Gerade ist eine Delegation deutscher Lutheraner von einer versöhnlichen Audienz mit dem Papst zurück, da folgt nur Stunden später eine handfeste antiökumenische Ohrfeige. Franziskus kassiert, offensichtlich gedrängt von der vatikanischen Glaubenskongregation, weitere Möglichkeiten, evangelisch-katholische Ehepaare gemeinsam zur katholischen Kommunion zuzulassen. Die deutsche Bischofskonferenz hatte vor Monaten mit klarer Mehrheit enge Ausnahmeregeln für sie beschlossen, aber eine siebenköpfige konservative Minderheit unter Federführung des Kölner Kardinals Rainer Woelki unterminierte diesen Versuch. Ihr Trick: Bevor noch die vom Papst ausdrücklich gewünschte Suche nach einer "einmütigen Lösung" weitergehen konnte, bedrängten die Konservativen den Papst, ein Machtwort gegen solche ökumenischen Annäherungen zu sprechen. Der Trick hatte Erfolg. Aber auf wessen Kosten?
Eduard Kopp
Für diesen Starrsinn bezahlen fast alle: konfessionsgemischte Familien, denen der gemeinsame Gang zur Eucharistie verwehrt bleibt (es sei denn, ihr Pfarrer oder Bischof hat ein Einsehen); katholische Pfarrer, die evangelische Christen zur Kommunion zulassen (sie werden angreifbar für Denunziation); die katholische Bischofskonferenz, die sich von einer Minderheit in ihren Reihen hintergehen ließ; ihr Vorsitzender, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, der unermüdlich für eine pragmatische ökumenische Lösung gekämpft hatte; die Laienverbände, die eine solche Lösung seit Jahren immer wieder forderten; der Papst selbst, den die Minderheit demonstrativ demontierte.
Nicht Pfarrer oder Bischof laden zum Abendmahl, sondern Christus
Auf der Strecke bleibt auch der theologische Sachverstand. Wer beim Theologiestudium aufgepasst hat, kann sich erinnern: Ein Sakrament ist nicht nur ein Zeichen, gleichsam das Siegel auf einem gnadenhaften Endzustand (zum Beispiel der Kircheneinheit), sondern auch ein Hilfsmittel, einen unvollkommenen Zustand zu überwinden. Das gemeinsame Abendmahl kann und soll Menschen auch weiterbringen in ihrem Wunsch nach Gemeinsamkeit. Der Präsident des Laienkatholizismus Thomas Sternberg sagte oft: Die Gemeinden sind schon weiter in dieser Frage. Da hat er recht. Und auf evangelischer Seite gilt: Nicht Pfarrer oder Bischof laden zum Abendmahl, sondern Christus. Die Türen stehen offen.
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