FARC-Kämpfer
Rückkehr in die Gesellschaft: Ein ehemaliger FARC-Kämpfer in einem kolumbianischen Wiedereingliederungscamp
Nick Jaussi
Der Kampf nach dem Kampf
Ein Guerillakämpfer gibt die Waffen ab und zerbricht am normalen Leben. Leider kein Einzelfall im kolumbianischen Versöhnungsprozess
18.09.2018

Angelmiro hatte einen Traum: eine legale Arbeit, ein regelmäßiges Einkommen, sich um seine Familie kümmern. Angelmiro war Guerillero, hatte sich schon als Jugendlicher der FARC angeschlossen. Mehr als 15 Jahre kämpfte er in den Reihen von Kolumbiens größter Guerillagruppe gegen den Staat. Im vergangenen Jahr gab Angelmiro seine Maschinenpistole an die Vereinten Nationen ab. Mit einem Gefühl der Hoffnung, aber auch mit viel Un­sicherheit, was die Zukunft bringen werde. Kurz zuvor war er Vater geworden. Seine kleine Tochter Laura-Sarita 
nannte er "Mädchen des Friedens". Ein Jahr lang habe ich Angelmiro begleitet, regelmäßig in unserem ­Radiosender über seinen Weg in die kolumbianische Gesellschaft berichtet. Unser letztes Treffen sagte er kurz­fristig ab. Er habe mir alles erzählt, was es zu erzählen gebe. Dann brach der Kontakt ab. Vor kurzem habe ich erfahren: Angelmiro hat sich das ­Leben genommen.

privat

Nils Naumann

Journalist Nils 
Naumann arbeitet für "Brot für die Welt" bei einem 
Gemeinderadio in Bucaramanga 
im Norden von 
Kolumbien.

Viele ehemalige Kämpfer illegaler bewaffneter Gruppen wie der FARC berichten, dass für sie die Rückkehr in die Gesellschaft schwieriger ist als der Krieg. Sie verlieren den Rückhalt der Gruppe, die festen militärischen Strukturen. Und von der Gesellschaft werden sie abgelehnt. Dazu kommt im Fall der FARC, dass der Staat viele seiner Versprechen nicht gehalten hat. Die wirtschaftlichen Perspektiven der ehemaligen Guerilleros sind düster. Viele haben sich inzwischen anderen bewaffneten Gruppen angeschlossen.
Der Regierungswechsel in Kolumbien hat den Pessimismus vieler ehemaliger Guerilleros verschärft. Die Partei des neuen Präsidenten Iván ­Duque hatte vor der Wahl ange­kündigt, den Friedensvertrag mit der FARC "zu zerfetzen". Seit Duques Wahlsieg ist die Zahl der Morde an Menschenrechtlern, Opfervertretern und anderen Sozialaktivisten stark angestiegen. In vielen Gebieten, die früher von der FARC beherrscht ­wurden, kämpfen heute andere bewaffnete Gruppen um die Macht.
Die Befürworter des Friedensprozesses setzen auf Druck von außen: Sie hoffen, dass die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die internationalen Geldgeber die neue Regierung überzeugen, den Friedensvertrag mit der FARC weiter umzusetzen. Damit der Frieden nicht noch mehr Opfer fordert.

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ich bin beindbruckt und stolz , bruder!

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