Die Kinder aus der jüdischen Gemeinde in Odessa nach der Ankunft in einem Berliner Hotel.
Geflüchtete Kinder aus Odessa stehen nach ihrer Ankunft in einem Flur in einem Hotel. Zwei Busse mit Kindern aus einem Waisenhaus in Odessa sind in Berlin angekommen.
Christophe Gateau/dpa/picture alliance
Rabbi rettet Kinder
Mendi Wolff, Rabbi aus Odessa, über seinen Kindertransport ins sichere Berlin
Ruthe Zuntz
18.03.2022

chrismon: Sie haben Anfang März 108 ­jüdische Kinder aus Odessa nach Berlin gebracht. Wie war die Fahrt?

Mendi Wolff: Wir fuhren 52 Stunden durch, einschließlich der erforderlichen Pausen, bis Berlin, wo uns bequeme Betten mit Kopfkissen und Matratzen erwarteten. So schnell ging es wohl noch bei keiner Flüchtlingsgruppe aus der Ukraine. Freitagmittag am 4. März kamen wir an. Wir mussten vorm Schabbat da sein.

Ruthe Zuntz

Igal Avidan

Igal Avidan, geboren 1962 in Tel Aviv, studierte englische Literatur und Informatik in Ramat Gan sowie Politikwissenschaft in Berlin. Igal Avidan lebt in Berlin und arbeitet seit vielen Jahren als freier Journalist und Deutschlandkorrespondent für verschiedene israelische Zeitungen (wie z. B. die Tageszeitung "Maariv", Tel Aviv), Hörfunksender und Nachrichtenagenturen sowie als freier Autor und Kolumnist zum Thema Nahost u. a. für die "Süddeutsche Zeitung", "NZZ", Cicero, "Frankfurter Rundschau", "Berliner Zeitung", "Tagesspiegel", "Welt" und das "Handelsblatt". Für verschiedene deutsche Organisationen wie die Bundeszentrale für politische Bildung, die Deutsch-Israelische und Christlich-Jüdische Gesellschaft sowie für mehrere Stiftungen hält er Vorträge über Israel und den Friedensprozess im Nahen Osten. Sein neues Buch "… und es wurde Licht! Jüdisch-arabisches Zusammenleben in Israel" erschien im Mai 2023 im Berenberg-Verlag.
Igal Avidan

Rabbiner Mendi Wolff

Rabbiner Mendi Wolff leitet das jüdische Kinderheim in Odessa.

Ihr Urgroßvater Ephraim Wolff floh 1933 als 13-Jähriger aus Nürnberg über Odessa nach Israel. Nun finden Sie ausgerechnet in Deutschland Schutz. Was bedeutet das für Sie?

Vielleicht ist es ein Wunder. Die Deutschen sind normal geworden.

Ihr Vater ist Rabbiner in Odessa. Wie sorgt er jetzt für die Gemeinde dort?

Er hat einen Sicherheitsdienst ange­heuert, um sie vor Plünderungen und Randale zu bewahren. Unsere geschlossene Schule wird von Einheimischen geschützt.

Werden Kinder aus Ihrer Gruppe nach Israel weiterreisen?

Ich glaube schon, aber erst muss ich hier für ihre Sicherheit sorgen: dass sie zu­frieden sind, zu essen bekommen, sich waschen und genug schlafen. Ich tue ­alles, damit keine psychologische Be­treuung nötig wird, bislang mit Erfolg.

Was ist Ihr langfristiger Plan?

Für die meisten in unserer Gemeinde ist wichtig, ob die Gebäude zerstört werden, und nicht, welche Fahne über dem Rathaus weht. Ob die Stadt besetzt ist oder nicht: Solange Odessa nicht großflächig bombardiert wird, werden viele Ge­flohene zurückkehren.

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