Eine Taube im Flug mit aufgespannten Flügeln.
Tauben sind eigentlich ganz hübsch
Ali Majdfar/Getty Images
Tierschutz
"Tauben sind sanfte Tiere"
In vielen Innenstädten sind Tauben ein Problem. Wie kann man die Population regulieren, ohne dass Tiere leiden? Heike Hampeter weiß es.
Tim Wegner
24.01.2023
3Min

chrismon: Manche Menschen nennen Tauben "Ratten der Lüfte". Warum sind sie so unbeliebt?

Weil es einfach so viele sind. Ursprünglich waren sie Haustiere und wurden so gezüchtet, dass sie möglichst viele Nachkommen produzieren, rund ums Jahr, egal ob es kalt ist, egal ob es Futter gibt. Sie können nicht anders. Das führt zu viel Tierleid und zu Vorbehalten durch die Bevölkerung. Sie leben in der Innenstadt, weil sie Felsenbrüter sind und dort Nahrung suchen.

Hilft ein Fütterungsverbot?

Nein. Das gibt nur mehr Elend, weil die Tiere dann unterernährt sind, trotzdem brüten und krank werden. Damit werden es nicht weniger Tauben, eher mehr Notfälle und die Kotbelastung sinkt auch nicht.

Björn Vahle / EKvW

Heike Hampeter

Heike Hampeter, Jahrgang 1961, engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich im Tierschutz, vor allem im Stadttaubenmanagement in Bielefeld, sie ist Mitglied im Tierschutzverein Bielefeld und Umgebung e.V..

Warum engagieren Sie sich für Tauben?

Ich wohne in der Innenstadt von Bielefeld, mir sind die Tiere einfach vor die Füße gefallen. Typische Notfälle sind geschwächte Tauben, gebrochene Flügel oder verletzte Füße. Sie laufen viel und verletzen sich zum Beispiel durch Fäden, die sich um ihre Füße wickeln. Sind die Vögel zu stark eingeschränkt, verhungern sie. Wenn ich ein verletztes Tier sehe, sammele ich es auf, versuche, ihm zu helfen und bringe es zum Tierarzt. Ich päppel sie auch selbst daheim wieder auf. Wenn sie nicht ausgewildert werden können, kommen sie ins Tierheim oder auf einen Gnadenhof. Ich mach das von Herzen gerne, aber es ist sehr aufwendig.

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Was würde den Tauben helfen?

In Bielefeld versuchen wir mit dem Tierschutzverein und der Stadtverwaltung das Augsburger Modell umzusetzen: Aktuell betreuen die Tierschützer einen Taubenschlag, und wir suchen dringend einen weiteren Standort. Dort haben die Tiere sichere Nistplätze, aber auch Futter und Wasser. Die frisch gelegten Eier werden gegen Gipseier ausgetauscht. Dann sitzen die Eltern auf den künstlichen Eiern und halten sich die meiste Zeit im Taubenschlag auf und laufen nicht dauernd durch die Innenstadt. So wird Nachwuchs verhindert, und der meiste Kot fällt im Taubenschlag an.

Warum machen das nicht alle Städte?

Es ist schwierig einen passenden und akzeptierten Standort zu finden und das Stadttaubenmanagement verursacht Kosten, deren Übernahme geklärt werden muss. In Bielefeld übernehmen der Tierschutzverein und Ehrenamtliche die Betreuung. Den Tauben geht es besser und die Population geht zurück. So schützt man auch historische Gebäude vor Taubenkot.

Was halten Sie davon, die Tiere durch Stacheln oder Netze zu vertreiben?

Wenn die Tauben in den Netzen hängen bleiben, ist das schlecht. Es kann helfen, wenn man Plätze dichtmacht, wo Tauben nicht sein sollen, aber nur, wenn man eine Ausweichmöglichkeit wie einen Taubenschlag schafft. Sonst suchen sie sich einfach andere Plätze in naher Umgebung.

Wie sollen Passanten mit Tauben umgehen?

Wir wünschen uns sehr, dass die Tauben als Mitbewohner der Innenstädte mehr Akzeptanz erfahren und die Menschen mit einem tierschutzgerechten Stadttaubenmanagement für ein gutes Miteinander sorgen. Tauben in akuten Notfällen soll natürlich geholfen werden.

Was mögen Sie an Tauben?

Es sind wunderschöne, sanfte und liebevolle Tiere, die eine friedliche Atmosphäre verbreiten. Sie sind Mitgeschöpfe und gehören zum Stadtleben dazu.

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