Bewohner Svein Andersen, bekommt die allererste Corona-Impfung im Land von Krankenschwester Maria Golding.
Nurse Maria Golding vaccinates Svein Andersen, in Oslo, Norway, Sunday, Dec. 27, 2020. Andersen, a resident of Ellingsrudhjemmet, was the first in Norway to receive the coronavirus vaccine. (Fredrik Hagen/NTB via AP)
Fredrik Hagen/AFP/picture alliance
"Das wird ein heißer Frühling"
Zwischen Pflexit und Arbeitskampf. Die Krankenschwester Jana Hoffmann berichtet aus Norwegen.
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02.02.2022

Hier in Norwegen gibt es keine 2G- oder 3G-Regeln. Die Impfquote ist hoch. Es gibt auch Impfskeptiker, aber deren Anzahl ist vergleichsweise gering. Das Vertrauen in den Staat ist groß, Restriktionen lösen kaum Protest aus. Allenfalls diskutiert man über Details, etwa wie man den Schulbetrieb aufrechterhält. Die Empfehlungen sind auch differenzierter als in Deutschland: Die Boosterimpfung wird nur Menschen ab 45 Jahren und Beschäftigten im Gesundheitswesen empfohlen, sowie Risikopatienten und Heimbewohnern. Und für Kinder und Jugendliche bis 15 gilt eine Impfdosis als ausreichend.

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Jana Hoffmann

Die Krankenschwester Jana Hoffmann lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort nahe Oslo. Sie ist Betriebsrätin in einer Kommune, die neben Schulen und Kindergärten auch viele Pflegeeinrichtungen betreibt. Diese sind in Norwegen meist in öffentlicher Hand. Daneben macht sie zurzeit noch ein bis zwei Schichten pro Woche in einem Impfzentrum. 

Soweit die Sonnenseite. Auf der Schattenseite steht das Gesundheitswesen am Anschlag. Seit Beginn der Pandemie verließen viele Krankenpfleger - so sagt man hier geschlechtsneutral - den Beruf. Aktuell fehlen 7000 Fachkräfte. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl entspricht das der Situation in Deutschland. Die Gründe, warum die Pfleger gehen: unbequeme Arbeitszeiten, Überstunden, schlechte Bezahlung, eine dünne Personaldecke, steigender Effektivierungsdruck und somit wachsender Stress.

Kein Corona-Bonus

Einen Corona-Bonus gab und gibt es für die Pflegekräfte nicht. Ganz im Gegenteil. Im Sommer 2021 griff der Staat in den Arbeitskampf zwischen Pflegepersonal und öffentlichen Einrichtungsträgern ein und verhinderte damit bessere Löhne. Ein solch erzwungener Tarifabschluss ist ein Instrument, um Gefahren für die Bevölkerung abzuwenden. Das kann nützlich sein. In diesem Fall aber wurde es meiner Ansicht nach missbraucht und das leider nicht zum ersten Mal. Im Frühjahr wird es neue Tarifverhandlungen geben. Die Erwartungen der Pfleger sind groß. Ich bin Betriebsrätin in einer Kommune, die neben Schulen und Kindergärten auch viele Pflegeeinrichtungen betreibt. Diese sind in Norwegen meist in öffentlicher Hand. Ich fürchte, es wird ein heißes Frühjahr.

 

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