbestimmungsrecht der Menschen

Es gibt viel zu wenige Organspender, gerade in Deutschland – so wird seit vielen Jahren zu Recht beklagt. Rund 12 000 Menschen warten auf ein Spenderorgan, für mehr als 1000 im Jahr kommt es zur Lebensrettung zu spät.

Endlich haben sich die Spitzen der Bundestagsfraktionen auf eine Lösung geeinigt: In regelmäßigen Abständen soll künftig die Organspendebereitschaft abgefragt werden. Ein Brief mit Informationen soll bereits in diesem Jahr von den Krankenkassen verschickt werden.

Fragwürdig wäre, wenn jeder von vornherein als Organspender gelten würde

Prompt gab es an diesem Vorschlag – auch aus Kirchenkreisen – Kritik. Das österreichische Modell sei besser, das vorsehe, dass jeder, der keine Erklärung abgebe, ob er zur Organspende bereit oder nicht bereit sei, ein potenzieller Spender sei.
Wir haben uns als evangelische Kirche dagegen immer gewehrt. Denn wir halten es für einen gravierenden Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht der Menschen, wenn jeder von vornherein als Organspender gilt – es sei denn, er oder sie hat sich dagegen ausgesprochen.

Es kann plausible Gründe geben, wenn jemand nichts zu einer möglichen Organspende aufschreibt: Manche Menschen mögen oder können sich damit nicht befassen, weil sie nicht wissen, welche Tragweite ihre Bereitschaft zur Organspende hat. Oder sie sehen sich aus gesundheitlichen Gründen außerstande, eine solche Erklärung zu verantworten. Wenn sich jemand nicht entscheiden kann oder will, darf ihn das nicht automatisch zum Organspender machen. Sonst könnte es zu eigentlich nicht gewollten Organentnahmen kommen. Das können wir als Kirche kaum befürworten.

Die Zustimmung ist grundsätzlich ethisch nicht höherwertig als eine Ablehnung

Deswegen freue ich mich über die jetzige Lösung. Jeder und jede wird  gebeten, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen – und kann frei entscheiden, ob er/sie das tun will oder nicht. Und jeder kann entscheiden, ob er nach dem Ableben eigene Organe zur Verfügung ­stellen möchte. Ich bin nicht sicher, ob sich damit schon genügend Organ­spender finden werden. Deswegen ist weiterhin eine intensive Aufklärung nötig, ebenso wie die Kliniken stärker in die Pflicht genommen werden müssen, sich um Organe zu bemühen.

Mir selber ist es wichtig, dass die Zustimmung zu einer Organspende nicht als die ethisch höherwertige Entscheidung gegenüber einer Ablehnung angesehen wird. Es gibt ethische Gründe, eine Organspende abzulehnen. Etwa wenn die Angehörigen bei einer möglichen Organent­nahme in seelische Probleme geraten, weil sie nach ihrer Ansicht nicht richtig Abschied nehmen können vom Verstorbenen.

Ein Zusammenhang zwischen der Zunahme von Patientenverfügungen und dem Mangel an Organspenden

Auch die Bewertung des Hirntods, der zwar ein medizinisch sinnvolles Zeichen des biologischen Todes sein mag, ist wieder neu umstritten. Er sagt nichts über die theologische Frage aus, zu welchem Zeitpunkt der Mensch tatsächlich in das Reich Gottes abberufen ist. Dass manche Menschen am Lebensende nicht schon den Hirntod, sondern erst einen späteren Zeitpunkt als Lebensende anerkennen wollen, kann ethisch nicht kritisiert werden.

Es scheint auch ein Zusammenhang zu bestehen zwischen der wachsenden Zahl von Patientenverfügungen, in denen ja oft in­tensivmedizinische Behandlungen ausgeschlossen werden, und dem Mangel an Organspenden.

Die Lösung, die unsere Politiker jetzt vorgelegt haben, begrüße ich, weil aus ­einer Nichterklärung zur Organspende nicht automatisch eine Zustimmung abgeleitet wird. Eine nachdrückliche Auf­forderung zur Erklärung über die per­sönliche Bereitschaft zur Organspende befürworte ich.

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Vielleicht hilft bei der Entscheidung "Organspende ja oder nein" ja die einfache Frage: Möchte ich im Falle des Falles (und der kann schneller eintreten als einem lieb ist) ein Spenderorgan haben oder nicht?
Und wie steht es, wenn mein Kind plötzlich eine neue Leber oder ein neues Herz braucht?
Wer dann möchte, daß ihm diese Ultima Ratio offensteht, der sollte auch bereit sein, zu spenden.

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Es geht um OrganHANDEL, also um ein Geschäft. Den Geschäftsinteressen der Bundesärztekammer und der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) werden Menschenleben geopfert. Die Volksvertreter schauen untätig zu. Inzwischen ist klar: Das Hirntod-Konzept ist ein TÖTUNGS-Konzept. Dieses Marketingkonzept ist gut für die Geschäfte mit den Organen, für die Betroffenen ist es im Effekt aber ein TÖTUNGS-Konzept. Die juristische Aufarbeitung hat gerade erst begonnen. Die Staatsanwaltschaft Berlin ist mit der Sache befaßt.

Hier der Text der Strafanzeige, einschließlich PDF zum Unterschreiben und Abschicken - für alle, die es satt haben:
http://www.spkpfh.de/Strafanzeige_wegen_Mordes_gegen_Bundesaerztekammer_und_DSO.htm

Na toll, Herr Pfarrer Friedrich. Wo bleibt in Ihrem Kommentar die Menschlichkeit? Ihre Argumente sind mir viel zu herzlos, zu technisch und zu juristisch verschwurbelt. Sie schreiben: "Wenn sich jemand nicht entscheiden kann oder will, darf ihn das nicht automatisch zum Organspender machen." Aber dass es ihn automatisch zum NICHT-Organspender macht, und ein potenzieller Spender nicht mehr weiterleben kann - das stört Sie nicht? Warum können wir nicht von jedem Bürger dieses bis in alle Ritzen vom Staat durchgeplanten Landes verlangen, sich ein einziges Mal zu einem "Ja" oder "Nein" durchzuringen? Dann hat jeder ja immer noch die Option, diese Meinung, wann immer er will, zu revidieren. Das von Ihnen in Abrede gestellte Selbstbesimmungsrecht bleibt doch in jedem Falle erhalten. Sie tun gerade so, als ob es Bestrebungen gäbe, ohne eine Erklärung jemandem zum Organspender zu machen. Das will hier niemand (obwohl das in dem christlichen Spanien sogar Gesetz ist). Zu Ihrem Argument, Angehörige könnten von ihren Verstorbenen keinen Abschied nehmen, nur soviel: Wo haben SIe diesen Unsinn aufgeschnappt?

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Was soll das heißen: immer mehr Menschen warten auf ein Spenderorgan ?

Bischof a. D. Friedrich zitiert die Politik mit den Worten: 12000 Menschen warten auf ein Spenderorgan ...
Ich möchte darauf hinweisen, dass u.a. UniKrankenhausseelsorger R.M. Turek, Leipzig, zu einem Diskurs aufrief über die nicht aufgedeckten Hintergründe der immer größer werdenden Werbungen für sogenannte Spender von Organen. In einem sorgfältigen Papier stellt er seine Aufarbeitungen von Hintergrundfakten zur Verfügung, nämlich
diese z.B. zum Hirntod, welcher eine juristische Konstruktion ist- und zu dessen Feststellung einem Sterbenden viele Schmerzen und viel Stress zugefügt werden muss!!- und diese , warum es immer mehr werden auf dieser Liste: es wird verschwiegen, wie viele Organe abgestoßen werden vom Körper, wie viele Menschen dennoch danach sterben, wieviele Menschen lebenslang allerschwerst krank bleiben und nur mit teuersten und (von der Pharma-Industrie) überteuerten Medikamenten das Abstoßen verhindern müssen. Dieses bedeutet eine so hohe Schwachheit des Immunsystems , dass lebensbedrohliche Folgekrankeheiten auf der Tagesordnung stehen.
Dagegen aber steht ein ethisch nicht verantwortbares Drängen nach verunglückten und sterbenden jungen Menschen; denn woher sollen diese vielen Organe denn immer kommen ?

Auch ist der Begriff: "Spende" ein sachlich und ethisch falscher Begriff; denn spenden kann nur ein lebender Mensch, etwa seine zweite Niere oder wieder nachbildbares Rückemark.
Ein verungückter Mensch kann niemanden etwas spenden. Er selber bedarf aller Zuwendung, die es gibt, an palliativer, psychischer, geistlicher und auch bis zum Schluß -irdisch verstandener  lebensrettender Hilfe. Dem widersprechen alle Maßnahmen, um einen sogenannten Gehirntod feststellen zu wollen.
An einem Sterbenden darf nicht fremdbestimmt intensivmedizinisch gehandelt werden-!!!  aber davon erzählen betroffene Angehörige von Verunglückten immer wieder- und deren Stimme wird gewaltsam unterdrückt !!  Ich lehne daher  für mich persönlich und alle meine Lieben eine Organentnahme jederzeit ab; denn das Sterben gehört zu unserem Leben  dazu!

7. Mai 2012

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