Endlich nicht mehr kneifen
Viel Schlimmes ist 2018 passiert. Aber auch Gutes: Die Leute zeigen, was ihnen wichtig ist
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
12.11.2018

Die Mehrheit hat lange Jahre geschwiegen. Mit Sorge beobachtet, wie Pegida lauter wurde. Wie die AfD wuchs. Wie Flüchtlingsheime brannten. Dass man was tun müsse, haben sich viele nur gedacht. Bis in diesem Sommer endlich der Knoten platzte: Das Dresdner Rettungsschiff "Lifeline" stand mit 234 Flüchtlingen an Bord auf See und durfte nirgends einlaufen. Horst Seehofer sprach süffisant von 69 Flüchtlingen, die an seinem 69. Geburtstag nach Afghanistan abgeschoben worden waren.

Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff

Hanna Lucassen

Hanna Lucassen ergründet das Miteinander. Sie war Krankenschwester, studierte Soziologie, arbeitet heute als freie Journalistin in Frankfurt und leitet ein diakonisches Projekt gegen Einsamkeit im Alter. In chrismon bloggte sie unter dem Titel Pflegeleicht. Für den Fastenkalender von 7 Wochen Ohne sucht sie nach schönen Texten.

Da gingen die Leute auf die Straße: Zehntausende in München bei "Ausgehetzt", 10000 für einen "sicheren Hafen" in Hamburg und 6000 bei "Seebrücke statt Seehofer" in Frankfurt. Und schließlich 200000 zu "Unteilbar" nach Berlin.

Ja, es gibt die Gefahr, dass sich die Gesellschaft weiter spaltet, wenn Rechte und Linke immer lauter gegeneinander wettern. Aber die Menschen demonstrierten 2018 nicht nur gegen, sondern auch für etwas: für eine offene Gesellschaft. Und die schließt den Dialog mit Andersdenkenden immer ein. Die evangelische Fastenaktion hieß in diesem Jahr: "Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen." Im Jahr 2018 haben viele, die lange geschwiegen haben, ihre Haltung gezeigt. Endlich.

 

 

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