Deutschland, Berlin; Deutsches Theater. Festakt anlässlich der 60. Spendenaktion Brot für die Welt
Kathrin Harms/Brot für die Welt
60 Jahre und kein bisschen leise
Mit einem kämpferischen Abend feiert Brot für die Welt seinen 60. Geburtstag im Deutschen Theater in Berlin. Es treten auf: Menschenrechtler, Jungaktivisten und auch ein empörter Bundesminister.

Tim Wegner
30.11.2018

Ja, genau so muss so ein Abend sein. Engagiert, emotional, auch ein bisschen wütend  – und trotzdem leichtfüßig und elegant, kurz: lebensvoll. 60 Jahre alt wird Brot für die Welt. 60 große und starke Jahre, die mit Selbstbewusstsein im Deutschen Theater in Berlin vor vollem Haus gefeiert wurden.

Tim Wegner

Dorothea Heintze

Dorothea Heintze ist Journalistin und Moderatorin. Viele Jahre war sie als Redakteurin bei chrismon angestellt, dort auch verantwortlich für die Website. Mittlerweile ist sie freie Autorin mit den Schwerpunkten Stadtentwicklung und nachhaltige Ernährung. Für chrismon schreibt sie die Wohnlage und betreut die die Projektseite und die Webinare. Sie moderiert zusammen mit Thomas Sampl von der Hobenköök in Hamburg den Hobenschnack und beschäftigt sich seit Jahren auch ehrenamtlich immer wieder mit der Frage: Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenleben? Sie ist Autorin mehrerer Hamburg-Reiseführer und engagiert sich als Gründungsmitglied von ProQuote Medien für mehr Frauen an der Spitze in den deutschen Medien.

 Brot für die Welt ist eine Institution. Gegründet 1959, 14 Jahre nach Kriegsende. Tod, Vertreibung, Hunger und Elend im eigenen Land lagen erst 14 Jahre zurück. Eine "Aufrüttelung" forderte der große Helmut Gollwitzer damals in seiner Eröffnungsrede in der Deutschlandhalle in Berlin, ein "Herausgerütteltwerden aus der Trägheit des Herzens, aus jener törichten, kurzsichtigen und verantwortungslosen Trägheit, mit der wir genießen, was wir haben, ohne zu fragen, wie es um uns her aussieht".

Seine Worte, vorgetragen von dem Schauspieler Thomas Pelzer, sind noch heute aktuell. Wie sonst könnte es sein, dass wenige Dutzend Menschen auf der Welt mehr besitzen als Millionen andere Menschen zusammen? Wie sonst könnte es sein, dass die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer werden? Das sei ein "nicht hinnehmbarer Skandal", wetterte der CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller, ehrlich engagiert und wütend.

Müller war nicht der einzige, der emotional wurde. Nobelpreisträger Kailash Satyarthi und Vandana Shiva aus Indien, die Menschenrechtsaktivistin Helen Mack aus Guatemala, Agnes Abuom aus Kenia, Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen, Altbundespräsident Joachim Gauck und natürlich auch Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt: Sie alle plädierten in ihren kurzen Statements und Reden für wirkliche Veränderungen, für Taten statt Worte.

Taten statt Worte

So gesehen wird sich auch Gerd Müller an seinen Taten messen lassen müssen. Kurz vor dem Beginn der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz forderte Cornelia Füllkrug-Weitzel daher auch den Entwicklungsminister auf, mehr Geld für den Klimaschutz in den unterentwickelten Ländern zur Verfügung zu stellen. "Unsere ganze Hoffnung liegt auf Kanzlerin Merkel", zitierte sie ihre Verhandlungspartner aus südlichen Ländern zum Klimawandel. "Ja, dann macht doch was draus", rief sie Gerd Müller zu. Denn wie es zum Abschluss der Brot-für-die-Welt-Jungdeligierte Benjamin Dörfel noch mal zuspitzte: "Mit dem Klima kann man nicht diskutieren."

Agnes Abuom, Vorsitzende des Zentralaussschusses des
Ökumenischen Rats der Kirchen und Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin Brot für die Welt

Dass all dies auch einem gesunden Eigeninteresse dient, hat schon Helmut Gollwitzer 1959 erkannt: "Es geht aber nicht nur um unser Erbarmen, es geht um unser eigenes wohlverstandenes Interesse. Das heißt, sollte unser Erbarmen zu schwach, unser Herz zu hart sein, dann sollte wenigstens unsere Vernunft uns sagen: Wenn wir nicht rechtzeitig durchgreifende Hilfe schaffen, braut sich da ein Unheil zusammen, das sich über unseren eigenen Köpfen entladen wird." Wie recht er damit hatte - und heute noch hat.

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