Der schon wieder...Fernando Barkow
Fernando Barkow
Sebastian Arlt
Der schon wieder . . .
Fernando Barkow verschickt Massenmails, weil er glaubt, dass der Qualm aus Holzöfen die Luft verpestet. Nicht nur in Krün in Oberbayern sorgt der Rauch unter Nachbarn für dicke Luft.
Tim Wegner
28.01.2019

"Es stinkt! Übelst!" Fernando Barkow steht auf dem Bürgersteig an der Kranzbachstraße in Krün, Oberbayern, und zeigt auf weiße Häuser mit Wandgemälden und großen Balkonen. Über vielen steigt Rauch auf. "Sehen Sie! Der Schornstein dort ist an den Rändern schwarz vor Ruß. Was da rauskommt! Ich muss weiter, die Luft hier tut mir nicht gut." Mit schnellen Schritten geht Barkow, 72 Jahre alt, nach Hause. Er ist sich sicher: Der Feinstaub aus dem Holz, das die Menschen verbrennen, macht ihn krank.

Ist diese Sorge berechtigt? In Deutschland gibt es 11,7 Millionen Öfen, die mit Holz oder Kohle beheizt ­werden. In etwa jedem vierten Haushalt steht eine "Einzelraumfeuerungsanlage", wie es im Fachjargon heißt. Viele Menschen haben sich erst jüngst einen Ofen zugelegt – der Gemütlichkeit wegen. Aber wenn Holz verbrennt, entsteht Feinstaub. Und der ist gesundheitsschädlich.
Es ist neun Uhr morgens, Fernando Barkow sitzt an ­seinem Tisch, mit dem Rücken zum Fenster, durch das man das Nachbarhaus sieht. Der Schornstein raucht.

Der Nachbar weiß, dass Barkow damit Probleme hat. "Ich ­habe ihn darauf aufmerksam gemacht, aber ein Gespräch ­würde ich es nicht nennen", sagt er. Barkow trägt einen Anzug mit Krawatte und Weste, er hat feine Gesichtszüge und helle Augen und liest seine Notizen von der letzten Nacht: "Es ist 1 Uhr 30 nachts, ich werde aus dem Schlaf gerissen. Der Feinstaub hat sich durch Ritzen ins Haus ­geschlichen und packt mich an der Gurgel. Panik macht sich breit. Mit massiven Herzrhythmusattacken kämpfe ich mich aus dem Bett. Wo steht mein Asthmaspray? Meine Augen tränen. Ich taste mich an den Wänden entlang zum Bad vor. Das ist Folter, Folter ohne Fluchtmöglichkeit!"

"Das Leichentuch . . . liegt über dem Tal."

Früher hatte Fernando Barkow keine Probleme mit den Atemwegen. Seit 2013 lebt er in Krün. Schon im ersten Winter fing es an; die Augen brannten, seine Nasenschleimhäute verätzten, er bekam Hustenattacken. Seitdem protestiert Barkow mit E-Mails, meistens sind es Rundschreiben. Oft fügt er Fotos hinzu, die er im Ort macht. Sie zeigen, wie es aus Schornsteinen qualmt und Rauchschwaden durch den Ort wabern. Manchmal fotografiert er auch die Holzvorräte vor den Häusern. Unter eine Bilderserie hat Barkow getextet: "Das Leichentuch . . . liegt über dem Tal." Leichentuch? Das Wort stamme von einem angesehenen Krüner Bürger, sagt Barkow, das komme nicht von ihm. "Aber es ist treffend."

Barkow gibt viel auf die Meinung von Ärzten, aber viele antworten nicht auf Anfragen des chrismon-Reporters. Für Barkow ist das ein klares Zeichen: "Die Meinungsfreiheit ist eingeschränkt, weil die Ärzte Angst haben, Patienten mit Holzöfen zu verärgern." Eine Ärztin aus der Nachbargemeinde schreibt, sie habe schon Mails von Fernando Barkow bekommen, könne aber keine Häufung von ­Lungenerkrankungen in der Gegend feststellen. Ein Arzt aus dem nahen Mittenwald antwortet: "Zu einer Feinstaubbelastung in unserer Region ist mir nichts bekannt." Barkows Lungenfachärztin aus Garmisch-Partenkirchen lässt eine Nachfrage unbeantwortet, aber Barkow erzählt, was die Frau ihm rate: "Sie dürfen keinen Tag ­länger in Krün bleiben."

Bleiben oder gehen, das war für Fernando Barkow ­immer ein Thema. Eigentlich heißt er Ferdinand, aber bis er 17 Jahre alt war, wuchs er in Barcelona auf. Wer ihn auf Spanisch anspricht, sieht Barkows Augen leuchten, "¿Habla usted español?" – "Sprechen Sie Spanisch?"

Als junger Mann kam er nach Garmisch-Partenkirchen, nur einige Kilometer von Krün entfernt, zu seinen Großeltern. Seine Eltern wollten, dass er das Abitur in Deutschland macht. Später studierte er Betriebswirtschaftslehre. Barkow sagt, das Studium habe ihn zu einem ehrgeizigen Menschen gemacht: BWL, das sei so langweilig gewesen, dass er es schnell hinter sich bringen wollte. Nach dem Studium ging er in die Pharmaindustrie, lebte 25 Jahre in München, reiste aber immer viel. Barkow spricht sechs Sprachen und ist an vielen Themen interessiert – Natur, Politik, Kultur.

Schornstein des Anstoßes: In Krün hat fast jeder einen Ofen. Überall sieht man Holzstapel, obwohl die meisten einen Gasanschluss haben

2005 wurde er entlassen, sein Arbeitgeber war aufgekauft worden. Mit 58 Jahren war er zu alt für den Arbeitsmarkt. "Das war ein Schock, das hat mich sehr gekränkt." Er zog nach Horb bei St. Gallen. Die Schweiz mochte er immer schon, "weil dort alles so ordentlich ist". Er machte sich selbstständig, als Berater in der Pharmaindustrie. Vier Jahre lief es sehr gut, dann kam die Bankenkrise. Kunden stornierten Aufträge, er musste aufgeben und suchte im Alpenvorland ein Zuhause. Barkow sagt: "Ich weiß nicht, wo meine Heimat ist."

"Ich wollte nie in Krün leben"

Dass Barkow in die Einliegerwohnung ins elterliche Haus zog, war Zufall. Die Mieter waren ausgezogen, seine Mutter allein. Von hier aus würde er besser suchen können, dachte er. Und lagerte sein Hab und Gut in zwei Con­tainern ein, für 500 Euro im Monat. Das war 2013, aber die Möbel ­stehen dort noch heute. "Ich wollte nie in Krün leben, aber meine Suche nach einem neuen Standort und einem gesunden Heim fürs Alter ist mühsam bis hoffnungs­los."

Wenn Fernando Barkow fortzöge aus Krün, würde Thomas Schwarzenberger wohl aufatmen: "Der Herr Barkow, der ist a bisserl schwierig. Er sagt Leuten immer pauschal, was sie alles falsch machen. Mehr möchte ich eigentlich nicht sagen." Der Erste Bürgermeister hatte schon mit ­Barkows Mutter seine Diskussionen, oft ging es um Stacheldraht­zäune an Wanderwegen. Und mit Fernando Barkow sind es eben die Holzöfen – aber auch nicht nur, "der Herr Barkow ist thematisch vielseitig unterwegs". Der Orts­name Krün lasse sich ableiten vom mittelhoch­deutschen Wort "gerüne". "Und in ‚gerüne‘ steckt roden. Land- und Forstwirtschaft hat es hier immer gegeben – und auch Holzöfen. Das ist eine Tradition", sagt der Bürger­meister.

Und dann erzählt er doch noch mehr von Barkows Beschwerden. Er habe Hausbesitzer bezichtigt, nicht nur Holz, sondern auch Abfälle in den Öfen zu verbrennen. "Der Schornsteinfeger hat das überprüft, das ist alles ­widerlegt. Und der ist nicht mal aus Krün, der musste ­keine Rücksicht auf die Leute im Ort nehmen."

Wie groß das Problem ist, weiß niemand - weil niemand misst

Wie groß das Problem mit dem Feinstaub in Krün ist, kann niemand wissen. Es gibt keine Messstation. "Das Landesumweltamt in Augsburg tut sich schwer, so was hier bei uns einzurichten, sonst will am Ende jede Ge­meinde eine haben", sagt Schwarzenberger. Auf den ­Buckelwiesen zwischen Krün und Mittenwald sei einmal gemessen worden, ohne Auffälligkeiten. Aber dort stehen auch keine Häuser. Der Bürgermeister glaubt nicht, dass die Luft im Ort überbelastet mit Feinstaub ist. "Ich bin weder Wissenschaftler noch Mediziner, aber die Gäste, die hier Ferien machen, loben unsere gute Luft."

Krün liegt 875 Meter über dem Meeresspiegel, umgeben von Bergen. Bei einer Inversionswetterlage ist es auf den Gipfeln wärmer als am Boden, die Luft im Tal steht. "Dann ist der Rauch deutlich besser wahrnehmbar", sagt der Bürgermeister. Wäre es ein Kompromiss, die Leute zu bitten, an solchen Tagen nicht mit Holz zu heizen? Die wenigsten Leute sind auf ihren Ofen angewiesen, es gebe nur eine Handvoll Häuser, die keinen Gasanschluss hätten, sagt der Bürgermeister. "Aber so eine Inversionswetterlage haben wir nur ein, zwei Tage im Jahr, und dann ist es auch nicht so, als würde da Smog im Ort hängen."

Und überhaupt, dieser Riesenverteiler, mit dem Herr Barkow das Thema anspreche! Es standen schon Leute vorm Schreibtisch des Bürgermeisters, die mit einer einstweiligen Verfügung gegen Barkow vorgehen wollten, weil der ihre Häuser fotografiert und die Bilder verschickt hatte. Bisher konnte Schwarzenberger immer mit einer Gegenfrage verhindern, dass Bürger juristische Mittel ergreifen: "Ist es das wirklich wert?" Auf Barkows Massenmails antwortet Schwarzenberger nicht mehr, es sei alles ausgetauscht. "Aber wenn er einen persönlichen Termin bei mir möchte, bekommt er einen, wie jeder andere auch."

Gibt es noch andere Bürger, die der Rauch stört? "Ist mir nicht bekannt." Und wenn wirklich einmal besorgniserregende Feinstaubwerte gemessen würden? "Dann verändert das die Situation." Auch Thomas Schwarzenberger hat daheim eine Gasheizung, aber später, wenn er Feierabend hat, will er auch den Kachelofen anmachen. "Des is a ganz a andre Gemütlichkeit, a ganz a andre Wärme."

Die Nachbarn trennen nur 300 Meter, aber gesehen haben sie sich nie

Es schneit, als Fernando Barkow sich auf den Weg zu Hedwig Geldermann* (* Name geändert) macht. Seit Jahren schreibt er sich Mails mit ihr. Wie er an ihre Adresse kam, weiß er nicht mehr. Aber sie war eine von denen, die antworteten, vor zwei, drei Jahren muss das gewesen sein. Gesehen haben sie sich nie, obwohl sie nur 300 Meter Fußweg trennen.

Vor der Tür klopft Barkow sich die Schneeflocken vom Mantel. In der Wohnung hängen Gemälde von den Bergen, die auch Fernando Barkow liebt. Seit 2004 lebt Hedwig Geldermann hier, zugezogen aus dem Rheinland.

Thomas Schwarzenberger ist Bürgermeister in Krün. Auch hier im Rathaus gehen Barkows Beschwerdemails ein. Aber Schwarzenberger findet: "Es ist alles ausgetauscht."

"Morgens", sagt sie und macht mit der Hand eine Be­wegung, als fächere sie sich frische Luft zu, "mache ich erst mal nur ganz kurz das Fenster auf und rieche, ob ich lüften kann." Deswegen habe sie sich auch so gefreut, als sie Mails von Fernando Barkow bekam. "Ich finde das mit dem Rauch schlimm, auch wenn es mich gesundheitlich nicht beeinträchtigt." Besonders einer der Nachbarn um sie herum falle ihr auf, so oft qualme es dort, ob der wirklich nur Holz verbrenne? Hat sie ihn schon mal angesprochen? "Nein, aber den Schornsteinfeger. Den habe ich zufällig an der Tankstelle gesehen und bin direkt hin. Der wusste sofort, von wem ich rede. Und beim Bürgermeister war ich auch, das ist aber schon lange her."

Fernando Barkow nickt heftig, hatte der Bürgermeister doch gesagt, niemand außer ihm störe sich an den Holzöfen. "Das sind die Zeiten, in denen wir leben!", sagt er.

Hedwig Geldermann erwidert: "Ich war Lehrerin, ich habe meinen Schülern immer gesagt: ‚Wenn ich dir ­eine schlechte Note gebe, betrifft das nur diese eine Leistung, aber nicht dich als Menschen.‘ Die Schüler haben das gut verstanden. Aber heute versteht niemand mehr, dass man nicht den ganzen Menschen kritisiert, wenn man ein ­Problem anspricht. Jeder fühlt sich gleich angegriffen."

"Ich will keine Persona non grata sein"

Barkow nickt wieder. "Ich habe neulich einen alten Schulfreund getroffen. Er sagte mir: ‚Du bist eine Persona non grata im Ort!‘ Aber das will ich nicht sein. Ich möchte angenommen sein und eingeladen werden, Vorträge zu halten. Das Gesundheitsforum in Garmisch antwortet mir nur leider nicht, wenn ich das anbiete."

"Wo ist das Problem, die Belastung mal zu messen?", will Frau Geldermann wissen.

"Man will es nicht!", antwortet Herr Barkow und fragt: "In welcher Welt leben wir? Wer hat ein Interesse, das Ganze aufrechtzuerhalten?" Dann zählt er auf: Die Holz­industrie! Die Ofenbauer! Die Schornsteinfeger! Sorge be­reiten ihm die Unwetter in Norditalien im Herbst, die viele Bäume dort umgeweht oder fortgeschwemmt haben. "Zur Verarbeitung sind die ungeeignet, die werden den Markt für Ofenholz fluten." Auch dass die Wälder krank sind, beschäftigt Fernando Barkow, so viele Bäume müssten gefällt werden. "Und wo landen die?"

Als Frau Geldermann erzählt, ein Hausbewohner sei an Lungenkrebs gestorben, wirkt Barkow so, als wolle er sofort vom Sessel aufspringen, um sich diese Infor­mation aufzuschreiben – es ist in Krün schon der dritte Fall, von dem er hört, und alle waren Nichtraucher!

Ist die Luft rein? Hedwig Geldermann und Fernando Barkow testen es auf dem Balkon

Kurz bevor er geht, erzählt Barkow seiner Nachbarin noch von einem Erlebnis, das ihn sehr berührt habe. Die Formulierung benutzt er oft – dass ihn etwas berührt. Als er im Sommer einen Bergweg hinaufwanderte, sah er eine Kreuzotter, "ein wunderschönes Tier". In der Ferne hörte er Mountainbike-Fahrer. Auch so ein Ärgernis für Barkow. "Ich saß dort bei meiner Brotzeit und wusste, dass die Schlange keine Zukunft mehr hat, irgendwer würde sie sicher überfahren." Immerhin stellen beide durch diese Geschichte fest, dass sie ihr Interesse an der Natur teilen. Sie wollen einmal zusammen wandern. Barkow lacht, und kurz reißt sogar die Wolkendecke auf, gibt den Blick aufs Soierngebirge frei. Er wählt nun einen Weg, auf dem er beiläufig auf das Haus zeigen kann, in dem der Mitbürger wohne, der Rauch als "Leichentuch" bezeichne. Barkow will, dass man ihm glaubt.

Beim Mittagessen kehren die Fragen zurück. Wie kann es ihm nur gelingen, in einen anderen Ort zu ziehen, mit weniger Feinstaub? Barkow macht sich wenig Hoffnungen, die Immobilien seien zu teuer. Wie würde er, die "Persona non grata", sich eigentlich selbst charakterisieren? Er antwortet sofort: "Kritisch, den Dingen auf den Grund gehend, nicht lockerlassend." Barkow erzählt, dass er auf seinem Computer 1000 Ordner angelegt hat, gefüllt mit Informationen zum Thema Feinstaub aus der Holzverbrennung. Er berichtet, wie viele Experten er angeschrieben hat, dazu Medien, Abgeordnete, Verbände und Organisationen. Und dass er 600 Fotos von Rauchschwaden und Holzstapeln auf dem Rechner gespeichert hat, "mindestens". "Ich gehe das Thema so intensiv an, wie ich früher berufliche Aufgaben durchgezogen habe. Wenn ich eine Mail schreibe, hat die selten unter 100 Adressaten."

Barkow wird still. "Wissen Sie", sagt er, senkt den Kopf, als würde er beten. Dann richtet er sich wieder auf und tupft sich mit der Serviette den Mund ab. "Sie dürfen nicht vergessen, dass ich sehr einsam bin und wie wichtig der Computer deshalb für mich ist. Diese verdammte Ein­samkeit." Als Kind waren sie zu fünft zu Hause, da war immer was los. In Barcelona sowieso, so eine lebendige Stadt. ­Später, im Beruf, gab es viele Kollegen. Aber jetzt hängt er hier in Krün fest.

Für den Nachmittag hat Barkow noch einen ­Termin gemacht, mit einer Frau, die ihren ­Namen nicht verraten möchte, aus Sorge davor, was die Nachbarn sagen. Für Barkow ist das noch ein Indiz, dass die Wahrheit es schwer hat in Krün. Wie Barkow und Geldermann ist die Frau zugezogen. Sie findet, das sei Teil des Problems: "Die Zugezogenen ­haben hier gar nichts zu sagen." Auch sie spricht von einem beißenden Geruch über dem Ort. "Ich habe oft Tränen in den Augen, der Hals brennt und schmerzt."

Ist gar die Meinungsfreiheit eingeschränkt?

Plötzlich ist da dieser Gedanke im Raum: Was ist, wenn man sich zusammenschließt, als eine Art Bürgerinitiative? Die Frau denkt nach, dann sagt sie: "Man muss den Ärger sanft kommunizieren, dann bekäme man Zuspruch, vielleicht von Hunderten." Das sieht Barkow anders, er ist für deutliche Kritik. Ihm fehlt bei den Leidensgenossen die Offenheit, ihren Ärger über den Rauch öffentlich zu machen. "Auf mich hört ja auch keiner mehr." Das Garmischer "Tagblatt" etwa habe anfangs noch seine Leserbriefe abgedruckt, aber dann hätte die Redaktion wohl Angst bekommen, dadurch Feriengäste zu vergraulen. "Ich habe denen eine Klage angedroht, weil sie die Meinungsfreiheit einschränken."

Die Frau sagt: "Aber Herr Barkow, dann ist es doch kein Wunder, wenn niemand mehr antwortet!"

Barkow grübelt. Ja, er müsse diplomatischer werden.

Darauf die Gastgeberin: "Sonst denken die: ‚Der schon wieder!‘"

Tim Wegner

Nils Husmann

Nils Husmann hatte als Norddeutscher ­gehofft, von Krün aus die Zugspitze zu sehen. Aber leider war es zu bewölkt. Im ­Sommer würde er gern wieder kommen.
Sebastian Arlt

Sebastian Arlt

Sebastian Arlt, Foto­graf, kommt zwar aus München, spricht aber nicht besonders gut ­Bayerisch – ­was bei seinem Besuch in Krün bestimmt hilfreich gewesen wäre.

Als Fernando Barkow nach Hause geht, geht die Sonne unter, die an diesem Wintertag kaum einmal zu sehen war. Nun hat er es eilig, er will vorm Gymnastikkurs noch einkaufen, mit dem Rad, dann ist er der Luft nicht so lange ausgesetzt wie als Fußgänger. Die Gymnastik ist sein ­Wochen-Highlight. Der Trainer ist super, und jedes Mal kommt er mit Leuten ins Gespräch. Er schließt den Fahrradschuppen auf und lächelt. Die Fahrräder der Eltern hat er aufbewahrt. Mit dem des Vaters ist er im Sommer bis nach Südtirol gefahren, mit einer Drei-Gang-Torpedoschaltung! Bei jeder Rast versammelten sich Menschen mit teuren ­Rädern um ihn herum und wollten wissen, wie er es mit so einem alten Ding durch die Alpen schafft. Das war was! "Am liebsten würde ich gleich wieder losfahren", sagt er.

Aber das geht nicht, es ist Winter. Die Gymnastikstunde will er nicht ausfallen lassen. Es seien immer die Frauen, die ihm zuraunen: "Heute riecht es wieder. Sie haben ja recht mit dem Rauch. Aber was sollen wir machen?"
Vermutlich nichts. Aber Barkow macht weiter.

Infobox

Feinstaub besteht aus Schwebteilchen. Partikel der Größe PM2,5 (sie sind maximal 2,5 Mikrometer groß) dringen in die Lungenbläschen vor und lösen Ent­zündungen aus; noch kleinere Partikel gelangen bis ins Blut. Im Jahr 2016 gingen laut Umweltbundesamt 17 Prozent der PM2,5-Emissionen auf Holzöfen in Privat­haushalten zurück. Andere große Feinstaub­quellen sind der Straßenverkehr (etwa der Abrieb von Auto­reifen und -bremsen), die Industrie und die Landwirtschaft. Fragen und Antworten zum Thema – auch zu Gesundheitsschäden – finden Sie hier, wo wir Fragen und Antworten für Sie zusammengetragen haben.

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Sehr geehrter Herr Barkow, ich habe auch einen Holz-Ofen - in einem Dorf bei Würzburg. Und heize nur mit diesem - keine Öl-Heizung, keine Gas-Heizung (der Herr Redakteur, der den Text in Chrismon empfahl, den Ofen mal auszulassen - er würde in seinem hübschen, leichten Hemd aber doch frieren). Ich weiß, dass Öfen Feinstaub produzieren. Ich versuche, nur ganz trockenes Holz zu verwenden (das vermindert den Staub) und richtig zu heizen - genügend Luft beim Anfeuern. Holz ist doch - ich verwende Buchen-Holz hier aus der Gegend, keine weiten Transport-Wege - erneuerbare, nachwachsende Energie - habe kein Auto, fahre mit Fahrrad odeer Bahn - also ich versuche... - ja, Feinstaub - ohne Spuren zu lassen, kommen wir wohl nicht durch's Leben - habe eine dicke Jacke an - warme Kleider.
Mit herzlichem Gruß, danke für Ihr Engagement! Hartmut Baur

Sehr geehrter Herr Baur,

vielen Dank für Ihre Antwort! Herrn Barkow geht es besonders um die Haushalte, die nicht mit Holz heizen müssen. Das ist, auch nach Auskunft der Gemeinde, in Krün die überwiegende Zahl. Dass Sie trockenes Holz verwenden, das aus der Region kommt, ist erfreulich. Ich empfehle Ihnen gern noch diesen Beitrag des Bayerischen Rundfunks: https://www.br.de/mediathek/video/gut-zu-wissen-mit-holz-heizen-ohne-die-luft-zu-verpesten-av:5a9838bddced1f00183009a0

Alles Gute!

Nils Husmann

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Ein Kaminabend produziert so viel Feinstaub wie 300 km Autofahrt. Die 17% des Feinstaubs, die mittlerweile aus den Schloten der deutschen Hobbyheizer mit Holzverbrennungsöfen kommen, wären vermeidbar, denn fast jeder Haushalt verfügt heute über andere sauberere Heizmöglichkeiten. Außer dem gefährlichen Feinstaub setzen Kaminöfen auch noch andere Schadstoffe frei: Ruß, Dioxin, Bezapyren, Teer, Stickoxide,.... Und zudem ist die angeblich ausgeglichene Ökobilanz (Co2- Neutralität) des Holzheizens ein Märchen.

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Den Artikel "Der schon wieder ... " fand ich aus mehreren Gründen sehr ärgerlich:

- Sie erzählen das Thema Feinstaub durch Kaminöfen auf Basis anekdotischer Evidenz und emotionalen Befindlichkeiten und werden dem Thema damit leider nicht gerecht. Denn eine Feinstaub- / Rauchbelastung ist eben kein subjektives Empfinden, sondern lässt sich sehr gut messen. Wenn diese Messung nicht erfolgt, ist das umso schlimmer.

- Wenn man es messen würde, könnte man sehr sicher eine zunehmende Belastung durch diese Öfen feststellen, denn die Zahl der Öfen ist in den letzten Jahr enorm gestiegen,

- Dadurch, dass Sie Herrn Barkow als Protagonisten wählen, verharmlosen Sie einerseits das Problem und stellen andererseits Herrn Barkow auch noch als unglaubwürdigen Sonderling dar (was ich sehr schade finde, weil Sie ihm damit vermutlich persönlich auch noch schaden),

- eine journalistisch fundierte Recherche hätte mich dagegen sehr interessiert. Wenn es keine amtlichen Messungen gibt, lassen sich diese mittlerweile auch im DIY-Verfahren durchführen.

Ich selbst wohne in einer kleinen Ortschaft im Rheinland und habe immer mit offenem Fenster geschlafen, das ist auch bei uns nicht mehr möglich, seit in unserer Nachbarschaft in den letzten Jahren fast an jedem Haus Kamine nachgerüstet wurden.

Dieses Thema verlangt nach einer sachlichen Darstellung.

Antwort auf von Julius Ender (nicht registriert)

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Sehr geehrter Herr Endert,
 
ich möchte Ihnen gern antworten.
 
In meinem Beitrag ging es mir um die soziale Situation eines Menschen, der sich gegen eine dominante Meinung in seiner direkten Umgebung wendet. Es ist schade, wenn dieser Versuch bei Ihnen als Schilderung emotionaler Befindlichkeiten ankommt. So war der Text nicht gemeint.
 
Auf die Messungen habe ich den Bürgermeister angesprochen, er strebt sie offenkundig nicht an. Die Vereinigung luftdaten.info habe ich angefragt; meine Nachricht um Mithilfe bei der Recherche blieb aber leider unbeantwortet.
 
Herr Barkow hat mir gegenüber auf Messungen in Garmisch hingewiesen, die bemerkenswerte Ergebnisse zutage förderten:
 
Ich hätte darauf im Text verweisen sollen, das wäre besser gewesen.
 
Zudem bin ich nicht sicher, ob Sie unseren Zusatzinhalt im Internet wahrgenommen haben, denn im Heft geht es - wie gesagt - um die soziale Situation von Herrn Barkow, im Netz kommt eine sachliche Auflistung unterschiedlicher Aspekte hinzu; übrigens leider mit dem Ergebnis, dass die Emissionen aus Feinstaub noch deutlich höher sein könnten. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Seite besuchen:chrismon.evangelisch.de/feinstaub
 
Es ging mir nicht darum, Herrn Barkow so darzustellen, als habe er unrecht, im Gegenteil: Im gedruckten Inhaltsverzeichnis steht sogar die Formulierung "obwohl er Recht hat". Ich wollte einen Menschen beschreiben, der vor Ort zu seiner Wahrheit steht, statt sie nur - wie so viele - in sozialen Netzwerken kundzutun.
 
Dass es bei Ihnen im Rheinland ebenfalls riecht, tut mir leid. Auch hier in Frankfurt ist der Trend zu dieser Form der Gemütlichkeit (wie ich finde: leider) wahrnehmbar.
 
Herzliche Grüße
Nils Husmann
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Ich hätte eine Empfehlung für Herrn Fernando Barkow, er sollte sich mit Hernn Axel Friedrich in Verbindung setzen, vor einiger Zeit hat er Messungen in Garmische gemacht zum Thema Feinstaub aus Hausbrand.
Herzliche Grüße
Christian Schmid

Hallo Herr Schmid,

vielen Dank für Ihren Hinweis. Der Kontakt besteht bereits. Mal sehen, was daraus noch wird.

Herzliche Grüße

Nils Husmann

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Wir wohnten jahrelang in unmittelbarer Nähe des Werdenfelser Landes und ich kam privat und beruflich oft nach Krün. Uns fiel bis heute allerdings nie auf, dass Krün zu einer schwarzen, von Staub und Ruß verpesteten und vergifteten tödlichen Hölle geworden ist. Ich bedauere natürlich, dass Herr Barkow schwerst chronisch erkrankt ist und permanent leidend dieser Hölle ausgesetzt ist. Ich kann einem so bedrohten "zuagroasten Grantler" eigentlich nur raten, sich aus gesundheitlichen Gründen eine bessere Wohnsituation, z.B. in einer Industriestadt im Osten oder auch im Ruhrgebiet zu suchen. Die Krüner Mitmenschen werden es ihm danken. Holz ist nach wie vor ein traditioneller und natürlicher Brennstoff, der aber auch nur absolut trocken in modernen Öfen vernünftig eingesetzt werden sollte. Wir erhielten diese Woche einen neuen Ofen, der 40 % weniger Holz bei minimalen Rückständen verbraucht - wohl wissend, das jede Form von notwendiger Wärmeenergie auch kaum vermeidbare Nachteile hat.
Ich schätze Chrismon seit Jahren und umso mehr bedauere ich, dass das Redaktionsteam einem Grantler 5 (!) Seiten in der letzten Ausgabe Platz gewährt, den man für wichtigere Themen sicher besser hätte nutzen können.
Dr. Hans-Peter Senger

Sehr geehrter Herr Dr. Senger,

vielen Dank für Ihren Kommentar.

Vielleicht würden es die Krüner auch danken, wenn mehr über Feinstaubquelle Holzofen bekannt wird. Ich möchte Ihnen einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks empfehlen, den ich hier verlinkt habe; er fängt an ab Minute 5:23 und wird - für unsere Diskussion - besonders interessant ab Minute 8:30.
 

Wie Sie wissen, liegt Garmisch nur unweit von Krün, ebenfalls in Tallage. Sie werden es wohl ironisch gemeint haben, aber nach Ansicht der Messwerte, die Herr Friedrich in Garmisch registriert hat, wäre Herr Barkow wohl in einer Industriestadt im Winter von besserer Luft umgeben als in einem Ort, in dem traditionelle viel Holz verfeuert wird.

Zudem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass wir nicht nur Herrn Barkow haben zu Wort kommen lassen, sondern auch zwei weitere Menschen aus Krün, die das Problem ähnlich schildern. Herr Barkow ist nicht allein. Gesprochen habe ich auch mit dem Bürgermeister, um eine Gegenmeinung einzuholen. Das ist uns auch wichtig.

Ich hoffe natürlich, dass Sie uns weiterhin gern lesen und die Diskussion mit uns suchen, auch wenn Ihnen dieser Beitrag nicht zugesagt hat. Die Rückmeldungen, die uns bisher erreichen, bestärken uns aber in unserer Entscheidung, Herrn Barkow fünf Seiten zu widmen, die wir im übrigen noch hier im Netz um Hintergrundinfos ergänzt haben.

Herzliche Grüße,

Nils Husmann

 

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In Ihrem Artikel wird ein denkender, kritischer Zeitgenosse m.o.w. als der Depp dargestellt, weil er sich gegen die Holzheizungen in seinem Wohnort wehrt. Schon im Titel ist das zu erkennen, leider. Aber möglicherweise hat er recht damit ! Keine Heizung der Welt ist emissionslos, aber die Holzheizung ist die einzige CO2- neutrale Heizung. Emmissionsarm ist sie jedoch nur, wenn sie richtig betrieben wird. Dann qualmt und stinkt sie nämlich nicht, der Rauch ist unsichtbar. Leider wird oft der Trocknungsgrad des Brennholzes falsch beurteilt, was schon mal ein Grund fürs Qualmen und Stinken sein kann. Darüber wacht, neben dem verantwortungsvollen Betreiber, der zuständige Schornsteinfeger, der auf der Basis des seit 2015 nochmals verschärften Immissionsschutzgesetzes berechtigt ist, Holzöfen stillzulegen, wenn sie die Feinstaub- und Kohlenmonoxidwerte überschreiten. Er kommt regelmäßig jährlich messen, in Bayern doch wohl auch, oder ? Über diese sachlichen Probleme steht in Ihrem Artikel nichts, statdessen hacken sie auch noch auf dem Herrn Barkow rum. Thema verfehlt, mindestens das muß man Ihnen vorwerfen!

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Holz ist ein ökologisch wertvoller Brennstoff: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, während des Wachstums wird CO2 eingelagert, ein ordnungsgemäß bewirtschafteter Wald mit standortgerechten Baumarten hat wichtige ökologische Funktionen, häufig sind die Transportwege für Brennholz kurz und für die Holzernte ist nur einfache Technik erforderlich. Es werden auch keine wertvollen landwirtschaftliche Flächen mit Monokulturen bepflanzt wie bei Mais für Biogasanlagen. Das von Ihnen propagierte Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, der nur mit großem industriellen Aufwand und Eingriffen in die Natur gewonnen und transportiert werden kann. Die Verbrennung von Gas ohne Rußfilter mag sauberer sein, aber bis zur Heizung sind vielfältige und unumkehrbare Eingriffe in die Natur notwendig. So ist Erdgas eben gerade nicht umweltverträglicher als Holz. Wenn man sich fragt, warum bei uns ein gesellschaftlicher Wandel zu mehr klimaschonendem Wirtschaften so wenig stattfindet, dann findet man in Ihrem Artikel die Begründung: Ressentiments und Überheblichkeit gegen Dritte statt Hinterfragung der eigenen Vorstellungen.

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Ich möchte Herrn Barkow einfach nur danken. Ich teile seine Meinung, seine Beobachtungen, seine Gedanken, seine Erfahrungen und seine Verzweiflung.
Danke, dass er die Kraft und die Ausdauer hat, auf dieses Thema aufmerksam zu machen!

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Herr Barkow ist wohl ein typischer Querulant - - wie die Menschen, die neben die Kirche ziehen und sich dann beschweren - oft erfolgreich - dass die Glocken läuten. Ich kann nicht erkennen, warum Menschen, die das friedliche Miteinanderleben in einer Gemeinde massiv stören, in Chrismon eine Plattform gegeben wird.

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