"Keine Maske zu tragen, ist leider asozial"
Boy holding a face mask
Getty Images/Kinga Krzeminska
"Keine Maske zu tragen, ist leider asozial"
Die erste Schulwoche ohne Maskenpflicht: Wie ging es Schülerinnen und Schülern damit? Gab es Streit?
Tim Wegner
29.04.2022

Ich trage immer eine Maske im Unterricht, sie stört mich überhaupt nicht. Auch meine Klassenlehrerin hat immer eine Maske auf. Die meisten Schüler:innen aus meiner Klasse tragen keine Maske. Von einigen bekomme ich oft zu hören: "Sofie, zieh doch mal die Maske aus!" Aber ich denke mir dann: Lass sie doch reden, mich stört die Maske nicht.

Sofie, 10 Jahre, 4. Klasse, Hessen

Tim Wegner

Nils Husmann

Nils Husmann ist Redakteur und interessiert sich besonders für die Themen Umwelt, Klimakrise und Energiewende. Er studierte Politikwissenschaft und Journalistik an der Uni Leipzig und in Växjö, Schweden. Nach dem Volontariat 2003 bis 2005 bei der "Leipziger Volkszeitung" kam er zu chrismon.

Ich finde es gut, dass es keine Maskenpflicht mehr gibt, dann bekomme ich besser Luft. Meine Lehrerin hat gesagt, wir sollten die Maske ruhig noch auflassen. Wir fahren bald auf Klassenfahrt und vorher soll möglichst kein Kind Corona bekommen. Aber ich hatte ja gerade erst Corona. Ein paar Kinder wollten von der Lehrerin wissen, was wir tun sollen. Ein Mädchen erzählte, es darf keine Maske tragen, das hatte ihr Vater ihr gesagt. "Du willst doch gut Luft kriegen!" Ich weiß aber nicht mehr, ob sie die Maske weggelassen hat. Ich finde es gut, dass wir nicht die Maske tragen und uns auch nicht mehr testen lassen müssen.

Mine, 10 Jahre, 4. Klasse, Nordrhein-Westfalen

"Ich finde das Lernen ohne Maske angenehmer" - Lara aus Hessen

Am Montag hatten drei Kinder noch eine Maske an. So genau habe ich nicht darauf geachtet, ich hatte jedenfalls noch eine auf. Wir haben nicht darüber gesprochen. Gestern hatte meine Freundin ihre Maske vergessen, sie hatte sonst immer eine auf. Da habe ich meine Maske auch nicht mehr aufgesetzt. Die Lehrerinnen setzen noch eine Maske auf, wenn ein Kind an die Tafel kommt. Dann machen wir Schülerinnen das auch. So finde ich es gut.

Willemijn, 9 Jahre, 3. Klasse, Hessen

 

Wir sind 29 Kinder, 28 davon tragen weiterhin eine Maske. Auch auf den Gängen, wenn wir in die Pause gehen. Wir tun das freiwillig, eine Diskussion gab es nicht, die Lehrerinnen und Lehrer haben uns auch nicht aufgefordert, eine Maske zu tragen. Ich finde: Keine Maske zu tragen, ist leider asozial. Ich teste mich auch noch alle zwei Tage. Ich bin geimpft und genesen, habe aber das Gefühl, dass wir das alle trotzdem noch machen sollten.

Karl, 12 Jahre, 6. Klasse, Hessen

 

Ich trage keine Maske im Unterricht. Auch die Lehrer tragen nicht alle eine Maske. Manche ja, manche nicht. Ich finde das Lernen ohne Maske angenehmer. Die meisten Schüler:innen aus meiner Klasse tragen weiterhin eine Maske. Streit gab es deswegen bisher nicht.

Lara, 15 Jahre, 9. Klasse, Hessen

"Ich finde es dumm, die Maskenpflicht einzustellen" - Rivka aus NRW

Bei uns ist es 50:50, die Hälfte in der Klasse trägt eine Maske, die andere nicht. Darüber gab es keine Diskussion, es war einfach so. Ein Lehrer trug keine Maske, seine Kolleginnen und Kollegen hatten aber alle noch eine auf. Ehrlich gesagt: Ich finde es dumm, die Masken- und Testpflicht einzustellen, es gibt noch viele Fälle. Aber es gibt wahrscheinlich nie ein perfektes Timing. Viele Eltern sind Risikopatient:innen oder kennen andere, ältere Menschen, die ein hohes Risiko haben. Wenn ich weiß, dass alle 100 Prozent sicher sind, werde ich auch keine Maske tragen.

Rivka, 13 Jahre, 8. Klasse, Nordrhein-Westfalen

 

Ich habe die Maske im Unterricht auf, bis es Frühstück gibt. Nach dem Frühstück trage ich die Maske nicht mehr, weil die meisten Schüler:innen auch keine tragen. Auch die Klassenlehrerin trägt keine Maske.

Helen, 8 Jahre, 2. Klasse, Hessen

 

Ich unterrichte in den Jahrgängen 5 bis 7, und meine Schüler:innen haben in der gesamten Zeit, in der sie eine Maske tragen mussten, das auch sehr gewissenhaft getan – egal, ob zunächst Stoffmasken oder später medizinische Masken. Sicher gab es Schüler:innen, die damit ihre Schwierigkeiten hatten und die man immer wieder ermahnen musste, ihre Maske richtig aufzusetzen. Diese Situationen waren mitunter anstrengend, aber sicher nicht nur für mich, sondern auch für die Schüler:innen. Mein Eindruck war, dass sie die Maske nicht aus reinem Trotz immer wieder runtergezogen haben – sondern sie waren wirklich genervt von den Masken im Gesicht. Es half mir, mir eine Sache bewusst zu machen: Für meine Schüler:innen im Jahrgang 6 war das letzte komplett reguläre Schuljahr ohne Lockdown das in der 3. Klasse! In der 4. Klasse kam es dann zum ersten Lockdown. Der Gedanke hilft mir auch nachzuvollziehen, warum sie nun die Chance nutzen und die Masken nicht mehr tragen.

Gefühlt nimmt die Zahl der Maskenträger täglich ab. Manchen merkt man die Erleichterung richtig an und ich habe mich auch bei dem Gedanken erwischt, dass ich nun nicht mehr einzelne Kinder immer wieder ermahnen muss und dadurch die Situation entspannter wird. Konflikte gab es in den ersten Tagen keine, denn die Schüler:innen gehen weiterhin verständnisvoll miteinander um. Manche Schüler:innen tragen weiter sehr sorgfältig ihre Maske, und das ist für alle Beteiligten absolut in Ordnung. Ein besonnener Umgang miteinander und Verständnis füreinander sind sicher der Schlüssel. Diese Haltung war schon in der Zeit mit Masken spürbar, und ich freue mich, dass sie dies weiterhin so in unserer Schulgemeinde leben.

Nadja Nauroschat ist Abteilungsleiterin für die Jahrgänge 5 und 6 an der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck, die für den Deutschen Schulpreis nominiert war. Sie unterrichtet Deutsch, Erdkunde und Englisch.

Infobox

Maske ja oder nein? Wie sind eure Erfahrungen? Schreibt Nils Husmann unter husmann@chrismon.de

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