Frieden ist teuer
Sanktionen treffen auch uns. Warum sagt uns das niemand?
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
10.02.2022

Was, wenn die russische Armee ungeachtet aller diplomatischen Bemühungen in die Ukraine einmarschiert? Eines darf nicht geschehen: Achselzuckend daneben stehen. Regierungen in Großbritannien, den USA und Kanada argumentieren: Je stärker die ukrainische Armee, desto teurer der Krieg für Russland. Weshalb sie die ukrainische Armee mit Waffen beliefern. Richtig ist auch: Je mehr Waffen, desto mehr Tote.

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Burkhard Weitz

Burkhard Weitz war als chrismon-Redakteur bis Oktober 2022 verantwortlich für die Aboausgabe chrismon plus. Er studierte Theologie und Religionswissenschaften in Bielefeld, Hamburg, Amsterdam (Niederlande) und Philadelphia (USA). Über eine freie Mitarbeit kam er zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" und war mehrfach auf Recherchen in den USA, im Nahen Osten und in Westafrika. Seit November 2022 betreut er als ordinierter Pfarrer eine Gemeinde in Offenbach.

Krieg ist teuer, Frieden auch. Wenn Diplomatie nicht wirkt, bleiben dem Westen nur Sanktionen. "Alles liegt auf dem Tisch", drohte Kanzler Olaf Scholz vage. Was er wohl meint? Vielleicht: keine Computerchips exportieren, keine Technologie zum Erschließen der Rohstoffe, russische Banken vom internationalen Zahlungsverkehr ausschließen und den russischen Außenhandel lahmlegen? Hauptsache, alle westlichen Verbündeten sind sich einig.

Sanktionen werden auch uns treffen, aber niemand will darüber reden. Putin wird Gas als Waffe einsetzen. Gazprom hat schon seine Speicher in Deutschland geleert, um das Land auch kurzfristig von Lieferungen abhängig zu halten. Die Bundesregierung wird das knapp werdende Gas von woanders her beziehen, mit Flüssiggastransporten aus den USA etwa. Besser noch: Die Bundesregierung würde uns Bürgerinnen und Bürger auf so einen Fall vorbereiten. Denn Gaskampf heißt: Sehr hohe Energiepreise, alles wird teurer, private Ersparnisse schmelzen noch schneller.

Sanktionen sind teuer. Militärisches Eingreifen wäre es auch. Egal, wie man sich gegen fremde Aggression wehrt: Auch Frieden hat seinen Preis.

Putin weiß, wie hybride Kriegsführung geht. Er wird über seine Medien den Unmut über erhöhte Energiepreise zu schüren wissen; er weiß, wie er der deutschen Regierung Angst macht vor dem eigenen Volk. Dagegen hilft nur eins: Scholz muss jetzt erklären, warum die Opfer nötig sind, und wie wir soziale Härten abfedern. Agieren, nicht reagieren.

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"Scholz muss jetzt erklären, warum die Opfer nötig sind, und wie wir soziale Härten abfedern."

Ja, das wäre ein gefundenes Fressen für die Opposition im parlamentarisch-lobbyistischen Marionettentheater, vor allem für die des wachsenden Nationalismus.

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"Scholz muss jetzt erklären, warum die Opfer nötig sind". Der Herr Bundeskanzler muss seinem verehrten Volk überhaupt nichts erklären. Demokratische Führer und demokratisch Geführte sind sich wie so oft längst völlig einig. Was soll denn aus Russland Gutes kommen? Erst der rückständige Zar, dann der jüdische Bolschewismus, jetzt zwar erfreulicherweise keine Abweichung mehr von der allein selig machenden Marktwirtschaft, aber der zugehörige demokratische Führer hat es nur zur autokratischen Variante gebracht.

Russland gehört eingekreist und von einer Weltmacht, die den USA Grenzen aufzuzeigen wusste, zu einer Regionalmacht degradiert. Blöd, dass die halt immer noch diese vielen Atomwaffen haben. Bei einem solchen Gegner ist das Volk zu allen Opfern bereit. Der Herr Bundeskanzler und Prediger aller Art können diese Opferbereitschaft als selbstverständlich voraussetzen. Sie müssen sie nicht herbeireden oder herbeischreiben.

Fritz Kurz

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