Der unmotivierte Kommilitone
Der unmotivierte Kommilitone
Kati Szilagyi
Der unmotivierte Kommilitone
Stefanie Schardien, Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"-Sprecherin, beantwortet für chrismon jeden Monat kniffelige Lebensfragen.
Stefanie SchardienARD/BR/Markus Konvalin
28.04.2021

Jan aus Heidelberg fragt:

"Im Studium läuft alles digital, auch die Gruppenarbeiten. Es gab schon immer die ein, zwei, die ganz viel machen, andere rotzen es halt so hin. Aber digital ist es viel schwerer, die Trittbrettfahrer in den Hintern zu treten. Die Note gibt’s für die Gruppe. Ich bin ein Vertreter, der alles gut machen will. Die ‚Reicht gerade so‘-Typen nerven mich! Wie kann ich sie motivieren?"

Stefanie SchardienARD/BR/Markus Konvalin

Stefanie Schardien

Die Theologin Stefanie Schardien, geboren 1976, ist Theologische Geschäftsführerin des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, wo auch chrismon erscheint.

Stefanie Schardien antwortet:

Die Deutungshoheit hatten oft die Lässigen – so erinnere ich das aus der Schulzeit. Sie erklärten Lernen für überflüssig, belächelten wissend alle, die es anders machten. Wer sie dann im notwendigen Moment nicht abschreiben ließ, galt als unsolidarischer Streber und unkollegiale Spießerin. Sie würden dieser Einordnung nach wohl zu dieser letzten Kategorie gehören. Auf den ersten Blick können Sie sich nur zwischen zwei für Sie unangenehmen Optionen entscheiden: Treiben Sie die anderen zur Arbeit an, wird die Gruppe Sie das Image des nervigen Strebers spüren lassen. Nehmen Sie als freundlicher Kollege den mittelmäßigen Arbeitseifer der Trittbrettfahrer hin, leiden Sie unter der schlechten und ungerechten Benotung. Es lohnt aber ein ­zweiter Blick: Wie wäre es, Sie befreiten sich aus der Zwick­mühle? Erkundigen Sie sich bei den Profs, wie unter den derzeitigen Bedingungen individuelle Benotungen in Gruppenarbeiten möglich sind. Oder noch besser: Bilden Sie Arbeitsgruppen mit den Gleichgesinnten. Das steigert die Zufriedenheit – Ihre und letztlich auch die derjenigen, die sich von Ihnen nicht gestresst fühlen. Und wer weiß, ob Ihre guten Gruppenergebnisse am Ende nicht die beste Motivation für die anderen sind, sich bei nächsten gemeinsamen Arbeiten mehr ins Zeug zu legen?

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