Syrische Flüchtlinge bei der Essensausgabe am Hauptbahnhof in München
Foto: Lukas Barth / epd-bild
"Kein Flüchtling nimmt was vom Kuchen weg"
"Die Spendenverlierer" überschrieb die Wochenzeitung "Die Zeit" kürzlich eine Analyse. ­These: In Bereichen jenseits der Flüchtlingshilfe seien die ­Spenden radikal zurückgegangen. Stimmt das?
Tim Wegner
24.11.2015

chrismon: Spenden die Menschen inzwischen nur noch für Flüchtlinge?

Dr. Thomas Kreuzer: Das kann ich bisher nicht bestätigen. Sicher haben viele Menschen Flüchtlingen geholfen, gerade auch mit spontanen Sachspenden. Aber es ist fraglich, ob das die Hilfs­bereitschaft an anderer Stelle schmälert. Dieser Effekt wäre auch noch gar nicht genau messbar. Das Thema Flüchtlinge ist als nationales Thema noch neu, einzelne Projekte sind noch nicht so klar konzeptioniert, als dass man sagen könnte: Dorthin fließen die Spenden, während andere leer ausgehen. Auch an den Zahlen unserer Partner ist diese Entwicklung nicht absehbar.

Zum Beispiel?

Ich weiß von großen und namhaften Hilfsorganisationen, dass die Spenden, die ­zweckgebunden für Flüchtlinge eingingen, im ­November bei einem Fünftel der Summe lagen, die für die Erd­beben­­opfer in Nepal gespendet worden war. Kein Flüchtling nimmt was vom Kuchen weg.

Können Spender sagen: Ich möchte, dass mein Geld nur für einen bestimmten Zweck verwendet wird?

###mehr-extern###In Deutschland gibt es die Zweckbindung: Dann muss das Geld genau für den Zweck verwendet werden, den die Spender wünschen. Und zwar – in der Regel – mittelfristig bis zum 31. Dezember des übernächsten Jahres. Viele Organisationen werben aber bewusst für ungebundene Spenden.

Warum?

Um flexibel zu sein. Der gemeinnützige Sektor in Deutschland arbeitet professionell und transparent. Die Spender können darauf vertrauen, dass mit ihrem Geld gut gearbeitet wird – auch in den Verwaltungen. Gute Hilfe setzt sehr gutes Personal voraus, das nicht umsonst zu haben ist.

Vorweihnachtszeit ist Spendenzeit – stimmt das?

Ja. Es gibt Umweltverbände oder Patenschaftsorganisationen, die bis zur Hälfte ihres Spendenaufkommens in der Vorweihnachtszeit einnehmen. Wohlfahrtsverbände wie Diakonie und Caritas erbringen vertragliche Leistungen, für die sie Entgelte erhalten. Damit können sie planen, wenngleich Spenden natürlich auch für sie wichtig sind. 

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