Feinstaub-Belastung durch Holzöfen, Rauch steigt aus einem Schornstein
Feinstaub-Belastung durch heizen mit Holz
Axel Hemlig/Photocase
Feinstaub - die unterschätzte Gefahr
Gute Luft ist ein Streitthema, besonders unter Autofahrern - der Stickoxide wegen. Aber wären wir mit dem Feinstaub so streng wie die Amerikaner, wäre der Ofen wohl aus
Tim Wegner
28.01.2019

Was ist Feinstaub?

Der Begriff ist treffend: Feinstaub ist feiner Staub. Oder wie es das Umweltbundesamt beschreibt: Feinstaub besteht aus Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Luft bleiben.
Sehen können wir die winzigen Partikel nicht, denn sie sind sehr klein. Es gibt drei Größen von Feinstaubpartikeln: PM10, PM2,5 und PM0,1. PM ist eine Abkürzung für den englischen Begriff "particulate matter"; die Zahlen geben die Größen der Partikel an: PM10-Partikel haben einen maximalen Durchmesser von 10 Mikrometer (µm), PM2,5-Partikel haben entsprechend einen maximalen Durchmesser von 2,5 Mikrometer und ultrafeine Partikel einen Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer.

Wie kommt Feinstaub in unsere Luft?
 
Es gibt viele Feinstaubquellen, auch natürliche, etwa Staub aus der Sahara, der gelegentlich zu uns weht. Aber auch der Mensch ist mit seinen Aktivitäten dafür verantwortlich, dass Feinstaub freigesetzt wird. So entsteht primärer Feinstaub zum Beispiel durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraftwerken oder auf Baustellen. Primär bedeutet: Dieser Feinstaub entsteht unmittelbar, zum Beispiel bei Verbrennungsprozessen. Es gibt aber auch eine sekundäre Feinstaubbildung. Das bedeutet, dass Stoffe in die Luft gelangen, die für sich genommen noch gar kein Feinstaub sind, aber zu Feinstaub werden, wenn sie sich in der Luft mit anderen Stoffen verbinden. Beispiel Tierhaltung: Wenn Viehhalter Gülle ausbringen, wird Ammoniak frei. Der Atmosphärenchemiker Jos Lelieveld sagt, dass 70 Prozent des Feinstaubes erst in der Atmosphäre entstünden. Wenn Lelieveld richtig liegt, ist die Landwirtschaft für 40 Prozent der Feinstaubemissionen verantwortlich. Folgt man dieser Logik, ist ein geringerer Fleischkonsum in doppelter Hinsicht gut fürs Klima: Weniger Treibhausgase würden frei – und weniger Feinstaub.

Wie viel Feinstaub kommt aus den Holzöfen?
 
Im Jahr 2016 stammten laut Umweltbundesamt 17 Prozent der PM2,5-Emissionen aus Holzöfen in Privathaushalten. Bei den PM10-Emissionen waren es neun Prozent. Diese Zahlen betreffen die Primäremissionen. Bei den Werten handelt es sich um Berechnungen, denn es ist unmöglich, dass Mitarbeiter des Umweltbundesamtes an allen 11,7 Millionen Einzelraumfeuerungsanlagen, wie es im Fachjargon heißt, nachmessen, wie hoch die Emissionen sind. Stattdessen berücksichtigen die Mitarbeiter des Umweltbundesamtes bei ihren Berechnungen beispielsweise, wie kalt ein Winter war. Während die Emissionen aus Feinstaub bei vielen Quellen rückläufig waren, bleiben sie bei den Holzöfen stabil oder steigen sogar. So kam bis zum Jahr 2008 stets mehr Feinstaub der Partikelgröße PM2,5 aus Automotoren als aus Holzöfen. Seitdem aber haben die Emissionen der Holzöfen gleichgezogen – und übertreffen die Menge des Feinstaubs aus Motoren sogar. Der Grund dafür ist, dass Holzöfen als modern, zeitgemäß, schick oder gemütlich gelten. Wer etwa durch das Frankfurter Neubaugebiet "Riedberg" spaziert, in dem die  Häuser kaum zehn Jahre alt sind, entdeckt viele silberfarbene Schornsteine an Außenfassaden. Weil Holz als nachwachsender Rohstoff gilt, glauben viele Ofenbesitzer, etwas für den Klimaschutz zu tun. Aber das stimmt allenfalls, wenn sie Holz aus der Region verfeuern. Recherchen des Bayerischen Rundfunks legen aber nahe, dass Brennholz über weite Strecken transportiert wird. Klimaneutral ist das nicht. 

Setzen Öfen mehr Feinstaub frei als bisher bekannt?

Marcel Langner, Fachgebietsleiter "Grundsatzfragen der Luftreinhaltung" beim Umweltbundesamt, erklärt, dass die Messungen, wie viel Feinstaub aus "Einzelraumfeuerungen" in die Luft gelangt,  – wie bei Autos – auf dem Prüfstand erfolge. Diese Werte seien auch ausschlaggebend für die Zulassung. Doch entspricht das den wahren Emissionen im echten Betrieb? "Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass die Werte im Vergleich zu unseren bisherigen Berechnungen um bis zu dem Faktor vier nach oben korrigiert werden müssen", sagt Langner. Das heißt: Besitzer von Kaminen und Holzöfen könnten für deutlich mehr Feinstaub verantwortlich sein als bisher bekannt.

Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks geht dagegen davon aus (Pressemeldung 6/2018), dass seit 2010 weniger Feinstaub aus Holzöfen kommt. Recherchen des Bayerischen Rundfunks haben aber ergeben (ab Minute 3:40), dass vor 20 Jahren noch acht Millionen Kubikmeter Holz verfeuert wurden - mittlerweile seien es 28 Millionen Kubikmeter.

Ist Feinstaub gefährlich für Menschen?

Ja. Die Umweltmedizinerin Barbara Hoffmann, Professorin am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, sagt allerdings auch: "Es ist wissenschaftlich nicht seriös, einen konkreten Krankheitsfall auf eine Ursache zurückzuführen." Es sei aber möglich, die Bedeutung von verschiedenen Risikofaktoren abzuschätzen. Rauchen, fette und zuckerhaltige Ernährung, wenig Bewegung und eben auch Feinstaub erhöhten die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, so Barbara Hoffmann. Hinzu kommt: Es ist ethisch nicht vertretbar, wissenschaftliche Experimente durchzuführen, in denen Menschen über lange Zeit Feinstaub ausgesetzt werden. Barbara Hoffmann: "Dennoch ist die Evidenz eindeutig, dass Feinstaub gesundheitsgefährdend ist. Besonders in Tallagen und bei bestimmten Wetterlagen kann die Verbrennung von Holz in Kaminöfen zu relevanten Belastungen führen. Ein gesunder Mensch wird davon wenig spüren, Asthmatiker und Patienten mit anderen Lungenerkrankungen aber schon. Hohe Feinstaubkonzentrationen führen bei Kindern und Erwachsenen zu Asthmaanfällen." Besonders bei Inversionswetterlagen habe in der Vergangenheit im Ruhrgebiet bei Kindern eine massive Zunahme von Pseudokrupp beobachtet werden können. Auch heute würden durch hohe Feinstaubkonzentrationen Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenerkrankungen, vermehrte Krankenhauseinweisungen und vermehrte Todesfälle verursacht, so Barbara Hoffmann.

Begünstigt Feinstaub Demenz und Brustkrebs?

Feinstaub steht im Verdacht, zahlreiche Gesundheitsbeschwerden und Krankheiten zu begünstigen. Wissenschaftler aus Schweden veröffentlichten im vergangenen Sommer eine Studie, in der sie nachweisen konnten, dass Menschen, die ihren Wohnsitz in einer Gegend mit vielen Holzöfen hatten (manche hatten auch selbst einen Ofen zu Hause) häufiger an Demenz erkranken als Einwohner von Bezirken mit weniger Öfen. Im Fokus der Forscher waren Partikel der Größe PM2,5.  Ein Jahr zuvor hatten US-amerikanische Forscher nachgewiesen, dass Frauen, die in einem Haushalt mit Kamin oder Holzofen leben, einem "höherem Risiko" unterliegen, an Brustkrebs zu erkranken. Die Wissenschaftler aus den USA interessierten sich also nicht für die Gesundheit der Menschen in einem Viertel mit vielen Holzöfen; ihr Augenmerk lag auf Haushalten, in denen Holz verbrannt wird. Wer sich einen Holzofen zulegt, verschlechtert nicht nur die Luft der Nachbarn – sondern riskiert auch die eigene Gesundheit, denn Öfen emittieren Feinstaub auch in die Raumluft; offene Kamine natürlich erst recht.
 
Es kursieren auch Zahlen, wie viele Menschen aufgrund von Luftverschmutzung früher sterben. Schätzungen besagen, dass weltweit sieben Millionen frühzeitige Todesfälle zu verzeichnen seien – und in Deutschland 50.000. Diese Zahlen sind aber umstritten und immer wieder Gegenstand von Debatten.

Die Lebenserwartung in Deutschland ist aber gestiegen in den vergangenen Jahrzehnten. Kann Feinstaub dann überhaupt so schädlich sein? 
 
Wir haben gute Chancen, älter zu werden als unsere Vorfahren. Aber steht das nicht im Widerspruch zu den Stimmen, die vor Luftverschmutzung und Feinstaub aus Holzöfen warnen? "Früher war es um viele Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen, schlechter bestellt, dazu zählt auch die Luft", sagt die Umweltmedizinerin Barbara Hoffmann. Industrieanlagen hatten keine Filter, Autos keine Katalysatoren. Dass es in der ehemaligen DDR in einigen Gebieten nicht möglich war, draußen Wäsche zu trocknen, weil Kohlekraftwerke die Luft verschmutzten, gerät langsam in Vergessenheit.

Mit Blick auf die Holzöfen stellt sich aber eine Frage:  Wenn der technische Fortschritt, etwa in Form von effizienten Gasheizungen, unsere Luft besser machen kann – sollen wir sie dann durch Holzöfen wieder schlechter machen, nur der Gemütlichkeit wegen? Der Meteorologe Jörg Kachelmann gehört zu den schärfsten Kritikern der Holzöfen und weist auf einen Widerspruch hin: "Im Unterschied zu früher ist das Verbrennen von Holz heute keine Armeleutesache mehr, sondern ein Lifestyle-Gadget eines gelangweilten gehobenen Mittelstandes. Es ist häufig Reichenfeinstaub, der die nächtliche Luft in Deutschland so ungesund macht wie seit Jahrzehnten nicht."

Einen Fehler aber sollten wir aus Angst vor der Feinstaubbelastung nach Ansicht von Barbara Hoffmann nicht begehen: uns drinnen verkriechen. "Die positiven Effekte der Bewegung an der Luft – zum Beispiel, wenn man spazieren geht, Rad fährt oder läuft – überwiegen unbedingt."

Ist Feinstaub identisch mit Stickoxiden? 
 
Das überragende Thema in den Medien ist nicht Feinstaub, sondern sind die Stickoxide. Auch sie entstehen bei Verbrennungsprozessen. Stickoxide reizen unsere Atemwege und sind ein Vorläuferstoff von Ozon - viele merken das, wenn an sonnenreichen Sommertagen Ozonalarm ausgelöst wird. Feinstaub und Stickoxide sind nicht identisch, aber die Umweltmedizinerin Barbara Hoffmann rät dazu, die Stickoxide nicht nur auf die Reizgas-Wirkung zu reduzieren, sondern als Indikator für Verkehrsabgase insgesamt zu sehen – darüber hinaus sind Stickoxide, so Hoffmann, auch ein Vorläuferstoff von Feinstaub. "Um die Stickoxide zu reduzieren, müssen wir den Verkehr reduzieren, und das hilft uns auch bei anderen Themen. Wir reduzieren die Treibhausgase, wir gewinnen an Platz, wir emittieren weniger Feinstaub durch Reifen- und Bremsabrieb und durch die Verbrennungsprozesse in den Motoren", sagt Barbara Hoffmann.

Es gilt also: Feinstaub und Stickoxide sind nicht dasselbe, aber wenn künftig weniger Stickoxide freigesetzt würden, gäbe es auch weniger Feinstaub.

Wo und wie wird Feinstaub gemessen? Und erfassen wir dabei auch die Belastungen durch Holzöfen?
 
Wo die Luftqualität gemessen wird, ist gesetzlich geregelt. Dort, wo sie als besonders schädlich für die Menschen gilt – in der Regel also an verkehrsreichen Straßen oder in der Nähe von Industrieanlagen. Das bedeutet aber auch: Die Belastungen, die auf Holzöfen zurückgehen, erfassen wir nur unzureichend. Denn in Wohngebieten stehen im Normalfall keine Messstationen. Allerdings gibt es Stationen, die in der Nähe von Gebieten stehen, in denen es vermutlich viele Holzöfen gibt. Zum Beispiel in der Nähe der Friedberger Landstraße in Frankfurt am Main. Hier sind die Feinstaubwerte an einem kalten Freitagabend (18. Januar 2019) abends am höchsten gewesen, als der Pendlerverkehr kaum noch eine Rolle spielte. Das kann ein Indiz dafür sein, dass in nahegelegenen Stadtteilen kräftig eingeheizt wird.
 
Sind die Grenzwerte ausreichend oder unzureichend?
 
Das ist strittig. Grenzwerte entstehen in politischen Entscheidungsprozessen. Und die unterliegen wiederum Interessen. Aus medizinischer Sicht argumentiert Barbara Hoffmann, dass die europäischen Grenzwerte zum Feinstaub zu hoch angesetzt sind. Diese liegen in Deutschland für die Partikel-Größe PM10 bei 40 µg pro Kubikmeter Luft, für die Partikel-Größe PM2,5 bei 25 µg pro Kubikmeter – beides im Jahresmittel. Diese Grenzwerte werden – anders als früher - deutschlandweit im Jahresmittel auch eingehalten, tage- und stundenweise in einigen Regionen aber auch immer wieder überschritten. Allerdings empfiehlt Barbara Hoffmann, sich an den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation zu orientieren, diese sind erheblich niedriger, sie nämlich 10 µg/Kubikmeter bei PM2,5-Partikeln. Die Vereinigten Staaten orientieren sich stärker als die Europäische Union an den WHO-Empfehlungen.
 
Welche Rolle spielt das Wetter?

Besonders im Winter, wenn viel geheizt wird, kann es passieren, dass belastete Luft für längere Zeit an einem Ort verbleibt. Das geschieht immer dann, wenn sich eine Inversionswetterlage einstellt. Inversionswetterlagen entstehen bei Hochdruckeinfluss und Windschwäche - besonders, aber nicht nur, in Tallagen. Nachts verliert die Luft Energie, sodass kalte Luft wie eine zähe Suppe die Hänge herab ins Tal fließt. Über ihr liegt eine wärmere Luftschicht wie eine Art Deckel. "Im Winter entsteht so eine Wetterlage regelmäßig, und besonders, wenn Täler abgeschlossen sind, steht darin die schlechte Luft. Der Luftaustausch nach oben ist ohnehin durch die Inversion versperrt, aber auch horizontal findet in Tälern zu wenig an Luftbewegung statt", sagt Gerhard Lux, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Die Stadt Stuttgart, ebenfalls in einem Tal gelegen, untersagt bei so einer Wetterlage, die oft einen "Feinstaubalarm" zur Folge hat, die Benutzung von Holzöfen.


Gibt es Filteranlagen für Holzöfen? Und was bringen sie?
 
Ja, sagt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. "Die Feinstaubpartikel werden elektromagnetisch aufgeladen und können so abgeschieden werden", erklärt Gula. Dafür sei der Filter an den Haushaltsstrom angeschlossen.
 
Eine Nachrüstung mit einem Filter koste etwa 1200 Euro, so Gula, plus Einbau und Wartung. "Gerade bei älteren Anlagen kann es wirtschaftlicher sein, einen neuen Ofen anzuschaffen, der die aktuell geltenden Grenzwerte der Stufe 2 einhält."

Seit März 2010 ist eine Novellierung zum Bundesimmissions-Schutzgesetz in Kraft, die Holzöfen betrifft. Für sehr alte Öfen sind Fristen zur Stilllegung und Nachrüstung schon abgelaufen. Öfen, die vom 1. Januar1985 bis 31.Dezemer1994 in Betrieb gegangen sind, müssen bis 31. Dezember 2020 mit einem Filter nachgerüstet werden – oder außer Betrieb gehen. Für Anlagen, die vom 1. Januar1995 bis zum 22.03.2010 in Betrieb gehen, endet die Frist am 31.12.2024.

Kritiker monieren allerdings, dass manche Holzofenbesitzer die Filter abstellen, um Stromkosten zu sparen. Kontrolliert werden könne dies nicht, so Alexis Gula, der vor so einem Schritt aber warnt, zumal die Stromkosten "nicht sehr hoch sein dürften".

Der genaue Wirkungsgrad von elektromagnetischen Ausscheidungsanlagen ist noch unklar. Daniel Jung vom HKI Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V. sagt: "Leider gibt es für diese Anlagen kein einheitliches Bewertungsverfahren, sodass eine prüftechnisch basierte Aussage hierzu derzeit nicht möglich ist."

Das Unternehmen "Westfeuer" wirbt damit, mit einem Partikelabscheider bis 95 Prozent des Feinstaubs herauszufiltern. Als Redaktion können wir diese Information nicht überprüfen, sondern nur weitergeben.

Wenn ich einen Ofen habe: Wie heize ich richtig?

"Die Ofenbesitzer haben einen großen Einfluss darauf, ob sie viel oder wenig Feinstaub produzieren", sagt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Es gibt Regeln für einen möglichst schadstoffarmen Betrieb, erklärt Gula. Das Holz sollte nicht zu feucht (weniger als 25 Prozent Feuchte), aber auch nicht zu trocken sein (nicht unter 12 Prozent). Den Feuchtigkeitsgehalt können Ofenbesitzer selbst mit einem Messgerät überprüfen. Um den Schadstoffausstoß beim Anzündvorgang zu minimieren, sollte nur Bioanzünder verwendet werden – und keinesfalls alte Zeitungen. Und: Das kleinere Anzündholz liegt oben auf den größeren Scheiten, nicht andersherum (Schweizer Methode).

Sehr anschaulich zusammengefasst sind diese Hinweise in diesem Bericht des Bayerischen Rundfunks.

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Falls Herr Barkow die Feinstaubwerte in seiner Gemeinde selbst messen möchte, erhält er auf der Internetseite https://luftdaten.info/feinstaubsensor-bauen Unterstützung. Der Sensor kostet ca. 30 EURO. Ein solcher Sensor kann in ein Netzwerk eingebunden werden, auf dessen Plattform deutschland.maps.luftdaten.info die jeweiligen Feinstaubdaten der einzelnen Sensoren in Hexagonen anonym angezeigt werden. Die Karte zeigt auch, dass das Feinstaubthema anscheinend nur in Deutschland und Benelux aktuell ist.

Antwort auf von Klaus Kempf (nicht registriert)

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Vielen Dank für den Hinweis, ich habe ihn an Herrn Barkow weitergeleitet!

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Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Ihrem Bericht möchte ich anmerken, dass es unterschiedliche Arten von Feinstaub gibt, die unterschiedlich wirken. Der Feinstaub der Meeresbrandung (Salzpartikel) gilt sogar als förderlich für die Gesundheit. Und so ist der Feinsatub aus der Holzverbrennung auch anders zu bewerten als Reifenabrieb, Feuerwerk oder Ruß aus Ölheizungen. Hierzu fehlen mir Hinweise in Ihrem Artikel.
Leider lasten Sie das falsche Befeuern eines Holzofens durch die Nutzer dem Rohstoff Holz an. Kritik gebührt aber überwiegend denjenigen, die nasses Holz oder sogar nicht zugelassene Dinge verbrennen.
Schade auch, dass Sie Herrn Kachelmann mit einem so furchtbaren Satz zitieren. Eine Sozial- oder Neiddebatte hat hier nun wirklich nichts zu suchen.
Und ebenso schade, dass Sie Ihren Hinweis, sie könnten die Wirksamkeit von Filtern als Redaktion nicht überprüfen, so nicht auch an anderer Stelle einfügen.
Nicht ausreichend finde ich auch Ihre Anmerkung zum Transport des Holzes, der einen Teil der Klimaneutralität kostet. Das ließe sich leicht recherchieren und ins Verhältnis zum Nutzen setzen. Überwiegend dürfte das Brennholz aber aus Europa stammen, ein Großteil dürfte vermutlich sogar aus der jeweiligen Region stammen, wie Sie es ja selbst in Ihrem Artikel andeuten. Den Transportaufwand bei Öl und Gas, der meist mehrere tausend Kilometer beträgt, erwähnen Sie leider nicht. Ebenso fehlen Hinweise auf die lokalen Belastungen an den Quellen (Leckagen) und bei der Verarbeitung dieser endlichen Rohstoffe.
Fazit: Ein allumfassender Vergleich wäre vonnöten. Alles hinterlässt seine Spuren, aber welche sind die geringsten, lokal und global?
Und schließlich: wie lautet denn Ihre Empfehlung? Womit sollen wir heizen? Womit heizen Sie? Ich bin gespannt.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Falke
P.S.: Zu der Unterschrift Ihres Bildes zu Beginn des Artikels: Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich nicht um einen Rauch (Mischung aus Feststoffen und Gasen) sondern um kondensierten Wasserdampf, einem Nebel (Mischung aus Flüssigkeiten und Gasen).

Antwort auf von Martin Falke (nicht registriert)

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Sehr geehrter Herr Falke,

vielen Dank für Ihre Anmerkungen!

Ich antworte Ihnen gern und fange hinten an: Ich wohne zur Miete in einem Mehrfamilienhaus, das nach Passivhausstandard gebaut wurde. Das bedeutet, dass permanent warme Luft aus den Wohnungen abgesaugt und dabei eintrömende Frischluft erwärmt wird. Wir müssen nur sehr wenig dazu heißen und tun dies über eine Gasheizung. Die erwärmt auch das Wasser. Meist reichen dafür aber die Kollektoren auf dem Dach. Passivhäuser haben aber auch gravierende Nachteile, finde ich.

Womit sollten wir heizen? Nicht mit Holz, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Neben der Feinstaubproblematik bleibt ja die Frage: Wo sollte das Holz denn herkommen, heizten noch mehr Haushalte damit? Wie lautet Ihr Argument zu den BR-Recherchen, wonach hierzlande offenbar illegal vermarktetes Holz genutzt wird?

Ich stimme Ihnen zu, dass jede Form der Energieversorgung Nachteile hat. An Warmwasserkollektoren auf Dachflächen kann ich aber nichts Nachteiliges sehen. Erdwärme finde ich interessant. Ebenso dezentrale Konzepte, bei denen Gas verfeuert wird, aber nicht nur zur Stromerzeugung. Die Wärme fällt ja ohnehin an, wir sollten sie nutzen. Das geschieht hier, im Norden Frankfurts, auch über Fernwärme, die aus der Müllverbrennung gewonnen wird. Auch das erscheint mir sinnvoll.

Zur Filtertechnik: Diese kostet Strom. Ich muss und möchte meine Quellen schützen, kann Ihnen aber versichern, dass namhafte Experten mit gutem Grund befürchten, dass viele Nutzer so einen Filter vom Stromnetz nehmen, wenn sie die Stromrechnung sehen. Ich gehe überdies noch der Recherche nach und warte auf Antwort vom Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing, und zwar seit zwei Wochen. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Den Beitrag werde ich, sofern noch Informationen folgen, natürlich überarbeiten.

Herr Kachelmann hat meiner Auffassung nach Recht mit seinem Hinweis. Er wählt deutliche Worte, das ist sicher Geschmackssache, aber in der Sache ist es doch nicht einsehbar, dass Menschen, die sich einen Ofen nicht leisten können (und sei es schlicht, weil sie Mieter, nicht Eigentümer sind), sich den Emissionen ihrer Nachbarn aussetezn sollen, die das gemütlich finden. Konkret: In meiner Nachbarschaft sind Häuser, die an besagtes Fernwärmenetz angeschlossen sind. Von sechs Parteien haben zwei einen Holzofen, und am Wochenende schüren die ein, was geht. Man riecht wie nach dem Osterfeuer. Sie werden einwenden: Das ist deren Sache. Ja, das stimmt. Aber es ist Aufgabe von Medien, überhaupt erstmal eine Debatte zu ermöglichen. Warum muss diese Renaissance in dicht besiedelten Gebieten sein, wenn es gravierende Nachteile gibt?

"Kritik gebührt aber überwiegend denjenigen, die nasses Holz oder sogar nicht zugelassene Dinge verbrennen." - Da sind wir uns einig!

Unterschiedliche Feinstaubquellen, unterschiedliche Risiken: Ja, das ist so. Aber 17 Prozent (vermutlich weit mehr, Sie werden es gelesen haben) der PM2,5-Partikel sind doch jederzeit einen journalistischen Beitrag wert. Ich finde auch nicht, dass der dann sofort und parallel einer Einordnung bedarf, welche Feinstaubquellen es noch gibt. Unerwähnt gelassen habe ich dies ja auch nicht.

So, das war nun eine Menge, aber Sie sehen, wir kommen gern ins Gespräch mit unseren Lesern!

Viele Grüße

Nils Husmann

Antwort auf von Nils Husmann

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Sehr geehrter Herr Husmann,
vielen Dank für Ihre schnelle und umfassende Antwort.
Ich muss Ihnen teilweise widersprechen: Es ist nicht Sache der Nachbarn, wenn sie "einschüren was geht". Denn es gibt eben nicht nur gute und schlechte Heiztechnik, es gibt auch zugelassene und nicht zugelassene Brennstoffe. Sollten Sie regelmäßig die Vermutung haben, dass "falsch" geheizt wird, steht Ihnen der Weg zum Ordnungsamt offen. Oder Sie sprechen die Nachbarn zunächst darauf an und bieten Ihre Unterstützung dabei an, besser mit Holz zu heizen, so dass weniger Schadstoffe entstehen. Die entsprechenden Tipps geben Sie ja in Ihrem Artikel.
Ihr Hinweis zu Beginn Ihrer Antwort zeigt, dass Sie insofern privilegiert sind, in einem modernen, energetisch hohen Standards genügendem Haus zu wohnen. Das freut mich für Sie, nur ist das nicht die durchschnittliche Bausubstanz. Daher ist es wichtig und richtig, die Wärmedämmung auch im Bestand zu verbessern. Leider verstehe ich aber Ihre nicht näher ausgeführte Kritik an Passivhäusern nicht.
Und der Handel mit illegalem Holz kann ebenfalls kein Argument gegen das Heizen mit Holz sein, denn Illegales gehört durch die jeweils zuständigen öffentlichen Institutionen geahndet und abgeschafft. Sie können doch nicht etwas Illegales heranziehen, um Holzheizungen pauschal zu diskreditieren.
Etwas anders aber doch ähnlich argumentierte neulich ein Kollegen von Ihnen im Zusammenhang mit der Nordstream II. Er bemängelt die Leckagen an den Gasquellen (zu Recht) und kam zu dem Schluss, dass das Gas deswegen der falsche Energieträger zum Heizen sei. Auch hier ist doch nicht das Gas zu verteufeln, sondern die Leckagen. Nur sind die so weit weg, dass es uns meist nicht kümmert.
Ich finde daher schon, dass es einer ganzheitlichen Betrachtung bedarf und es nicht genügt, sich einen Aspekt heraus zu greifen. Sonst kommen wir am Ende zu dem Ergebnis, dass wir gar nichts mehr tun sollten, weder heizen noch mobil sein noch Strom verbrauchen. Denn auch ein Fahrradreifen ist schließlich irgendwann abgenutzt, hat also Kunststoffe in die Umwelt eigetragen und muss anschließend auf den Sondermüll.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Falke

Antwort auf von Martin Falke (nicht registriert)

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Die Herkunft des Holzes ist diffiziler. Aus der Nähe für den Kamin vom Forstamt, von der Kommune vom Händler. Vielfach sind die Wälder schon leer. Für den Grossbedarf (Pelletheizungen, privat, kommunal, gewerblich) wird standardisierte Ware benötigt. Großmengengeschäft. Dafür wird weltweit abgeholzt und dann mit Restholzbrand getrocknet. So wird die natürliche CO2-Zwischenlagerung durch eine willkürliche Freisetzung vernichtet bzw. verkürzt, wodurch sich die CO2-Bilanz zusätzlich verschlechtert. Die Konservierung von CO2 mit Holz ist so verhindert. Die Waldbrände und die grossflächigen Kohle-Lagerstättenbrände in China und den USA (teilweise seit bald 100 Jahren) sind eine bisher nicht vermeidbare Katastrophe.

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