Kati Szilagyi
Andererseits - Der ratlose Spender
Walter S. aus Düsseldorf fragt:
"Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sein Geld auszugeben. Bücher kaufen, Reisen buchen, Spenden überweisen. Gibt es irgendeine Richtschnur, wie viel und für was man spenden sollte und ob man überhaupt noch guten Gewissens Geld für etwas ausgeben darf, was weder für einen selbst lebensnotwendig ist noch Bedürftigen hilft?"
Stefanie Schardien antwortet:
Zweifellos würde die Welt anders aussehen, wenn wir den Reichtum so umverteilten, dass erst einmal alle Menschen genug zum guten Leben bekämen. Aus Ihrer Frage höre ich aber weniger den Wunsch nach einer Prozentzahl für angemessene Abgaben heraus. Das haben Gemeinschaften seit jeher versucht zu regeln: Etwa mit dem biblischen "Zehnten" oder mit heutigen Sozialabgaben, die sich am Einkommen orientieren.
Ich höre vielmehr die Frage, ob wir angesichts der Armut anderer überhaupt moralisch vertretbar den eigenen Wohlstand genießen dürfen. Letztlich müssen alle Wohlhabenden diese Entscheidung – ohne Spendenvorschrift – je für sich verantwortlich treffen. Wenn ich Jesu große Fußspuren zur Orientierung nehme, kann ich sagen: Ja, ohne die Armut zu vergessen, dürfen wir die schönen Seiten des Lebens auch genießen. Das hat Jesus nicht nur selbst getan – durch gemeinsames Feiern und Essen. Er hat zum Beispiel auch seiner Gastgeberin Marta, die vor lauter Aufopferung fast mürrisch wurde, geraten, seinen Besuch zu genießen. In dieser Hinsicht kann die wohl wichtigste Richtschnur für das Spenden dann jene sein: dass die Spende von Herzen kommt. Meistens liegt man dann richtig, wenn man auch als Gebender am Ende das Gefühl hat, reicher zu werden: an Freude und Glück.
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