Rolf Zoellner
Wolfgang Schäuble gestorben
"Keiner unter uns ist ohne Sünde"
Der Glaube habe ihm in der Politik geholfen, sagte der CDU-Politiker 2022 im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Am 26. Dezember 2023 ist Wolfgang Schäuble im Kreise seiner Familie gestorben. Lesen Sie hier noch einmal das Interview mit ihm
©epd-bild/Heike Lyding
09.09.2022

Herr Schäuble, kein Abgeordneter im Bundestag hat mehr Parlamentserfahrung als Sie. Vor fast 50 Jahren wurden Sie das erste Mal gewählt. Wie geht es der parlamentarischen Demokratie in Deutschland?

Wolfgang Schäuble: Zu den großen Krisen unserer Zeit gehört trotz Klimakrise und dem Krieg in der Ukraine auch die Gefährdung der Demokratie. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber: Die Wahlbeteiligung sinkt, das Vertrauen in staatliche Institutionen schwindet, Mehrheitsentscheidungen werden immer weniger akzeptiert. Das lässt sich in allen westlichen Demokratien beobachten.

Wie sollte die Politik darauf reagieren?

Der Wettbewerb unter den Parteien nach dem Motto „Wer bietet mehr?“ schadet. Die Menschen erwarten zu Recht Führung.

Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble, geboren am 18. September 1942, war bis 2021 Bundestagspräsident und Mitglied im CDU-Präsidium. Von 1989 bis 1991 und erneut von 2005 bis 2009 war er Bundesinnenminister, von 2009 bis 2017 Bundesfinanzminister. 2006 rief er die Deutsche Islamkonferenz ins Leben. Am 26. Dezember 2023 ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

Bekommen Sie die von der aktuellen Bundesregierung?

Ich kritisiere die Regierung ungern, das ist nicht mehr meine Rolle. Die Parteien in der Koalition müssen sich jetzt mit Dingen befassen, die zum Teil gegen die Überzeugungen stehen, mit denen sie angetreten sind. Das ist nicht einfach.

Befürchten Sie soziale Unruhen angesichts der Energiekrise, wie es Regierungsmitglieder bereits formuliert haben?

Ich würde jedenfalls als verantwortlicher Politiker darüber nicht reden, schließlich gibt es selbsterfüllende Prophezeiungen. Und ich teile die Sorge auch nicht. Ich glaube, dass die große Mehrheit unserer Bevölkerung vernünftig ist. Soziale Unruhen machen Gas nicht billiger. Wir müssen den Menschen aber schon sagen: Es sind schwierige Zeiten. Und wir müssen alles tun, um die Ukraine in die Lage zu versetzen, in diesem Krieg militärisch zu bestehen. Dazu gehört neben Waffenlieferungen die Sanktionspolitik, und das kann man dann auch einen Wirtschaftskrieg nennen mit all seinen Folgen.

"Wir sind eine Gesellschaft von Schnäppchenjägern"

Folgen, die die Regierung ausgleichen will.

Es ist ökonomischer Unsinn zu glauben, der Staat könne die Auswirkungen der Inflation komplett ersetzen. Wir müssen akzeptieren, dass es auch für uns etwas weniger wird. Der Staat muss aber soziale Ungerechtigkeiten ausgleichen. Wenn Energie teurer wird, dann bringt das auch individuelle Einschränkungen mit sich, die der Staat nicht alle kompensieren kann. Wir sind eine Gesellschaft von Schnäppchenjägern, das finde ich falsch.

Inzwischen gehören weniger als 50 Prozent der Menschen in Deutschland einer der großen Kirchen an. Schmerzt Sie das?

Ich bedauere das. Aber dass wir inzwischen auch einen bedeutenden Anteil von Menschen in der Bevölkerung aus der islamischen Welt haben, darüber ist nicht zu klagen, wir haben sie ja einmal angeworben. Deshalb habe ich 2006 als Innenminister die Islamkonferenz ins Leben gerufen, um darüber ins Gespräch zu kommen. Dass inzwischen viele Menschen keiner Kirche angehören, da sollten sich die Kirchen fragen, was sie wieder besser machen können. Und zur Glaubwürdigkeitskrise in der katholischen Kirche fällt mir wenig ein, was ich dazu als Protestant vernünftigerweise sagen sollte.

Und zur evangelischen Kirche?

Die kann sich fragen: Sind wir gut genug, das zu vermitteln, was wir wollen, nämlich die Botschaft des Glaubens? Das sollte aus meiner Sicht eine frohe Botschaft sein. Das ist besser geworden, und deshalb können wir die Debatten auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein führen. Der Anspruch Volkskirche zu sein steht für mich außer Frage.

Lässt sich mit der Bergpredigt Politik machen?

Nein, die Bergpredigt ist ausdrücklich keine Anleitung für Politik. Das hindert niemanden an dem Versuch, nach der Bergpredigt zu leben. Wir müssen allerdings wissen, dass keiner unter uns ohne Sünde ist.

"Ich rate, Predigten nicht mit politischen Ansprachen zu verwechseln"

Sind Ihnen Predigten im evangelischen Gottesdienst zu politisch?

Nein. Die Kirche ist auch kein Politikersatz. Diese Welt und das Reich Gottes sind zu trennen, und deswegen haben auch Pastoren keine endgültige Gewissheit. Das sollten sie beherzigen, wenn sie zu tagesaktuellen Fragen sprechen. Ich habe mal einem Pastor einer Gemeinde, in die ich neu zugezogen bin, gesagt: "Ihre politische Meinung interessiert mich nicht. Sie sind mein Pastor, ich habe Sie mir nicht ausgesucht." Mein dringender Rat wäre, Predigten nicht mit politischen Ansprachen zu verwechseln, ansonsten müsse er damit rechnen, dass ich im Sinne des Priestertums aller Gläubigen nach vorne käme und widerspräche.

Sie haben die vor mehr als 15 Jahren von Ihnen begründete Islamkonferenz bereits angesprochen: Hätten Sie sich rückblickend bis heute mehr erwartet?

Ja, ich hätte mir mehr Fortschritte erhofft. Aber soll ich jetzt meine Nachfolger kritisieren?

Und auf der Seite der Islamverbände?

Auch dort ist es natürlich immer schwieriger geworden, vor allem durch den Einfluss der Türkei - die zu Beginn und in den ersten Jahren der Präsidentschaft Erdogans eine andere war als heute - auf die Muslime in Deutschland und die Kontroversen zwischen den Verbänden sowie den politischen Strömungen im Islam.

Noch ein Wort zu Ihrem eigenen christlichen Glauben: Gibt es Momente, in denen auch Wolfgang Schäuble nur noch Beten bleibt?

Wenn Sie alt werden und merken, dass das Leben endlich ist, versuchen Sie im Glauben Halt zu finden. Aber drei Vaterunser und alles ist gut - das ist kein Patentrezept. In der Politik hat mir der Glaube immer geholfen, denn ich war überzeugt: Wir kennen nicht die letzte Antwort. Es gibt Dinge, die liegen außerhalb unserer Welt.

Wächst im Alter Gottvertrauen?

Ist das so? Die Alternativen werden weniger.

Das Interview führten Corinna Buschow und Karsten Frerichs für den Evangelischen Pressedienst (epd).

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Was meint der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble, wenn er sagt: "Keiner von uns ist ohne Sünde" ?
Was ist das: Sünde?

Gesetzt den Fall, wir wüssten, was gemeint ist mit "Sünde" im Satz "Keiner von uns ist ohne Sünde": Selbst wenn du alles richtig gemacht hättest, stehst du dennoch nackert (= keine Bekleidung oder sonstige Bedeckung tragend, nicht bekleidet, nicht bedeckt) vor Gott.

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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Monumental?
Bei uns zu Hause spricht man nicht, um zu verstehen, sondern versteht, um zu sprechen.

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Redet der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble hier einer apolitischen Frömmigkeit das Wort? Zumindest würde er sich darin selbst treu bleiben.

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Wenn es Gott gibt und Gott der Herr der Geschichte ist, dann haben, anders als der CDU-Politiker und Protestant Schäuble uns das glauben machen will, freilich nicht nur Pastoren, sondern auch schon manche 4-jährigen Kinder, die den Kindergottesdienst besuchen und die Geschichte von der Schrift an der Wand ("Mene mene tekel u-parsin." - Buch Daniel) kennen, endgültige Gewissheit.

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Dass sich mit der Bergpredigt keine Politik "machen" (!) lässt - die Macher unter den Politikern sind freilich immer schon die größten und wahren Politiker - ist eine gewagte These, wenn und soweit der freiheitlich-rechtsstaatlich gesinnte Bürger Matthäus 5, Vers 19 - "Wer aber tut, was das Gebot verlangt, und so lehrt, der wird groß sein im Himmelreich." - ins Auge fasst. Will der promovierte Dr. jur. Wolfgang Schäuble zur Anarchie, will der evangelisch getaufte Christ Schäuble zum Recht auf Beliebigkeit im Denken, Tun und Lassen aufrufen?

Lassen wir diese Behauptung mal für einen Augenblick stehen, so stehen, wie sie vor unseren Augen an dieser Stelle steht. Was bietet sich dann für eine Alternative an?

Vielleicht die: Man macht mit dem Bergprediger Politik. Mit (dem Menschen) Jesus Christus 'im Gepäck' die Menschenwürde zu begründen, geschieht zwar nicht oft im inner- und außertheologischen Schrifttum und öffentlichen Diskurs. Kommt aber vor. Und es besteht kein Anlass zu der Annahme, dass die Bergpredigt des 'unter Pontius Pilatus' Hingerichteten nicht irgendwie verbunden wäre mit dem auferweckten Gekreuzigten.

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"Mein dringender Rat wäre, Predigten nicht mit politischen Ansprachen zu verwechseln, ansonsten müsse er damit rechnen, dass ich im Sinne des Priestertums aller Gläubigen nach vorne käme und widerspräche."

Pfarrerinnen und Pfarrer müssen immer damit rechnen, dass ein Gottesdienstbesucher nach vorne kommt und widerspricht, sei es im Sinne des Priestertums aller Gläubigen oder sei es in einem anderem Sinne. Bloß: Hat der Widerspruch eines Gottesdienstbesuchers durch die Tatsache, dass er widerspricht, bereits Anspruch auf Wahrheit? Das funktioniert ja nicht mal vor einem staatlichen Gericht so, Herr Schäuble!

Folgt man der Spur Jesu und dem Doppelgebot der Liebe (Matthäus 22,37.38; Markus 12,29.31), dann darf die schäublesche Interpretation der Rolle von Predigten mit Fug und Recht, freilich, als Fehlleistung beurteilt werden: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" ist nicht der Aufruf Jesu zum Kuscheln mit dem Nächsten wie mit sich selbst, sondern Ausdruck eines Willens, sich mit dem Lauf der Dinge nicht einfach abzufinden, sondern mit Phantasie und Nüchternheit 'dagegenzuhalten', getragen von der Gewissheit, dass Liebe stärker ist als alle todesähnlichen und todesgleichen Mächte in dieser einen Welt. -- Wenn das nicht zugleich auch eine politische (Kampf-)Ansage ist ... :-) !!! Bekomme ich Ihren Widerspruch? Dann kommen Sie im Sinne des Priestertums aller verständigen Durchschnitts-Leserinnen und -Leser von Präambel Satz 1 Grundgesetz 'nach vorne'.

Die Präambel des GG - übersetzt in Normaldeutsch - hieß ursprünglich: Krallt euch die Zone! Gott will es so. In der aktuellen Fassung steht die Vollzugsmeldung drin.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ambel_des_Grundgesetzes_f%C3%BCr_die_Bundesrepublik_Deutschland

Und was will uns der Herr Jesus oder Jesus der Herr dazu sagen?

Fritz Kurz

Aber bitte doch! Der prä- oder postpositionell mit "Herr" attribuierte Jesus soll es nicht sein. Aber der Spurenleger Jesus von Nazareth schon. Deshalb geht jetzt mein Hinweis an die Fährtenleser, Spurenkundigen und sonstigen Mantrailer. Es soll also "eine politische (Kampf-)Ansage" im Umlauf sein. Die "Gewissheit, dass Liebe stärker ist als alle todesähnlichen und todesgleichen Mächte in dieser einen Welt", verbunden mit "Phantasie und Nüchternheit", erfasst nun die "verständigen Durchschnitts-Leserinnen und -Leser von Präambel Satz 1 Grundgesetz".

Die politische Kampfansage an die Zone war unzweideutig erfolgt und rauschend erfolgreich. In Verantwortung vor Gott und den Menschen eben. Mit dieser Sorte von glaubensmäßig unterfüttertem politischem Kampf rennen Sie auch und gerade bei Herrn Schäuble offene Türen ein.

Also von wegen "Fehlleistung".

Fritz Kurz

@FRITZ KURZ: Es ist und bleibt, freilich, jedem unbenommen, im Rahmen von Art. 5 Abs. 1 Abs. 2 GG auch hier seine geistige Notdurft zu verrichten. Mit Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG ist es gleichfalls jedem unbenommen, sich aus allgemein zugänglichen Quellen zu unterrichten, ob und ggf. inwiefern er sich dabei heimlich mit Gott identifiziert.

Inwiefern hat der tot am Kreuz hängende "Spurenleger" (F. Kurz) Jesus von Nazareth eine Spur legen können bzw. eine Spur gelegt? Außer vielleicht die einer Blutspur. Was hat der Tod Jesu mit Gott zu tun? Außer vielleicht, dass Gott tot ist.

"Inwiefern hat der tot am Kreuz hängende "Spurenleger" (F. Kurz) Jesus von Nazareth eine Spur legen können bzw. eine Spur gelegt?" Die Spur zur Spur führt zu G. Engel, nicht zu F. Kurz. Sie müssen Ihre Frage also an G. Engel richten, nicht an F. Kurz. F. Kurz hat nur die Formulierung "Folgt man der Spur Jesu und dem Doppelgebot der Liebe..." von G. Engel aufgegriffen.

Der einzige Grund, sich mit den Vorstellungen des Jesus von Nazareth zu beschäftigen, ist der, dass sich die hiesige noch immer marktbeherrschende Religion auf ihn beruft. Ansonsten würde es völlig ausreichen, dass man darauf hinweist, dass man kaum was von ihm weiß und ihn jeder sich so ausmalen kann, wie er will. Mag sein, dass er ein netter Kerl war, vielleicht sogar den einen oder anderen damals aufmüpfigen Gedanken hatte. Von der modernen Staatenwelt und der durchgesetzten marktwirtschaftlichen Ordnung konnte er nichts wissen. Dazu muss man sich selber Gedanken machen oder bei anderen, bis jetzt noch allgemein zugänglichen, wenn auch in schlechtem Ruf stehenden Quellen reinschauen.

"Außer vielleicht, dass Gott tot ist." Gott ist mit Sicherheit nicht tot im Sinne von verstorben. Dafür hätte er nämlich erst mal am Leben sein müssen.

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Der Streit innerhalb der Wissenschaften, ob gegen Dummheit ein Kraut oder kein Kraut gewachsen ist, ist laut Auskunft der Heidelberger Akademie der Wissenschaften noch nicht entschieden, Herr Kurz.

Lügen haben bekanntlich kurze Beine.

Schauen Sie mal rein in die Welt des Judentums: Das ist noch so eine "marktbeherrschende Religion", die als solche jedenfalls deutlich differenzierter über Jesus zu denken weiß, als Sie ganz offenkundig dazu in der Lage sind. Unbestritten ist, dass ich stets Glück, Wohlstand und Erlösung für andere wünsche, jedoch niemals sie dazu zwingen will.

"deutlich differenzierter über Jesus zu denken weiß". Dann mal raus mit der Sprache! Was habe ich alles undifferenziert in einen Topf geworfen? Der junge Jesus, der alte Jesus (ca. 30 Jahre), der sanftmütige Jesus, der zornige Jesus, Jesus als Wunderheiler, Jesus als trinkfester Kumpel der Ausgestoßenen, der barfüßige Jesus, Jesus mit den Jesuslatschen...

Fritz Kurz

Fangen Sie doch mal endlich an, aufzuhören, einen auf modernen Spätmodernen zu machen! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass irgendjemand Sie hier von Ihren Klischees, von Ihren Stereotypen, von Ihren Schablonen, mit der Sie sich religiösem Glauben 'nähern', befreien kann. Hören Sie zu, was Jüdinnen, Juden und Christen im Dialog - auch - über Jesus sagen, dann kommen Sie ganz bestimmt von selber drauf. ZUHÖREN ist das Patentrezept. Nicht raus mit der Sprache, sondern rein mit der Sprache, also: ZUHÖREN! Das kann man lernen. Immer und überall. Wenn es nicht so unchristlich klingen würde, würde ich sagen: Halten Sie die Goschen, und fangen Sie an, Jüdinnen, Juden und Christen im Gespräch zuzuhören.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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Nach Ihrer engagierten scharfen Vermahnung, zuzuhören, müssten Sie jetzt Inhalt bringen. Sonst steht nichts da, dem ich zuhören kann. Erst dann wird sich zeigen, ob hier mal wieder erfüllet wurde, was durch den Leserkommentator gesagt war: "dann kommen Sie ganz bestimmt von selber drauf"

Fritz Kurz

Dass Gier und 40 Jahre ideologischer Materialismus, nachdem 'zusammengewachsen ist, was zusammengehört' ("Es wächst zusammen, was zusammen gehört": Alt-Kanzler und SPD-Vorsitzender Willi Brandt in zwei Interviews im kleinen Kreis zwischen Tür und Angel im späten 1989), keine Spuren hinerlassen in einer gesellschaftlichen Formation, die bestrebt ist, sich selbst als verfassten Zusammenhang zu konstituieren, hat niemand bestritten.

Eine ganze Generation in der "Schule der Gottlosigkeit" (Alexander Tismar) in den außerordentlich 'unordentlichen Schulfächern' Religiöser Analphabetismus und Alphabetischer Egoismus zu erziehen bzw. erziehen zu lassen, das bleibt selten ohne Wirkung.
Was aus Menschen wird, wenn sie unter den 'Krieg um die Seele' fallen, davon ließe sich auch anhand von Einzelschicksalen erzählen.

Insofern dürften die "offenen Türen", die ich mit "dieser Sorte von glaubensmäßig unterfüttertem politischem Kampf" ... "auch und gerade bei Herrn Schäuble" einrenne, sich ziemlich schnell als die fromme Illusion oder das Machwerk eines Illusionisten erweisen.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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Beim berühmt-berüchtigten Zitat "Es wächst zusammen, was zusammen gehört" ist anzumerken, dass das Ergebnis langandauernder, zielstrebiger Politik dargestellt wird als naturwüchsiger Prozess. Diese vorsätzliche Fehldarstellung soll die Interessen adeln, die sich durchgesetzt haben. Kaum war Deutschland nach verlorenem Weltkrieg aufgeteilt und die Teile den Einflusssphären der verschiedenen Siegermächte zugewiesen worden, waren politische Kräfte am Werk, die die Ostzone unter die BRD-Herrschaft bringen wollten. Kein ganz unbescheidenes Vorhaben. Aber ein höchst erfolgreiches. Egal, ob man darüber jubelt oder eine andere Meinung dazu hat, naturwüchsig war daran gar nichts. Da wuchs also keineswegs zusammen, was zusammengehörte, sondern eine Politik, die ein Ergebnis des verlorenen Krieges revidieren wollte, war erfolgreich.

Die Natur kennt nämlich nichts so Bescheuertes wie Staaten. Selbst sogenannte staatenbildende Insekten kommen nicht auf den Einfall, das Leben als Konkurrenz der Bienen untereinander zu organisieren und die dadurch nötige Bienenpolizei von einer durch Wahl legitimierten Bienenkönigin anführen zu lassen.

Wenn ein Deutscher in Hessen und einer in Sachsen ganz scharf darauf sind, und das sind sie leider meistens, unbedingt derselben Herrschaft unterworfen zu sein, dann haben sie diesen Fehler selber zu verantworten und sich nicht hinter einer angeblichen Zusammengehörigkeit zu verstecken.

Um das zu vernebeln, machte der Ex-Kanzler seinen berühmten Spruch. Statt der Zusammengehörigkeit kann auch die Verantwortung vor Gott die gleichen Nebelschwaden erzeugen. So funktioniert die gängige Ideologie. Die ist sehr wirksam. Und diese Wirksamkeit ist keine Illusion.

Fritz Kurz

Immerhin leben Sie, Herr Kurz, in einem "bescheuerten Staat", der so "bescheuert" ist, dass er Ihnen das Recht, Ihre Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten, grundsätzlich in allen Lebensbereichen garantiert. Wenn das mal kein Grund ist, dankbar zu sein ...

"Wenn das mal kein Grund ist, dankbar zu sein ..." Ich darf doch schwer hoffen, dass Sie das ironisch meinen. Ich weiß allerdings, dass der anständige Bürger tatsächlich Dankbarkeit für angebracht hält wegen des huldvoll gewährten Rechts auf Meinungsfreiheit. Und meistens noch eins drauf setzt mit dem Vergleich zu den Nazis, der Zone, Putin und Kaiser Nero.

Der auf seine Meinungsfreiheit so stolze Bürger hält es also für selbstverständlich, eine Macht, den Staat nämlich, über sich zu wissen, die das Meinen auch verbieten könnte. Mit dieser ungeniert zur Schau gestellten atemraubenden Knechtsgesinnung der freien Bürger funktioniert die demokratische Herrschaft in der Tat prächtig.

Fritz Kurz

"Wer mit dem Leben spielt, Kommt nie zurecht; Wer sich nicht selbst befiehlt, Bleibt immer Knecht." (JWvG) -
Was meine Wenigkeit anlangt, so bin ich durchaus dankbar für das Selbstverständliche wie auch für das Nicht-Selbstverständliche in meinem Leben. Auch wenn ich diese Dankbarkeit gewiss nicht in Arten und Weisen zur Schau trage oder stelle, wie Sie das dem "anständigen Bürger" gerne unterstellen wollen.

Mein Anstandsbegriff mag vielleicht etwas altmodisch sein. Aber wie Sie ja bereits aus anderen Postings von mir wissen, kenne und anerkenne ich nur einen Herrn als Herrn "über mir". Atemberaubend ist diese Art von Knecht-dieses-Herrn-Jesus-Sein allerdings. Allerdings sehr anders atemberaubend, als Sie sich das vorstellen können und wollen.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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"Atemberaubend ist diese Art von Knecht-dieses-Herrn-Jesus-Sein allerdings." Dann sind wir uns mal einig. "Allerdings sehr anders atemberaubend, als Sie sich das vorstellen können und wollen." Wie kann und will ich mir diese Erstickungsanfälle denn vorstellen?

Von Gott oder vom Herrn Jesus haben Sie die Dankbarkeit gegenüber dem Staat für die Meinungsfreiheit nicht. "Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott" und überhaupt kein Freund der Meinungsfreiheit. Und Jesus von Nazareth konnte nicht wissen, wie moderne Herrschaft geht und welche Rolle in ihr die Meinungsfreiheit spielt.

Die zeitgenössischen Bürger wissen es leider auch nicht. Sie finden es ganz großartig, dass sie nicht im Knast landen, weil sie anderer Meinung sind als die Regierung und nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, obwohl sie mit der Gedankenwelt von Frau Pfarrerin nicht übereinstimmen. Der springende Punkt entgeht ihnen aber. Diese Freiheit des Meinens hat den Preis, dass ihr Meinen ohne jeden Belang ist. Sie können weder beim Chef, noch an der Supermarktkasse, auch nicht beim Vermieter, bei der Behörde oder vor Gericht irgendetwas erfolgreich verlangen aus ihrer Meinung heraus. Es ist eben ihre absolut freie Meinung. Frei von jeder Wirksamkeit. Was sie zu tun oder zu lassen haben, steht im Gesetz oder ergibt sich aus dem Preisverzeichnis und dem Inhalt des Geldbeutels.

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Wer unter dem Recht stöhnt, ist auf Recht angewiesen. Das geht mir nicht anders als Ihnen oder anderen Menschen. Daran hat sich auch nach 2000 Jahren nichts geändert. Ob Jerusalem, Athen, Rom, Moskau, Kleinkleckersdorf oder Berlin: Auch unter den gegebenen völlig unheiligen Verhältnissen (spät-)moderner Herrschaft ist, wer unter dem Recht stöhnt, auf Recht angewiesen. So geht Herrschaft.

Warum bewerben Sie sich nicht am Hofe von Kim Jong-un in Nordkorea um den Posten eines Hofphilosophen? Der fände es bestimmt ganz großartig, dass Sie nicht "im Knast landen", weil Sie anderer Meinung sind als er und nicht "auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden", obwohl Sie mit der Gedankenwelt von Frau Jong-un nicht übereinstimmen.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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"Daran hat sich auch nach 2000 Jahren nichts geändert." Ganz richtig! Mal darüber nachzudenken, wer vom Recht den Nutzen und wer den Schaden hat, wäre eine echte Abwechslung. Die richtige Antwort lautet übrigens nicht: In Nordkorea dient das Recht den Bösen und in der BRD dient das Recht den Guten. Ebenso falsch ist die Antwort: In Russland dient das Recht den Falschen und in der Ukraine dient das Recht den Richtigen.

Fritz Kurz

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"In der Politik hat mir der Glaube immer geholfen, denn ich war überzeugt: Wir kennen nicht die letzte Antwort. Es gibt Dinge, die liegen außerhalb unserer Welt." -
Nach der Überlieferung des Markusevangeliums war Jesu letzte Frage "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Markus 15, Vers 34). Wir kennen bis heute nicht die Antwort auf diese letzte Frage. Es gibt Dinge, die liegen innerhalb unserer Welt.

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"Wenn Sie alt werden und merken, dass das Leben endlich ist, versuchen Sie im Glauben Halt zu finden. Aber drei Vaterunser und alles ist gut - das ist kein Patentrezept."

Im von Dritten (z.B. BILD-Zeitung) sogenannten "heiligsten Raum" des Reichtstagsgebäudes, im Andachtsraum des Bundestages, beten "unsere Politiker" (BILD.de: "Hier beten unsere Politiker"). Beten kann, soll oder darf "Schreien zu Gott" sein. Was passiert also, wenn "unsere Politiker" im Andachtsraum des Deutschen Bundestages zu Gott SCHREIEN?
Ist das vielleicht das Patentrezept? Fallen dann die Mauern des Reichstagsgebäudes in sich zusammen wie im Fall "Jericho"? (Buch Josua, Kapitel 6). Ist dann der Bundestag, wie in der 'Causa Jericho', mit allem, was darin ist, der Vernichtung geweiht für den - essen-dreierschen PRÄAMBEL-Gott? Wie ist der Name der Hure, die dann am Leben bleiben soll, "sie und alle, die bei ihr im Haus sind, weil sie die Boten versteckt hat, die wir ausgesandt haben" (Josua 6,17)? Heißt die Hure vielleicht Lady Justice, die anglo-amerikanische Schwester von Justitia? Hat Lady Justice, die Schwester von Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit, die im alten Rom einen Tempel besessen hat, der durch eine seltsame Umkehrung zum Mittelpunkt aller Ausschweifungen geworden ist, hat Lady Justice etwas an unter ihrem scharfen Kostüm, das sie auf allen Darstellungen trägt? Kann Lady Justice gar etwas sehen? Wie will sie mit ihrer Augenbinde denn Akten lesen? Was bedeutet der Lady der Aufenthalt an dem Ort, an dem sie arbeitet? Kann sie das auch in echt haben? Gehört das zu ihrem Job, dass Justitia das Wort von der Unantastbarkeit der Menschwürde auf die Goldwaage legen muss?

Tut um des Menschen willen etwas Tapferes und fragt in Gottes Namen Wolfgang Schäuble das.

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"Diese Welt und das Reich Gottes sind zu trennen"

Wieso, weshalb, warum ... erzählt Jesus das Gleichnis vom Schatz im Acker (Matthäus 13,44) und das Gleichnis von der Perle (Matthäus 13,45-46), wenn Schatz, Acker, Perle, Suchen, Finden und das, was daraus folgt, keinen Ort, keine Zeit und keinen Raum in "dieser Welt" haben?

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Ist der Protestant Wolfgang Schäuble schon Christ?

Das Katholische Stadtdekanat Köln behauptet auf seiner Website (www[dot]katholisches[dot]koeln > Seelsorge + Gute Dienste > Christ sein und werden): "Christ ist man nicht. Christ wird man - ein Leben lang. Der Glaube muss sich im Alltag bewähren, Zweifel zulassen und bestehen können. Immer wieder neu fordert er eine bewusste Entscheidung zum Christsein heraus."

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Papst Franziskus behauptet: "Es lohnt sich und kann sogar Spaß machen, sich ganz auf Gott einzulassen." Der amtierende Bischof von Rom erklärt dies näher u.a. in dem Taschenkalender für Ministranten und junge Christen, welcher als Artikel mit der Bestellnummer Nullsechszweinullvieracht im Online-Shop des Leipziger St. Benno-Verlages (vivat[dot]de) zum Stückpreis von 6,95 Euro zum Kauf angeboten wird.

(Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin evangelisch.) - Bist du schon evangelisch? Oder du? Oder DU? Oder du, Wolfgang Schäuble?

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Schäuble: "Es ist ökonomischer Unsinn zu glauben, der Staat könne die Auswirkungen der Inflation komplett ersetzen."

Es würde vielleicht eine Verknappung geben, aber teurer, also Inflation und Verlust von Arbeit und Wohnung, müsste kein Mensch im Staat/Gemeinschaftseigentum "wie im Himmel all so auf Erden" fürchten.

Schäuble: "Nein, die Bergpredigt ist ausdrücklich keine Anleitung für Politik."

Doch, die Bergpredigt ist ausdrücklich eine Anleitung für gottgefälliges/vernünftiges Zusammenleben OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, in globalem Gemeinschaftseigentum, also für ein Politik OHNE parlamentarisch-lobbyistisches Marionettentheater, für wirklich-wahrhaftige Demokratie, in Organisation zweifelsfrei-eindeutiger Werte, OHNE die Konfusion der Regierungen.

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"Die Menschen erwarten zu Recht Führung." Das ist erfreulich offenherzig und deutlich. Also, liebe Zeitgenossen: Wählt die Richtigen! Und wenn diejenigen, die gerne geführt werden wollen und diejenigen, die gerne und gut führen, einig und geschlossen sind, dann kann es nur noch immer besser werden.

Fritz Kurz

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