Stadtansicht vom Rund Turm Rundetaarn in Copenhagen
Aerial view of Copenhagen from the top of Round Tower Rundetaarn. Copenhagen, Denmark on February 7, 2020. (Photo by Maxym Marusenko/NurPhoto via Getty Images)
Maxym Marusenko/NurPhoto/Getty Images
Was predigt Ihr da?
Die dänische Regierung will gegen Hassprediger vorgehen. Die deutsche Auslandspfarrerin betrifft das aber auch.
21.05.2021

Morgen werde ich eine alte Dame aus Berlin beerdigen. Sie lebte lange in Kopen­hagen, war mit unserer Auslandsge­meinde eng verbunden und wünschte sich, hier in den Grabkapellen beer­digt zu werden. Ich bin selbst Ber­linerin und kann diesen Wunsch gut nachvollziehen. In dem Gebäude, das einen Kräutergarten umschließt und teilweise noch aus dem 17. Jahrhun­dert stammt, ist es wunderschön. Hier ruhen viele Persönlichkeiten, die in den vergangenen Jahrhunderten das deutsch­dänische Leben bereichert und gestaltet haben.

privat

Dr. Rajah Scheepers

Dr. Rajah Scheepers ist seit 2019 Hauptpastorin an der  deutschsprachigen Gemeinde St. Petri in Kopenhagen. Sie wurde 1974 in Berlin-Lichterfelde geboren, studierte Evangelische Theologie in Marburg, Amsterdam, Berlin und Bern, promovierte in Kirchengeschichte mit einer Arbeit über Landgräfin Anna von Hessen, habilitierte sich an der Universität Marburg in Kirchengeschichte und wurde 2011 zur Pfarrerin in Berlin ordiniert. Nach den Berliner Gemeinden in Dahlem und Steglitz ist St. Petri in Kopenhagen ihre dritte Gemeinde. Rajah Scheepers  ist verheiratet und hat drei Kinder.

In welcher Sprache werde ich morgen predigen? Eigentlich ganz klar. Schon vor 446 Jahren verlieh der König unserer Gemeinde das Pri­vileg, für die hier lebenden Deutsch­sprachigen auf Deutsch zu predigen. Das allerdings scheint nun in Gefahr. Die dänische Regierung gab im ver­gangenen Oktober bekannt, ein Ge­setz verabschieden zu wollen, wonach Geistliche in Kirchen, Synagogen und Moscheen nur noch auf Dänisch pre­digen dürfen. Das zielt auf die Gefahr durch islamistische Hassprediger ab. Es betrifft aber eben auch alle ande­ren.

Übersetzung für die Behörden

Inzwischen hörte man etwas mehr von dem Plan: Gottes Wort darf offenbar weiterhin in jeder beliebigen Sprache verkündet werden, man muss aber bei den staatlichen Behörden eine dänische Übersetzung einreichen. Für unsere Gemeinde bedeutet dieser Gesetzesvorschlag eine große Verunsicherung. Jeder von uns sollte die Gewissheit haben, in seiner Sprache Gottes Wort hören zu können – von der Wiege bis zur Bahre. Und morgen? Ich predige auf Deutsch und stelle eine dänische Übersetzung für die Trauergäste zur Verfügung, die kein Deutsch sprechen. So werden es auch meine Vorgänger gehandhabt haben. Aber keiner von ihnen musste bei der Regierung eine Übersetzung seiner Predigten abgeben.

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