Abschlussjahrgang am College für Sekretärinnen in Addis Abeba. Zumra ist die Zweite von links auf der Treppe
Zumra wirkt auf den ersten Blick schüchtern und unscheinbar. Wie viele Äthiopierinnen ist sie eher klein und sieht in ihrer Sekretärinnenuniform fast verloren aus. Ich kenne sie vom College, an dem ich als Freiwillige arbeite. Junge Mädchen können dort eine kostenlose Ausbildung zur Sekretärin machen, Zumra ist eine Absolventin. Wie die meisten Menschen vom Land kennt sie ihr genaues Alter nicht. Die gebeugte Haltung und die schlechte Haut verraten, dass sie schon einiges erlebt hat.
Wovon sie träumt? Von einer kleinen Familie und sicherer Arbeit. Und sobald sie es sich leisten kann, möchte sie als Freiwillige in einem Hilfsprojekt arbeiten. Das wünschen sich in Äthiopien viele junge Leute. Wohl aus dem starken christlichen Glauben und der allgegenwärtigen Armut heraus herrscht hier eine große Hilfsbereitschaft. Jeder steckt einem Bettler Kleingeld zu, wenn er kann. Viele erfolgreiche Businessfrauen und -männer widmen sich mit großer Intensität sozialen Projekten.
Vom großen Geld in Europa oder den USA träumt Zumra nicht, anders als viele ihrer Freunde. Nicht nur, weil es fast unmöglich ist, eine entsprechende Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, und weil die Flugkosten ein Jahreseinkommen weit übersteigen. Sondern auch, weil sie ihre Heimat nicht verlassen möchte. Aber, meint sie, irgendwann eine Auslandsreise, das wäre schön. Vielleicht in den Jemen – das ist das nächstgelegene nichtafrikanische Land. Oder doch mal nach Amerika.
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