picture alliance / Fernando
Charles Aznavour (1924-2018), Chansonnier, lebte in Paris. Seine Eltern waren vor dem Genozid an den Armeniern aus der Türkei geflohen
French singer Charles Aznavour poses for photos during an interview in Madrid, Spain, 12 December 2016. Aznavour will give a concert in Madrid 31 January 2017. EPA/FERNANDO VILLAR [ Rechtehinweis: (c) dpa ]
chrismon: Erinnern Sie sich noch an die Aktionen Ihrer Familie?
Charles Aznavour: Ja. Meine Aufgabe war es, die Uniformen der Deserteure wegzuwerfen.
Sie halfen auch Juden.
Aznavour: Ein Simon kam zu uns über seine armenische Frau Carmen. Ein anderer stammte aus Aserbaidschan. Sie bekamen unsere Matratzen, meine Schwester und ich schliefen auf dem Boden. Die Gestapo suchte Juden frühmorgens, während der Ausgangssperre. Auch mein Vater und ich versteckten uns zeitweilig und übernachteten in einem Hotel gegenüber. Morgens verkündete meine Schwester: "Sie sind weg, ihr könnt zum Frühstück kommen."
In Ihren vielen autobiografischen Büchern erzählen Sie nur wenig davon. Warum?
Aznavour: Ich mag eitle Menschen nicht. Als Sänger bin ich gar nicht bescheiden, sonst aber im Leben. Sie sind Franzose und armenischer Staatsbürger.
Wie wichtig ist für Sie Ihre Herkunft?
Ich sage Armeniern oft, sie sollen sich an Juden ein Beispiel nehmen. Egal, wann und wo Sie Juden nach Israel fragen – sie können etwas erzählen. Längst nicht alle Armenier kennen ihre Geschichte. Dabei müssen Menschen wissen, woher sie stammen. Eltern sollen Religion und Muttersprache weitergeben. Die Religion hält die Kinder auf dem richtigen Weg, die Sprache öffnet ihnen die Welt.
Die Religion hält sie auf dem richtigen Weg?
Aznavour: Gott hat viele Namen: Dieu, Allah, Shiva. In Gottes Namen zu kämpfen ist Sünde. Gott fordert niemanden auf, Menschen umzubringen.
Wie wichtig ist Ihnen, ob die Türkei den Genozid an den Armeniern anerkennt?
Aznavour: 1,3 Millionen Menschen wurden getötet. Wenn das kein Genozid ist, sollen sie einen anderen Begriff dafür finden. Ich kenne keinen.
Neue Lesermeinung schreiben
Wir freuen uns über einen anregenden Meinungsaustausch. Wir begrüßen mutige Meinungen. Bitte stützen Sie sie mit Argumenten und belegen Sie sie nachvollziehbar. Vielen Dank! Damit der Austausch für alle ein Gewinn ist, haben wir Regeln:
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu bearbeiten, macht dies aber stets kenntlich. Wir zensieren nicht, wir moderieren.
Wir prüfen alle Beiträge vor Veröffentlichung. Es besteht kein Recht auf Publikation eines Kommentars.