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Leere Kirchenbänke - ein Symbol einer Zeit, in der immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?
Leere Kirchenbänke - ein Symbol einer Zeit, in der immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?
2022 sind wieder einmal so viele Menschen aus den evangelischen Landeskirchen in Deutschland ausgetreten wie nie zuvor. Nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist die Mitgliederzahl um 2,9 Prozent auf 19,1 Millionen zurückgegangen. Insgesamt sind 380.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten, 33,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Wenn neue Mitgliederzahlen veröffentlicht werden, rechnen mittlerweile wohl die meisten mit einer weiteren schlechten Nachricht. Es kommt immer noch schlimmer als erwartet. Wenn man selbst zu den Menschen gehört, die in der schwindenden Mitgliederzahl ein Problem sehen, dann passt sich diese Kirchenkrise wie selbstverständlich in die Krisen dieser Zeit ein.
Klimakrise, Gaskrise, Migrationskrise, Krise der Bundeswehr und überhaupt der ganzen Welt. Alles eine einzige Krise. Warum sollte dann nicht auch die evangelische Kirche in einer Krise sein? Es wird alles sowieso immer schlimmer, oder?
Dieses Krisengerede ist unerträglich. Natürlich ist es traurig, dass so viele Menschen aus der evangelischen Kirche austreten. Und dass die Finanzkraft dadurch schwindet, wird sich in einigen Jahren dramatisch auswirken. Aber unerträglich ist es, weil diese Krisenerzählung in die Depression führt und weil sie nur die halbe Wahrheit ist.
Den Hunderttausenden Austritten stehen zum Beispiel Hunderttausende Kinder gegenüber, die in den unzähligen evangelischen Kindergärten mit Hilfe des Schatzes der biblischen Geschichten lernen, sich in unserer geheimnisvollen Welt zurechtzufinden. Es stehen ihnen Hunderttausende von Menschen gegenüber, die in den evangelischen Sozialeinrichtungen gute Hilfe bekommen. Es stehen ihnen Hunderttausende von kirchlichen und diakonischen Mitarbeitenden gegenüber, die jeden Tag daran arbeiten, dass dieses Land ein gutes Land ist.
All dies - und die Liste ließe sich noch lange erweitern - wird durch das Starren auf die Mitgliederzahlen entwertet. Und so wird die Erzählung vom Niedergang der evangelischen Kirche zur Selffulfilling Prophecy.
Leseempfehlung
Wie sollen sich Mitarbeitende motivieren, sich jeden Tag für andere einzusetzen, wenn eh alles den Bach runtergeht? Wer möchte Mitglied in einer sterbenden Gemeinschaft sein? Wer hat Lust, sich zu engagieren, wenn es am Ende wieder nur heißt, es hat nicht gereicht, die Mitglieder laufen weiter davon?
Aber wo fehlen sie eigentlich? In den Gottesdiensten? In den Konzerten, bei den ehrenamtlichen Besuchsdiensten, in den Kindergärten? Eher nicht, denn entweder waren sie auch vorher nicht da oder sie kommen trotz des Austritts weiterhin. Viele Menschen besuchen regelmäßig Gottesdienste oder nehmen kirchliche Angebote wahr und sind gar keine Kirchenmitglieder. Und viele Menschen treten aus der evangelischen Kirche aus, weil sie sich über die katholische Kirche ärgern. Aber so banal es klingt, es muss doch einmal gesagt werden, die evangelische Kirche ist nicht die katholische Kirche.
Es ist nicht ärgerlich, sondern schlicht falsch, wenn in Berichten oder auch Privatgesprächen einfach nur von der Kirche gesprochen wird, die in der Krise steckt. Sicher läuft vieles in den evangelischen Kirchen schlecht, aber sie sind nicht verantwortlich dafür, was ein Kölner Kardinal tut, und auch nicht für die Ewiggestrigkeit eines Papstes.
Dass beides immer vermischt wird, befördert die Depression derer, die sich noch zugehörig fühlen, noch mehr. Die Finanzkraft der evangelischen Kirche hängt sicher auch an ihrer Mitgliederzahl, aber das, was Evangelischsein ausmacht, ist mehr als Statistik.
Es geht nicht darum, dass es eine gottgegebene Kirche gibt, die den Menschen ihr Heil vermittelt. Gottgegeben, was nichts anderes als unantastbar bedeutet, ist bei uns nur die Würde des Menschen. Die Kirche ist dafür da, die Entfaltung und Bewahrung dieser Würde zu befördern. Diese Aufgabe ist so groß und schön, dass jede und jeder, die oder der daran beteiligt ist, von ihr beflügelt werden sollte.
Sich den Grundfragen des Menschseins stellen
Damit soll nicht gesagt sein, dass die Kirche eine rein ethische Institution ist, die durch ihr Handeln dafür zu sorgen hat, dass möglichst viele Menschen in Würde leben können. Das gilt zwar auch. Aber die Würde des Menschen zeigt sich eben auch darin, dass der Mensch die Möglichkeit hat, Mensch zu sein. Und dazu gehört, einen Sinn im Leben zu suchen.
Wir werden geboren und leben und irgendwann sterben wir wieder. Warum das alles? Was tun wir hier? Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Sich diese Grundfragen des Menschseins zu stellen und ihnen einen Raum zu geben, dafür ist die evangelische Kirche da.
Kirche ist für die Menschen und das Menschsein da. Und sie ist auch da. Diese Stärke und Bedeutung spiegeln sich nicht in den Zahlen, die alle so gern anstarren. Hoffentlich färbt sich die Würde dieser Aufgabe wieder mehr auf die Menschen ab, die mit ihr zu tun haben.
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Lesermeinungen
hto | vor 2 Wochen 4 Tagen Permanenter Link
Reinkarnation/Wiedergeburt bis ...
Konstantin Sacher, promovierte über die protestantische Todesdeutung im 20. Jahrhundert.
Mensch ist erst tot, wenn der Geist / das Zentralbewusstsein der Schöpfung durch Gott/Vernunft in "Gottes Gnade" den ABSOLUTEN Tod beschließt, sozusagen durch Löschung der "Festplatten und Arbeitsspeicher" wegen Bedeutungslosigkeit des menschlichen Lebens - Was dann für die Steuerung des Programms des holographischen Universums kommt, ist ...!?
Andrea Srugies-... | vor 2 Wochen 5 Tagen Permanenter Link
"Menschen, die auf Zahlen starren"
Sehr geehrter Heer Dr. Sacher,
ich habe bei meiner Recherche zu Reaktionen der ev. Kirche auf die aktuellen Austrittszahlen auch Ihren Kommentar auf chrismon.de und evagelisch.de gelesen.
Ich wollte Ihnen daraufhin mitteilen, dass ich eine der 380.000 Menschen bin, die im vergangenen Jahr einer ev. Landeskirche den Rücken gekehrt hat. Ich war vor diesem Schritt langjährige ehrenamtliche Hochaktive in der EKM, z.B. Gemeindekirchenrats-Mitglied/-Vorsitzende, Kreiskirchennratsmitglied, Kreissynodale, Mitglied im Regionalbeirat des Kirchenkreises, Küsterin meiner Heimatgemeinde, Leiterin von 2 Frauenkreisen, Lektorin usw.
Ich habe die ev. Kirche verlassen, weil Sie mir keine geistige Heimat mehr ist. Das war ein jahrelanger Prozess der Entfremdung, der sehr viel mit den strukturellen Problemen ostdeutscher Landgemeinden zu tun hat und mit Einzelpersonen, die in der Kirche Funktionen ausüben, denen sie theologisch-fachlich und persönlich-charakterlich nicht gewachsen sind. Eine sterbende Kirche, die nur noch rudimentär ihrer Aufgabe gerecht werden kann, ist auch eine, in der Menschen verschüttet und verschlissen werden. Es gibt tatsächlich ev. Kirche in Deutschland, in der die Menschenwürde nicht viel gilt.
Der ausschlaggebende Punkt, der bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war aber die Äußerung von Frau EKD-Ratsvorsitzenden und Präses Kurschus: „Wer bin ich, ihnen ins Gesicht zu sagen, sie sollen dazu Pflugscharen benutzen“ (epd-veröffentlicht am 07.03.22). Frau Kurschus meinte damit die Waffenlieferungen in das ukrainische Kriegsgebiet rechtfertigen zu müssen. Mit diesem flotten Spruch hat sie aber auch mich, eine DDR-sozialisierte pazifistische Christin, die unter dem Banner „Schwerter zu Pflugscharen“ zur Jesu-Nachfolge erzogen wurde, so vor den Kopf gehauen, dass ich tagelang gar keine Worte dafür fand und mir noch heute, der Blutdruck hoch geht. Nein, meine Kirche, in der ich zur Christin geworden bin, existiert offenbar schon lange nicht mehr - eine Kirche der Demut, eine Kirche der Suche nach Gott, eine parteipolitisch neutrale und regierungskritische Kirche, eine Kirche des Friedens, der Abrüstung, der Kriegsdienstverweigerung und des Dialogs. Ich glaube an den unbedingten Pazifisten Jesus - diese ev. Kirche offensichtlich nicht!
Leider erinnert mich auch Ihr Artikel wieder daran, auf was es in der ev. Kirche dagegen viel mehr ankommt, als danach zu fragen, was Gottes Wille ist. Denn es ist für Sie ja schon „traurig, dass so viele Menschen aus der evangelischen Kirche austreten“ aber gleich im nächsten Satz geben Sie zu bedenken, warum das so traurig ist. Es ist traurig um das liebe Geld, welches der Kirche verloren geht.
Der Mensch ist nur soviel wert, wie seine Kirchensteuer und Kollekte wiegt.
Dagegen ist es Ihnen keine Frage wert, warum diese Menschen austreten. Es ist Ihnen keinen Gedanken wert, wieso die ev. Kirche so viele, nämlich 380.000 Kinder Gottes in einem Jahr einfach verliert. Das ist, statistisch gesehen, der Austritt der gesamten Oldenburger Landeskirche. So etwas ist nicht traurig, das ist tatsächlich eine Katastrophe für diese Kirche.
Und als promovierter Theologe müssten Sie doch auch wissen, was unser HERR einst die Rechtgläubigen und Schriftgelehrten fragte: „Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet?“ (LK 15).
Diese ev. Kirche geht leider keinem verlorenen Kind Gottes nach, sie trauert nur um das verlorene Geld.
Mit geschwisterlichem Gruß
Andrea Srugies-Neureuther
Fritz Kurz | vor 2 Wochen 22 Stunden Permanenter Link
Glückwunsch!
Sehr geehrte Frau Andrea Srugies-Neureuther,
herzlichen Glückwunsch zum Kirchenaustritt! Es gibt viele schlechte Gründe, aus der Kirche auszutreten. Dazu gehört das Gejammere, die Kirche würde zu viel von der schnöden Wirklichkeit reden und zu wenig für Gott und sein Zubehör schwärmen. Oder die Beschwerde, selbstverständlich entsprechend verpackt, die Kirche sei zu wenig schwarz-braun.
Es gibt aber auch gute Gründe, aus der Kirche auszutreten. Einen davon haben Sie erfreulich klar benannt und sich zu einem "Ohne mich" entschlossen. Der Grund ist die Positionierung der hiesigen Kirchen als Befürworter des Krieges mit der Begründung, der Putin lasse einem keine andere Wahl.
Die russisch-orthodoxe Kirche ist ebenso Befürworterin des Krieges mit der spiegelbildlichen Begründung, die NATO lasse einem keine andere Wahl. Wenn sich eine also deswegen von der russischen Kirche verabschiedet, gilt auch der mein Glückwunsch.
Fritz Kurz
Wilhelm Nordmann | vor 2 Wochen 3 Tagen Permanenter Link
Schwerter zu Pflugscharen
Sehr geehrte Frau Srugies-Neureuther,
Ihre Beweggründe kann ich zum Teil nachvollziehen. Unsere Landeskirchen sind strukturell Behörden und schlecht dafür gerüstet, mit Mangel umzugehen. Für die Landeskirchen, die diese Struktur erst nach 1989 bekommen haben, ist es sicher dadurch nicht einfacher.
Dass für sie das Wort von Präses Kurschus den Entschluss zum Austritt herbeigeführt hat, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Radikalen Pazifismus, also das Hinhalten des Kopfes, kann man immer nur sich selbst verordnen. Oder möchten sie wirklich den Menschen in der Ukraine anbefehlen, wenn diese, nachdem sie angegriffen werden, den Kopf hinzuhalten? Kurschus weiß, dass so eine Haltung eine übergriffige Zumutung wäre. Es gibt in diesem Krieg keine Möglichkeit, sich nicht die Finger schmutzig zu machen, d.h. der Schuldverstrickung zu entgehen. Aber das wussten wir als evangelische Christ:innen ja schon immer.
Alles Gute
Wilhelm Nordmann
Fritz Kurz | vor 2 Wochen 22 Stunden Permanenter Link
Praktischer Freibrief: Schuldverstrickung!
Während die Katholiken immer noch mühsam mit dem "gerechten Krieg" hantieren müssen und der aktuelle Papst keinen Bock darauf hat, haben sich die Evangelischen schon seit längerem einen wunderschönen Freifahrtschein ausgedacht: Schuldverstrickung! Der geht so: Schickt die NATO keine Waffen, gewinnt Russland den Krieg und die Evangelischen sind schuld daran. Schickt die NATO Waffen und gewinnt den Krieg, dann sind die Evangelischen wieder schuld wegen der Leichenberge. Wenn man also sowieso schuldig wird, kann man umso ungenierter gleich mitschießen. Wie praktisch!
Fritz Kurz
Wilhelm Nordmann | vor 1 Woche 6 Tagen Permanenter Link
Wer nicht zu Ende denkt, sollte es besser lassen
Sie fangen halbwegs korrekt an, um es am Ende doch zu vermasseln. Was schließen wir denn aus der Tatsache, dass es tatsächlich kein Entrinnen aus der Schuldverstärkung gibt? Sie scheinen die Vogel-Strauß Methode zu empfehlen. Der Königsweg geht anders: die Schlüsselfrage ist die danach, wo wir weniger Schuld auf uns laden, um dann im Bewusstsein der Vergebungsbedürftigkeit nüchtern zu urteilen, ohne uns lächerlich zu machen. Zur Zeit geht wohl kein Weg an der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine vorbei - auch mit Waffen. Gnade uns Gott.
Fritz Kurz | vor 1 Woche 18 Stunden Permanenter Link
Königsweg zur Solidarität?
Es soll also ein Königsweg sein, aus dem Gegensatz Schuld und Unschuld eine abgestufte Eigenschaft ähnlich dem Übergewicht zu machen. Kleine Schuld, mittelschwere Schuld, große Schuld. Wenig Übergewicht, Abmagern dringend empfohlen, Arztbesuch unumgänglich. Die Umbenennung von Schuldverstrickung in Schuldverstärkung bringt es auch nicht. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Im Geiste von vornherein mitmarschieren. Wenn dann der Einberufungs- oder Marschbefehl kommt, mitmachen!
Wie hier nicht nur von Ihnen, werter Herr Nordmann, sondern allgemein der Begriff Solidarität gebraucht wird, ist sehr bemerkenswert. Da schickt der russische Staat Raketen in die Wohnblöcke, so dass der ukrainische Bürger Eigentum, Gesundheit oder Leben verliert. Daraufhin schicken die NATO-Staaten dem ukrainischen Staat Waffen satt. Jetzt kann der ukrainische Staat seinen Bürger, soweit er bisher überlebt hat, in einen Schützenpanzer stecken und an die Front beordern. Dort bringt er möglichst viel Russen vom Leben zum Tode, bevor er selber den Heldentod stirbt. Gottes Gnade kämpft auf beiden Seiten der Front eifrig mit.
Wofür hier mit dem Begriff Solidarität Reklame gemacht wird, ist die stinknormale Bündnis- und Kriegspolitik der Täter, nämlich der Staaten. Die Opfer kommen bei beiden Kriegsparteien nur als Manövriermasse vor. Von Solidarität mit den Opfern also keine Spur.
Fritz Kurz
hto | vor 2 Wochen 4 Tagen Permanenter Link
Menschen auf heuchlerisch-verlogener Schuld- und Sündenbocksuche
Andrea Srugies-Neureuther: "Es ist traurig um das liebe Geld, welches der Kirche verloren geht."
Es ist noch viel schlimmer! Es ist so, weil auch die "Geistlichlichen" gelernt haben nur an ihr egozentriertes "Individualbewusstsein" zu denken, "Gottes Wege/Wille" sind ihnen, trotz/wegen der Studien der biblischen Philosophie, auch nur unausweichlich-unergründlich / systemrational-kapitulativ zu bezeichnen, egal wie offensichtlich/bewusst ihnen wird, dass die Philosophie nur für ein geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein / für die Seele des konsequent-kompromisslos GANZHEITLICHEN Wesens Mensch geschrieben wurde, für die Gestaltung eines UNKORRUMPIERBAREN Ebenbildes "wie im Himmel all so auf Erden" - Global-befriedete(s) Gemeinschaft/Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingt-konfusionierte Symptomatik.
Gerhard | vor 2 Wochen 4 Tagen Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Srugies-Neureuther,
Sie schreiben:
(1) "Es gibt tatsächlich ev. Kirche in Deutschland, in der die Menschenwürde nicht viel gilt."
Angenommen, diese Diagnose würde zutreffen: Ist Ihr nächster Schritt dann der des Austritts aus der Gesellschaft ? Warum bleiben Sie, wenn der Fall ist, was angeblich der Fall ist, nicht GERADE DESWEGEN in der Kirche und suchen (dort) zur Geltung zu bringen, was (dort) zur Geltung zu bringen wäre bzw. ist ?
(2) "Ich habe die ev. Kirche verlassen, weil Sie mir keine geistige Heimat mehr ist."
Wo ist denn, wenn ich fragen darf, NACH Ihrem Kirchenaustritt im Hier und Jetzt Ihre geistige Heimat? Auf der Insel der christlich Glückseligen ? Auf der Insel der fromm an Jesus, "den unbedingten Pazifisten" Denkenden ? Auf der Insel der Bibelstellen-Herbeizitierenden ? Auf der Insel der 'kirchenkritischen' AfD-Gläubigen ?
(3) "Nein, meine Kirche, in der ich zur Christin geworden bin, existiert offenbar schon lange nicht mehr"
Na, und ?! Und selbst wenn schon! Wäre das nicht ein Grund mehr, der dafür spricht, auf dem "untergegangenen Schiff" die Flagge der Solidarität mit den an-der-Kirche-Mitleidenden hochzuhalten ?
(4) "...380.000 Kinder Gottes in einem Jahr einfach verliert."; "geht leider keinem verlorenen Kind Gottes nach"
Bei allem Respekt, aber das klingt in meinen Ohren doch eine Spur ZU superfromm und zugleich reichlich 'von oben herab'. Warum machen Sie sich denn nicht auf, und gehen selber einem dieser "verlorenen Kinder Gottes" nach ? Man muss, um das zu können, ja nicht extra aus der Kirche austreten, oder doch ?!
Was das Banner "Schwerter zu Pflugscharen" anlangt, unter dem Sie, wie Sie schreiben, "zur Jesus-Nachfolge erzogen wurden", so hat man Ihnen als - anscheinend oder scheinbar - bibelfeste DDR-Christin seinerzeit hoffentlich die Bibelstelle Joel 4:10 nicht vorenthalten.
MfG,
Gerhard Engel
hto | vor 1 Woche 6 Tagen Permanenter Link
Niveau
@Gerhard Engel: "Bei allem Respekt, aber das klingt in meinen Ohren doch eine Spur ZU superfromm und zugleich reichlich 'von oben herab'."
Wenn ich bedenke, dass die Reaktion der systemtreuen/bewusstseinsbetäubten Wohlstands- und Gewohnheitsmenschen meist lautet: "Dann wander doch aus!", dann ist bei "allem Respekt" und "von oben herab" reichlich ...!?
Fritz Kurz | vor 2 Wochen 21 Stunden Permanenter Link
Biblische Schätze
Dank des Hinweises von Herrn Engel erlaube ich mir, einen weniger bekannten biblischen Schatz hinzuschreiben:
"Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwache spreche: Ich bin stark!" Joel 4:10
Das Wort Gottes war eben schon immer für allerlei Absichten geeignet.
Fritz Kurz
Gerhard | vor 1 Woche 6 Tagen Permanenter Link
"Wort Gottes", "Bibel", "Schrift" und "Evangelium"
@Fritz Kurz: Was ist das, das Wort Gottes ? Das Herbeizitieren von Bibelstellen ist es - jedenfalls nach meinem Verständnis - NICHT.
Fritz Kurz | vor 1 Woche 19 Stunden Permanenter Link
Das Wort Gottes
"Was ist das, das Wort Gottes ?" Das Wort Gottes ist genauso wie Gott selber eine gefährliche Erfindung. Soweit die sachliche Erklärung.
Wer an Gott glaubt, wird nicht umhinkommen, sich zu den diversen Heiligen Schriften Gedanken zu machen. Dabei sind seiner Phantasie keine Grenzen gesetzt. Da ist alles drin von der Verbalinspiration
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Caravaggio_MatthewAndTheAngel_byMike...
bis hin zu der sich aufgeklärt dünkenden Vorstellung, die Bibel sei eine Sammlung von Schriften, die zwar von verschiedenen Gestalten zu verschiedenen Zeiten und Zwecken verfasst und geändert wurden, aber eben doch nicht nur eine zweckmäßige Propagandasammlung darstellten, sondern eine wertvolle Botschaft enthielten.
Was man mit Bibelzitaten anstellen kann, haben Sie, werter Herr Engel, selber vorgeführt. Dem Banner "Schwerter zu Pflugscharen" halten Sie das Bibelzitat entgegen verbunden mit dem höflich formulierten Verdacht, die Bibelkenntnis der Leserkommentatorin hätte noch Luft nach oben.
Fritz Kurz
Gerhard | vor 6 Tagen 17 Stunden Permanenter Link
Nö, eine sachliche Erklärung ist das nicht !
(1) "Das Wort Gottes ist genauso wie Gott selber eine gefährliche Erfindung." -
Das ist objektiv weder sachlich noch eine Erklärung. Das ist lediglich - aber immerhin - eine von ein paar Emotionen gesteuerte leere Behauptung, die rein gar nichts in Bezug auf das bestimmt, was zu bestimmen wäre, um einen ernstzunehmenden Beitrag zur Klärung der gestellten Frage zu leisten.
(2) "Wer an Gott glaubt, wird nicht umhinkommen, sich zu den diversen Heiligen Schriften Gedanken zu machen."
Das ist vollkommener Stuss! Und sagt mehr über Sie aus als über die Sache.
(3) "Dabei sind seiner Phantasie keine Grenzen gesetzt."
Wenn ich milde wäre, würde ich behaupten, dass Sie sturzbesoffen gewesen sind, als Sie diesen Satz geschrieben haben, Herr Kurz.
(4) "Was man mit Bibelzitaten anstellen kann, haben Sie, werter Herr Engel, selber vorgeführt."
Was war die Frage ? Die Frage, was man mit Bibelzitaten anstellen kann, habe ICH nicht gestellt.
Fritz Kurz | vor 4 Tagen 15 Stunden Permanenter Link
Das Wort Gottes - eine harmlose Gegebenheit?
Meine Bestimmung des Wortes Gottes als gefährliche Erfindung überzeugt Sie nicht. Gut, diskutieren wir darüber!
Die Gefährlichkeit kann man daran erkennen: In Zeiten und in Gegenden, wo das Christentum bedeutsam war oder ist, ist noch jeder Krieg jeweils von beiden Seiten geführt worden entweder unter direkter Berufung auf Gott oder unter Berufung auf Werte, die auf Gott zurückgeführt werden.
Für die unkriegerische Machtausübung nach innen gilt ebenfalls: Die Berufung auf Gott hat bedeutende Schlagkraft.
Also harmlos ist das Wort Gottes nicht. Die beliebte Apologetik, die Berufung auf Gott sei irrtümlich, führt zu der Frage, woher diejenigen, die sich auf Gott berufen, wie auch deren Kritiker, von Gott wissen. Es wird auf die Bibel verwiesen. Ob die dann als Lager für Bibelspruchschleuderei genommen wird, oder als wertvolle Quelle für ein ausgearbeitetes kirchliches Lehramt, das nur für Studierte, Geweihte und y-Chromosomen-Inhaber zugänglich ist oder der Heilige Geist gleich weht, wo er will, all das gehört in die Abteilung blühende Phantasie.
Oder welche Gegebenheiten soll ich übersehen haben?
Fritz Kurz
hto | vor 1 Woche 1 Tag Permanenter Link
Bibel meint nie den "einzelnen/individualbewussten" Mensch
@Gerhard: "... jedenfalls nach meinem Verständnis - NICHT."
Tja, weil das Verständnis der Bibelstellen für Jedermann seit jeher unergründlich systemrational konfusioniert wurde, ist die gottgefällige/vernünftige Wahrheit für das ganzheitliche Wesen Mensch unverständlich interpretiert!
hto | vor 2 Wochen 1 Tag Permanenter Link
ALTES TESTAMENT: Joel 4,10
@Gerhard
"Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"!?
"Gottes Strafgericht" / "Gottes Gnade", auch deshalb ist Christus gekommen Liebe, Vernunft, Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeit für das ganzheitliche Wesen Mensch klarer zu machen. Es reicht eben nicht, den menschgemachten Wettbewerb / die menschgemachte Konfusion um die Deutungshoheit von Gut und Böse mit Mehrheit zu gewinnen!