Bessermacher - Das Gute ist so nah
Bessermacher - Das Gute ist so nah
Studio Käfig
Das Gute ist so nah
Familie Kunth aus Hamburg ernährt sich regional und saisonal. Aber Avocados gibts auch mal – vom Patenbaum.
29.12.2020

Willi Weitzel: Ich trinke gerade Kaffee, da wirds schwierig mit regional und saisonal . . .

Louise Kunth: Stimmt! Aber du solltest darauf achten, dass er bio und fair gehandelt ist.

Ihr versucht, euch regional und saisonal zu ernähren. Welche Jahreszeit ist euch am liebsten?

Louise: Spätsommer, Herbst, Erntedank! Und der Frühsommer ist toll, dann gibt es noch Spargel und schon Erdbeeren.

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Willi Weitzel

Willi Weitzel, Jahrgang 1972, ist Moderator, Reporter und Autor. Er wurde bekannt als Gesicht der TV-Sendung "Willi wills wissen", in der er von 2001bis 2009 einer ganzen Generation an Kindern die Welt erklärte. Viele Folgen sind heute noch auf "YouTube" zu sehen. Samstags ist er im BR Fernsehen mit der Sendung "Gut zu wissen" zu sehen. In der edition chrismon ist sein Buch "Der Islam. Fragen und Antworten für alle, die’s wissen wollen" erschienen (mit Mouhanad Khorchide).    

Aber jetzt ist Winter . . .

Louise: . . . mit Obst ist es dann schwierig, es gibt ja fast nur Lagerware, Äpfel und Birnen.

Bringt es Deine Tochter Romy in die Bredouille, wenn andere Kinder Mandarinen in der Pausenbox haben?

Louise: Uns ist die Besser-als-Regel wichtig. Wir machen es nicht perfekt, aber eine Mandarine von einer spanischen Demeter-Farm ist besser als eine gespritzte aus dem Discounter. Mit einer Freundin haben wir eine Patenschaft für 
einen Avocado-Baum auf Fuerteventura. Die Ernte kommt bald.

Geht ihr auch mal in den Supermarkt?

Louise: Fast nie. Wir haben zum Glück die "Hobenköök" um die Ecke, das ist plattdeutsch und bedeutet "Hafenküche" – ein Handelsplatz für viele kleine Produzenten aus der Region. Wir finden dort fast alles, was wir brauchen, Käse, Fisch, Fleisch, Gemüse . . .

Wie definierst du Region beim Einkaufen?

Louise: Für uns hier in Hamburg zähle ich Norddeutschland dazu.

Ist es teurer, sich so zu ernähren?

Louise: Mit dem Wort "teuer" habe ich Probleme. Klar bekomme ich Lebensmittel im Discounter günstiger. Aber die Preise bilden die Umweltschäden nicht ab.

Was esst ihr in der kalten Jahreszeit?

Louise: Viel Ofengemüse, mit Öl marinieren, getrocknete Kräuter darüber geben – lecker! Es gibt tolle Wintersalate. Wir essen viele Gerichte mit Linsen und Kichererbsen. Und wir lieben Pilze. Auch Fleisch und Fisch kommen bei uns auf den Teller, wenn es aus der Region 
ist. Es ist gut, den Kindern auf Instagram Bilder vom Hof zu zeigen, er heißt "Odefey & Töchter", und zu sagen: Das sind die Hühner von Lars, heute essen wir eines davon.

Hallo Romy, was denkst du darüber?

Romy (6 Jahre): Wenn man ein Huhn isst, ist es wichtig, dass es gut gelebt hat, nicht nur eingesperrt war und nie das Licht gesehen hat. Wir essen nur Tiere von Bauern, die wir kennen.

Wie seid ihr zu eurer Haltung gekommen?

Louise: Das eine Erlebnis gab es nicht, es war ein Prozess, wir haben immer mehr hinterfragt. Ich will grundsätzlich Respekt haben vor Menschen und Tieren, und dann kann es nicht richtig sein, Felder auszu­beuten und Tierarten auszupressen.

"Wenn jemand ungesunden Mist in sich hineinstopft, hat das ja vielleicht auch den Grund, dass ­dieser Mensch nicht glücklich ist." - Louise Kunth, Bessermacherin

Menschen, die sich bewusst er­nähren, sind glücklicher, habe ich im "Glücks­­atlas" gelesen. Stimmt das?

Louise: Das glaube ich auch! Aber es ist wie mit der Henne und dem Ei. Wenn jemand ungesunden Mist in sich hineinstopft, hat das ja vielleicht auch den Grund, dass ­dieser Mensch nicht glücklich ist. Ich esse bewusst, habe aber auch Tage, an denen ich verzweifele und denke, das ganze System ist krank. Aber die guten Tage überwiegen, dann sind wir zufrieden, dass wir das besser machen, was in unserer Macht steht – Einkaufen gehört dazu.

Mich hast du inspiriert! Aber es ist auch ganz kompliziert, mit all den Siegeln . . .

Louise: Demeter und Bioland sind für uns die Siegel mit den höchsten Standards. Alles darunter geht nicht. Siegel sind aber nicht so wichtig, wenn man den Produzenten 
kennt. Geht doch mal zu einem Bauern in der Region, der einen Hofladen hat, fragt nach, wie er arbeitet! Ich wette, darüber freut er sich. Es steckt viel Arbeit dahinter, bis die Kartoffel auf dem 
Teller liegt.

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Das liest sich gut. Noch besser wäre, wenn es auch für alle machbar ist. Alle Städter auf das Land und die Auslagen abräumen? Aber bitte zu Fuß, denn der PKW ist ja böse. Das gäbe ein Gedränge auf dem Lande. Preise sind dann nicht mehr notwendig, denn die Nachfrage diktiert. Wie früher beim Hamstern. Für die Tafeln bliebe nichts übrig. Alles fair? Das widerspricht ja allen menschlichen Eigenschaften. Es wird immer Gewinner und Verlierer geben. Ihre Gesprächspartner urteilen aus einer Warte, die mir nicht verständlich ist. Sie können ja tun was sie wollen, aber für alle Anderen ist ihr Handeln nicht geeignet.
Zitat: „Menschen, die sich bewusst ernähren, sind glücklicher, habe ich im "Glücksatlas" gelesen. Stimmt das? Louise: Das glaube ich auch!"
Wenn man schon einen „Glücksatlas“ braucht, kann ja nichts mehr schief gehen. Alle zum Demeter? Das Dreifache für pure Versprechungen zahlen um dann zu glauben, deswegen glücklich zu sein. Das grenzt ja an esotherische Gesundbetung. Mit dieser leider in christlichen Kreisen weit verbreiteten „Denke“ ist jeder Krieg um die Vorräte vorprogrammiert. Es besserer Vorschlag? Ist nicht möglich. Denn Leben bedeutet nicht nur Freude und Leid. Unsere zivilisatorischen Errungenschaften fußen auf der Vernichtung von Ressourcen. Das kann man beklagen, nur ändern werden die Kläger das auch nicht. Sie und weltweit alle Anderen wollen ja leben und das nicht schlecht.

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