Frau mit Kopftuch zeigt ein Papier mit der Aufschrift WE ARE HUMAN. Aufnahmen in einem griechischen Flüchtlingslager auf dem Gelände des ehemaligen Ellinikon-Flughafens in Athen anlässlich eines Besuchs des griechischen Ministers für Migration und Flüchtlinge, Ioannis Mouzalas (hier im Portrait), am 06. Februar 2017. Die Presse betitelte den Besuch in der Folge als inszenierte Show-Veranstaltung. Ioannis Mouzalas besucht Ellinikon-Flüchtlingslager PUBLICATIONxNOTxINxGRE ANE4040765 Woman with Headscarf shows a Paper with the Inscription We are Human Recordings in a Greek Refugee camps on the Centre the former Ellinikon Airport in Athens during a Visit the Greek Minister for Migration and Refugees Ioannis Mouzalas here in Portrait at 06 February 2017 the Press the Visit in the Impact as Staged Show Event Ioannis Mouzalas attended Ellinikon Refugee camps PUBLICATIONxNOTxINxGRE ANE4040765
imago/ANE Edition
Das Mädchen Haliz
21.03.2017

Haliz hat gerade den Besen zurückgebracht, das kurdische Mädchen jesidischen Glaubens hat unsere Kirche gefegt. Sie lacht und nimmt mich in den Arm. Sagt Danke. Auch ich sage Danke. Die 14-jährige Haliz ist eins der vielen Kinder, die auf der Flucht irgendwo in Südeuropa gestrandet sind. Ihre Familie kommt aus dem Nord­irak. Die Mutter hat es mit zwei Kindern bis nach Deutschland geschafft, Haliz und ihr älterer Bruder blieben in Athen, die genauen Umstände kennen wir nicht. Im April 2016 klingelten die beiden an unserem Gemeindehaus. Haliz war in einem Flüchtlingscamp nahe Athen nicht mehr sicher. Sie selbst sprach kein Wort, weder englisch noch arabisch, weinte und klammerte sich an den Bruder, als er ging.

Wir gaben ihr frische Kleidung und eins unserer Gästezimmer, wie schon anderen Flüchtlingen vor ihr. Stellten sie den anderen Flüchtlingen vor, die bei uns etwas Ruhe und Sicherheit gefunden hatten.

Haliz weinte und schlief, schlief und weinte. Tage-, wochenlang. Langsam freundete sie sich mit der Tochter einer syrischen Familie an, der 14-jährigen Haifa. Als Haifa mit Vater und Bruder im September zur Mutter nach Deutschland reisen durfte, wurde Haliz depressiv. Jugendliche Freiwillige der Gemeinde nahmen Haliz dann mit an den Strand, in ein Musiklokal, zum Deutschunterricht für Flüchtlinge, sie beteiligten sie an Kochabenden und Bastelnachmittagen.

Seit im November aus Deutschland die Nachricht kam, dass Haliz’ Mutter als Flücht­ling anerkannt und damit der Weg für die Familienzusammenführung geebnet sei, blüht Haliz regelrecht auf. Wir hören sie singen und lachen. Wir nehmen sie in den Arm, kuscheln und scherzen mit ihr. Sie lernt Deutsch, überaus eifrig. Derzeit liegen ihre Papiere zur Überprüfung auf Echtheit in der deutschen Botschaft in Amman.

Ihre Tage in Athen sind gezählt. „Wie lange noch?“, fragt sie immer wieder. Wir wünschen uns, dass Haliz im Mai ihren Geburtstag in Deutschland feiern kann und für sie dort ein Leben beginnt, das ihr ein wenig von dem zurückgibt, was sie verloren hat.

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