Illustration: chrismon Grafik
Jetzt feuern die Rechten in Bomberjacke Murad an
Damit die Flüchtlinge auf dem Land Erfolg haben, müssen wir die Hürden senken, sagt der Sozialforscher. Denn lange erfahren sie nichts davon, dass auf dem Land Leute gesucht werden
Foto: Nicolaus-Johannes Heyse
25.05.2016

Voriges Jahr war ich in Hettstedt. Die Stadt im Mansfelder Land, Sachsen-Anhalt, wird immer kleiner. Es waren mal 22 000 Einwohner, bis 2025 werden es wohl nur noch etwas mehr als 11 000 Menschen sein. Wir brauchen die Flüchtlinge und müssen die Menschen dafür gewinnen, die Neuen aufzunehmen. Als klar wurde, dass Flüchtlinge nach Hettstedt kommen, lud der Bürgermeister, Danny Kavalier, zu Bürgerversammlungen ein. Er setzte sich aber nicht zu uns aufs Podium, sondern ins Pub­likum, als Bürger unter Bürgern. Das war ein wichtiges Signal. Wer sich zu Wort meldete, musste Namen und Wohnort nennen. Wir wollten keine Reisetouristen, die gezielt Stimmung gegen Flüchtlinge machen.

Ich erklärte den Menschen, warum wir Flüchtlinge brauchen: Weil die Wasserpreise sonst steigen müssen, weil Leer-stand die Wohnungsgesellschaft viel Geld kostet. Und weil das örtliche Kupferunternehmen absehbar 150 Fachkräfte braucht und schon heute nicht alle Ausbildungs­plätze besetzen kann. Es stimmt, viele Flüchtlinge wollen in die Großstädte. Mit einer Residenzpflicht könnten wir sie aufs Land zwingen. Aber Freiwilligkeit ist besser. Wir kämpfen für ein Pilotprojekt, damit wir Flüchtlinge gezielt für ländliche Regionen anwerben können. Wer dort gute Erfahrungen macht, wird sie weitererzählen.

###autor###Damit die Flüchtlinge auf dem Land Erfolg haben, müssen wir die Hürden für die Arbeitsmarktintegration senken. Im letzten halben Jahr haben sich bei der Bundes­agentur für Arbeit 400 Unternehmen aus Sachsen-Anhalt gemeldet, die Flüchtlinge einstellen wollen! Aber solange sie im Verfahren sind, dürfen sie nicht arbeiten. Und sie erfahren auch nichts davon, dass auf dem Land Leute gesucht werden.

Dabei werden bis 2030 deutschlandweit 800 000 Pflegekräfte benötigt. Wir müssen jetzt anfangen, sie auszubilden! Wir Soziologen kennen alle die Kontakt­hypothese. Salopp formuliert besagt sie: „Ausländer sind blöd, aber der nebenan ist nett.“ Der Bürgermeister von Hettstedt hat sich diese Erkenntnis zu eigen gemacht. Er hat den Feuerwehrchef und Vereins­vorsitzende gebeten, zu den Bürgerversammlungen zu kommen. Die haben dort erklärt, dass kaum noch Nachwuchs nachkommt. Der Fußballverein FC Hettstedt war insolvent und musste in der untersten Liga neu anfangen. Aber es kamen nur acht Spieler zusammen – bis drei Syrer mit­spielen wollten. Am Spielfeldrand stehen nun deutlich rechtsorientierte Zuschauer in Bomberjacke, die Murad anfeuern.

Und der Verein hat Murad geholfen, eine Wohnung zu finden, sogar Arbeit. Murad hofft, dass seine Familie schnell aus Syrien nachkommen darf. Dass die Bundesregierung den Nachzug erschwert hat, macht die Integration auf dem Land viel schwieriger. Gerade Familien wären auf dem Land gut aufgehoben und können dort schnell Anschluss finden.

Permalink

Der Krieg in Syrien wird zu Ende gehen, und die meisten Familien dürften es vorziehen, in ihr Land zurückzukehren, zumindest wäre dies eine zu erwartende Hypothese, weshalb es doch eine sehr suspekte Sache sein dürfte, alle diese Hilfe suchenden Menschen in der Art zu vereinnahmn, wie es hier geschieht. Man VERFÜGT über sie, verfügt auch über die deutsche Bevölkerung, ganz so, als würde man über sein Hab und Gut verfügen, also, genau so, als verfüge man über sein EIGENTUM .
MORALISCH lässt eine solche Einstellung sehr zu wünschen übrig, sie ist schlicht und ergreifend FRAGWÜRDIG, UNCHRISTLICH, GEWISSENLOS.

Wir " BRAUCHEN die Flüchtlinge NICHT". Ganz gleich wie viel ,"Leerstand" , etc. im Land vorhanden ist, es sind Menschen, die auf der Flucht sind.
Die rationale Vorgehensweise ist sowohl unchristlich als auch INHUMAN. Argumentation und Begründung sind schlicht INHUMAN und widersprechen der westlichen Vorstellung von persönlicher Freiheit.
Dr. Andreas Siegert kennt keine Moral, außer der der Verfügbarkeit von Dingen, die zu Objekten werden.
Das ist mein Eindruck.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Motorrad aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.