Einfache Sprache
Einfache Sprache
Einfache Sprache
Pflanzen machen die Theologie viel frischer
Die Spur des Unverfügbaren? Die Einfache Sprache macht Schwieriges verständlich. Das ist manchmal auch entlarvend. Zwei hübsche Beispiele aus dem Veranstaltungs­ankündigungs­wesen
Heimito NolléAnnick Ramp
03.05.2023
4Min

Der erste Veranstaltungstipp:

"Klostertag Theologie im Kloster Kappel: In Pflanzen haucht sein Atem in die Welt. Eine Theologie der Gewächse"

Im Juni gibt es einen Kloster-Tag.

Du kannst einen ganzen Tag im Kloster verbringen.
Ein Theologe spricht über Pflanzen.
Theologen sind Wissenschaftler.
Sie forschen über Gott und den Glauben.
Gott hat die Bäume und Blumen erschaffen.
Darum wissen Theologen auch etwas über Pflanzen.

Heimito NolléAnnick Ramp

Heimito Nollé

In dieser Serie übersetzt der Schweizer Journalist ­Heimito Nollé theologische Texte in Einfache ­Sprache. Mal Bibeltexte, mal theologische Schriften, manchmal aber auch ­Dokumente aus der Kirchen­bürokratie. Sein ­Anliegen ist zum einen die Inklusion – also das Bemühen, Literatur auch jenen nahezu­bringen, die sich mit Lesen oder ­Schreiben schwertun. Nollé will aber auch aufklären und ­entlarven, wenn Kirchen­sprache allzu inhalts­frei und ­verschwurbelt ist. Die Texte erschienen zunächst im Schweizer "Bref"-Magazin. Nollé (­geboren 1970) ist Bref-­Redakteur und schreibt auch Aphorismen, also kurze Lebensweisheiten.

Pflanzen galten lange nicht viel. Für die Philosophie und Theologie beschränkte sich das vegetative Leben auf Wachstum und Vermehrung. (. . .) Heute wissen wir, dass Pflanzen viel mehr wahrnehmen als je gedacht. Pflanzen kommunizieren und sind ­Meisterinnen der Vernetzung.

Das Bild kehrt sich um: Pflanzen sind weltschöpferisch. Sie sind unsere Heb­ammen und unsere Ammen, denn ohne sie gäbe es uns Menschen nicht. Sie inspirieren uns mit guter Luft und fri­schem Grün, mit ihrer Formenharmonie und dem Vorbild ihrer kooperativen Lebens­form. Und sie trösten uns: Viel ­Hoffnung ruht auf ihnen und ihrer Anpassungs­fähigkeit angesichts von Klimawandel und globaler ­Krise der Lebensgrundlagen.

Das neue Pflanzenbild verlangt ­eine neue Theo­logie der Pflanzen: Sie sind als grüne Gnade zu verstehen. Auch die Theologie gewinnt dabei: Die Rede von der Gnade wird ­frischer, wenn man sie pflanzlich fasst.

Früher glaubten die Theologen: Pflanzen sind ziemlich dumm.

Pflanzen wachsen.
Und sie vermehren sich.
Sonst können sie aber nicht viel.
Heute wissen wir: Pflanzen sind viel intelligenter.
Sie nehmen viele verschiedene Dinge wahr.
Zum Beispiel Farben.
Oder Berührungen.
Pflanzen haben sogar eine eigene Sprache.
Sie stellen bestimmte chemische Stoffe her.
Dadurch können die Pflanzen Informationen austauschen.
Heute wissen wir auch:
Pflanzen sind für das Überleben von uns Menschen wichtig.
Durch den Klima-Wandel geht vieles kaputt.
Auf der Erde wird es immer wärmer.
Das führt zu Natur-Katastrophen.
Und viele Menschen haben nicht mehr genügend zu essen.
Die Pflanzen versorgen uns mit Sauerstoff.
Und sie geben uns Nahrung.
Pflanzen sind aber auch sonst gut für uns.
In der Natur ist es schön.
Wir sehen viele verschiedene Farben und Formen.
Dabei vergessen wir unsere Sorgen.
Und wir können uns gut erholen.
Auch Theologen sollten heute anders über Pflanzen denken.
Sie sollten erkennen: Pflanzen sind ein großes Geschenk für die Menschen.
Über Pflanzen nachdenken tut den Theologen gut.
Dadurch wird die Theologie gleich viel frischer.

Der Klostertag schafft Raum für ein Stück gemeinsamen Lebens, um geistlich, sinnlich und intellektuell aufzutanken. Dazu gehören die Tagzeitengebete, Zeit für Begegnungen und nicht zuletzt die Kloster­gärten.

Er richtet sich gleichermaßen an Laien und Pfarrpersonen.

Am Kloster-Tag hast du viel freie Zeit.

Du kannst mit anderen Leuten reden.
Oder an den Gebeten teilnehmen.
Du darfst auch im Garten von dem Kloster ­spazieren.
Dort ist es besonders schön.
Die Blumen leuchten in vielen Farben.

Überall duftet es.
Am Kloster-Tag dürfen alle dabei sein.
Du musst nicht Pfarrer sein.



Zweiter Veranstaltungstipp:

"Gespräch mit Hans Joas in der Paulus-Akademie in Zürich:
In der Reichweite des Heiligen"

Hans Joas ist ein berühmter Soziologe.

Soziologen denken über unser Zusammen-­Leben nach.
Jetzt kommt Hans Joas in die Stadt Zürich.

Einer weitverbreiteten Ansicht gemäß korreliert eine zunehmende Ver­wissen­schaftlichung aller Lebens­bereiche mit einer gleichzeitigen Abnahme religiöser Glaubens­annahmen. Die Entzauberung der Welt und das Theorem der Säkularisierung sind Bei­spiele für eine so verstandene Ver­hält­nis­bestimmung von fürwahr halten­dem Glauben und tatsachenbasiertem Wis­sen.

In perspek­tivenreichen Bei­trägen zeigt der in Berlin ­lehrende Sozio­loge und Sozialphilosoph Hans Joas, dass dieses Verhältnis auch anders be­schrieben werden kann. Die Kategorie des ­Heiligen spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Heilige (. . .) scheint sich nicht im Säurebad ­einer sezierenden Ratio­nalität auflösen zu ­lassen. Im Gespräch werfen wir Schlaglichter auf die Strahl­kraft des Heiligen in verschiedenen ­Facetten. Auf der Spur des Unverfüg­baren entdecken wir allenfalls Sinn­potenziale, welche bei der Orientierung in einer immer komplexer ­werdenden Welt neue Horizonte eröffnen.

Hans Joas hat ein Buch geschrieben.

Es heißt: "Die Macht des Heiligen".
In dem Buch hat Hans Joas über Religion nachgedacht.
Darüber sprechen wir mit ihm.
Hans Joas hat geschrieben: Religion ist für die Menschen immer noch wichtig.
Und Religion wird auch in Zukunft eine Rolle spielen.
Das hat viele andere Wissenschaftler überrascht.
Die meisten Wissenschaftler denken darüber nämlich anders.
Sie sind überzeugt: Die Menschen heute glauben vor allem an die Vernunft.
Sie glauben: Die Wissenschaften können bald alles erklären.
Daher brauchen die Menschen keine höhere Macht.
Und die Religion wird bald verschwinden.
Diese Idee kommt von Max Weber.
Max Weber war auch ein Soziologe.
Er ist aber bereits tot.
Im Gespräch erklärt Hans Joas:
– Warum die Idee von Max Weber nicht stimmt. – Warum Vernunft den Glauben nicht kaputtmachen kann.
Wir stellen Hans Joas viele verschiedene Fragen.
Dabei lernst du viel über Religion.
Vielleicht findest du dich manchmal schwer zurecht in der Welt?
Dann kann dir dieses Gespräch helfen.

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