April 2017. Dürre im Nordosten Kenias an der Grenze zu Somalia. Das Wasser kommt mit dem Lastwagen nach Mandera
April 2017. Dürre im Nordosten Kenias an der Grenze zu Somalia. Das Wasser kommt mit dem Lastwagen nach Mandera
Clemens von Heimendahl / Diakonie
Heute kommt das Wasser
Seit drei Jahren fiel kein Regen im Nordosten von Kenia. Zum Glück kommt alle zwei Tage der Wasserlastwagen
Clemens von Heimendahl (Regional Director Southern and Eastern Africa).Diakonie Katastrophenhilfe
13.11.2017

Ich sitze im Schatten einer Akazie, umgeben von Frauen in bunten Gewändern. Es ist furchtbar heiß hier in der Region Mandera im nordöstlichen Zipfel Kenias. Knochentrocken und grau die Landschaft, Pflanzen und Büsche sind verdorrt. Das dritte Jahr ohne Regen. Gemüse gedeiht hier schon lange nicht mehr.
Endlich ist das Brummen des Lastwagens zu hören, langsam windet er sich den kurvigen Weg hier herauf. ­­
Er bringt alle zwei Tage Wasser in vier Dörfer, siebeneineinhalb Liter pro Person: zum Trinken, Kochen, Waschen, für die Tiere. Erstmal für ein halbes Jahr, damit die hiesige Nomadenbevölkerung die schlimmste Not in dieser Dürrekatastrophe überstehen kann. Die Frauen zupfen die Kopftücher zurecht, stehen auf und nehmen die mitgebrachten gelben Kanister, ihre Kleider wallen in der heißen Brise. Auch die bislang so phlegmatisch wirkenden Kinder rennen los zum Sammelbecken, in das das Wasser fließen soll. Fröhliche Rufe, Schreien und Hektik, jedervon ihnen will der Erste sein. Auch mich überfährt ein Schauer, diese Begeisterung  ist ansteckend.
Dann ist der Lastwagen da, er rangiert an das Becken, und ein erster Strahl Wasser spritzt. Wie aus einem übervollem Brunnen läuft es aus dem verbeulten Tank heraus. Schnell ­fangen die Frauen an, das Wasser in die 20 Liter-Kanister zu schöpfen. Früher mussten sie bis zu 50 Kilo­meter zur Wasserstelle laufen, jetzt sind es maximal vier Kilometer.   
Ich denke an meine Heimat – wie nachlässig wir dort mit dieser Kostbarkeit umgehen. Wie selbstverständlich wir den Hahn aufdrehen – und manchmal nicht richtig wieder zu. Der Klimawandel trifft vor allem die 
Ärmsten. Wenn der Dorfbrunnen versiegt, dann ist er trocken. Ein Mensch kann nur drei Tage ohne Wasser überleben. Wo es fehlt, müssen wir es eben hinbringen.

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