Die katalanische Unabhängigkeitsfahne der Estelada neben der gelben Schleife, ein Symbol zur Unterstützung von inhaftierten und selbstausgewiesenen Mitgliedern der katalanischen Regierung
TOPSHOT - A man waves a Catalan pro-independence Estelada flag next to a giant yellow ribbon in support of jailed and self-exiled members of Catalonia's ousted government after protesters hiked the Montserrat Mountain near Barcelona and formed a human chain to call for their release on April 28, 2018. (Photo by PAU BARRENA / AFP) (Photo credit should read PAU BARRENA/AFP/Getty Images)
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Bitte weiter miteinander reden!
Katalonien ist gespalten in der Autonomiefrage - bis in die Familien hinein
Privat
16.07.2018

Dürfen wir an den Maibaum gelbe Schleifen hängen? Und spanische Papierfähnchen in die Fleischbällchen stecken? Das diskutierten wir allen Ernstes vor unserem Gemeindefest. Denn: Gelbe Schleifen sind ein politisches Symbol – viele Katalanen tragen sie aus Solidarität mit den inhaftierten oder im Exil lebenden Separatistenführern. Und die spanische Flagge wiederum könnte als Parteinahme für die Separatismusgegner angesehen werden. Politik macht an der Kirchentür nicht halt.

Privat

Holger Lübs

Holger Lübs ist Auslandspfarrer 
in Barcelona.

Als wir im vergangenen Herbst Oktoberfest feierten, fand gerade das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum statt. Vor dem gegenüberliegenden Bürgerhaus standen die Menschen in langen Schlangen an, um abstimmen zu können. Es war regnerisch und sehr kühl, und unsere Gemeindemitglieder haben die Wartenden mit Kaffee versorgt – und sind ins Gespräch gekommen. Es war gut zu sehen, dass das möglich war, denn die Meinungen über die ­Katalonienfrage sind bis in die Fa­milien hinein geteilt, und es ist für mich als Pfarrer nicht immer leicht zu vermitteln.

Bisher ist es uns als Kirchengemeinde gelungen, dass die Verfechter und Gegner einer weiter­gehenden Autonomie gut miteinander auskommen. Es hilft, dass wir nach unseren sonntäglichen Gottesdiensten immer "Aperitif" abhalten. Bei einem Glas Wein und ein paar Knabbereien sind die Bedingungen gut für das offene und freie Gespräch. Dass ein solches unumgänglich ist, scheinen die Regierungspolitiker in Madrid und Barcelona noch nicht verinnerlicht zu haben. Ohne Hilfe von außen wird es keine Lösung geben, glaube ich. Viele Menschen hier warten bisher vergeblich auf eine ­Mediation durch die EU.

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