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Jeder soll gut lesen können
chrismon: Warum tun sich Zehnjährige mit dem Sinn von Texten schwer?
Kirsten Boie: Es sind keineswegs nur Migrantenkinder. Wenig sprechen, den ganzen Tag fernsehen oder an der Spielekonsole verbringen führt nicht dazu, dass man in der Schule schnell flüssig lesen lernt. Aber viele Eltern wissen es nicht besser.
Wie fangen andere Länder das auf?
In Deutschland werden nur elf Prozent des Unterrichts auf das Lesen verwendet. In Ländern, die besser abschneiden, sind es 18 Prozent. Die Lesefrequenz im Unterricht muss erhöht werden.
Wie sollte die Politik reagieren?
Wieder Studienplätze für Grundschullehrer schaffen! Gerade für benachteiligte Kinder ist die persönliche Beziehung zum Lehrenden so wichtig. Es muss mehr Förderunterricht in kleinen Gruppen geben. Gut wären auch ein bis zwei Jahre Vorschule.
Und woher kommt das Geld dafür?
Die Bundesregierung will mit dem Digitalpakt fünf Milliarden Euro in die Digitalisierung der Schulen stecken. Wie viel notwendiger wäre das beim Erwerb der Grundfähigkeit Lesen? Dafür muss mindestens ebenso viel Geld in die Hand genommen werden.
Was passiert, wenn sich nichts ändert?
Schüler, die nicht lesen können, werden zu Erwachsenen, die auf soziale Systeme angewiesen sind, in die sie selbst nicht einzahlen können. Wer sich ausgegrenzt fühlt, sucht einen Sündenbock. Das ist gut für extreme Parteien und schlecht für die Demokratie.
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