Felix Dlangamandla, Gallo Images, Getty Images
Ein Freiwilliger erhält im im Baragwanath Hospital in Soweto eine Injektion von einem medizinischen Mitarbeiterin. Der Impfstoff, vom Jenner-Institut der Universität Oxford (UK) entwickelt, wurde zweitausend SüdafrikanernInnen während der ersten klinischen Studie des Landes injiziert
Patentschutz aussetzen!
Ist ein Ende in Sicht? Haben wir Masken, Abstandhalten und den zähen Corona-Alltag bald hinter uns? Die Erforschung vielversprechender Impfstoffe gegen das Virus lässt hoffen, zumindest hierzulande. Aber gerade in einer globalen Gesundheitskrise sollten wir eben nicht nur auf uns schauen. Denn während in Deutschland die ersten Impfungen anlaufen, werden die Menschen anderswo darauf womöglich noch eine ganze Weile warten müssen.
Europa, die USA und andere wohlhabende Staaten haben sich durch Vorabkäufe Hunderte Millionen Impfdosen gesichert. Im Gerangel um die ersten Chargen drohen viele andere leer auszugehen. Vor allem ärmere Länder, etwa in Afrika, können sich die begehrten Impfstoffe schlicht nicht leisten, zumal sie besonders unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ächzen.
Eigentlich soll die internationale Covax-Initiative dafür sorgen, dass die Corona-Impfstoffe auch für ärmere Länder zugänglich werden. Aber der Initiative fehlt noch Geld – und die verbindliche Zusage aller Hersteller, ihre Mittel zu einem erschwinglichen Preis abzugeben. Nun zeigt sich, wovor Fachleute seit Monaten warnen: Das System, das eine faire globale Verteilung garantieren soll, krankt am Egoismus der reichen Staaten. Helfen könnte, den Patentschutz für Corona-Impfstoffe vorübergehend aufzuheben. In Zeiten einer Pandemie sollte das Gegenmittel ein globales Gemeingut sein – und kein Privileg der Wohlhabenden. Sonst bleibt das Virus in der Welt.
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Lesermeinungen
H Bohn | vor 1 Woche 3 Tagen Permanenter Link
Guten Tag Herr Drescher!
Guten Tag Herr Drescher!
Wir haben ein Kapazitätsproblem in der Impfstoffherstellung - die weltweit vorhandenen Kapazitäten reichen bei weitem nicht aus, selbst wenn man aggressiv vorhandene Kapazitäten wo technisch möglich umrüsten würde (und damit die Verfügbarkeit anderer Impfstoffe reduzieren würde) Wenn dann die Kapazitäten vorhanden sind, stellt sich das Thema „Logistik“ - wie bekommt man z.B. tiefgekühlten Impfstoff in Gebiete, die nicht die notwendige Infrastruktur haben?(wie z.B. in den ab S 14 beschriebenen Gebieten) Korruptionsprobleme und „Versickern“ von Hilfeleistungen aller Art (Geld, Güter) in vielen Gebieten dieser Erde tragen ebenso dazu bei, dass eine faire Verteilung eine große Herausforderung ist und bleibt.
Das Herauspicken von Patentschutz als ein Hindernis von fairer Verteilung ist zu kurz gesprungen. Die Vorabkäufe spielen da eher eine Rolle.
Der Untertitel Ihres Chrismon-Beitrags trifft zu, Ihr Lösungsvorschlag nicht: anzudeuten, Preise und Patente seien ursächliches Übel, eignet sich zwar zur Emotionalisierung des Themas, nicht aber zur Schaffung von fehlender Produktions- und Logistikkapazität.
Viele Grüße
H Bohn