Jürgen Domian
Jürgen Domian
Foto: WDR/Ludolf Dahmen
Wenn die Nacht vor lauter Kummer zu schwer wird
Jürgen Domian, Moderator der Sendung "Domian" (WDR/1LIVE), erhält den Sonderpreis der Jury des Robert Geisendörfer Preises 2015.
16.06.2015

Mit diesem Preis würdigt die Jury unter dem Vorsitz von Landesbischof i. R. Dr. Ulrich Fischer "das vertraute Gesicht und die verlässliche Stimme, die da ist, wenn die Nacht vor lauter Kummer zu schwer wird."

Das sei "Dienst am Nächsten und damit preiswürdig". Domian ist seit 20 Jahren Gastgeber der gleichnamigen im Fernsehen und im Radio laufenden WDR-Sendung, in der Zuhörer nachts anrufen können. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er, mehr als 20.000 Interviews mit Ratsuchenden hätten ihn "vor allem demütig gemacht".

"Tabulose Offenheit"

Die Jury schrieb zur Begründung, die Bandbreite von Domians Themen sei groß, und der Gastgeber sei sich "stets bewusst, dass das Besprochene für sein Radio- und Fernsehpublikum auch unterhaltend sein muss". Manchmal seien seine Fragen sehr persönlich, manchmal bewahre er seine Gesprächspartner aber auch davor, sich im Live-Gespräch emotional zu verlieren. "Tabulose Offenheit" sei in der Sendung von großer Wichtigkeit, wobei Domian auch klar Stellung beziehe, wenn er die Meinungen seiner Hörer nicht teile. Und weiter heißt es: "So gibt er allen eine Stimme, ohne seine eigene aufzugeben. Für die Jury des Robert Geisendörfer Preises ist dies Dienst am Nächsten und damit preiswürdig.“

Im März hatte Domian bekanntgegeben, dass er die Moderation der Sendung Ende 2016 abgeben werde. Die Nachtarbeit zehre an ihm und falle ihm schwerer als früher, sagte der 57-Jährige dem epd in Köln. Was nach der Call-in-Sendung komme, wisse er noch nicht. Aber er könne sich gut vorstellen, eine Talkshow zu moderieren, mit ganz normalen Studiogästen und ohne Promis, sagt Domian. Er liebäugelt mit einem Wechsel ins Fernsehen: "Nach 20 Jahren am Telefon würde ich meine Gesprächspartner gern auch mal sehen."

"Das macht einem klar, wie gut man es hat."

Er werde jede Nacht mit so viel Leid und so vielen erschütternden Geschichten konfrontiert, dass das seine eigenen Probleme sehr relativiere, sagte Domian. "Das macht einem klar, wie gut man es hat." Sein Menschenbild habe sich in all den Jahren allerdings verändert, räumt er ein. "Ich habe in so viele Abgründe geschaut, dass sich das doch ins Negative verschoben hat." Das werde aber aufgefangen durch die "vielen wahnsinnig couragierten, mutigen Leute" unter seinen Anrufern. Den Geisendörfer-Preis bezeichnete Domian laut WDR als "große Ehre" und "tolle Anerkennung unserer langjährigen Arbeit".

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Die weiteren Geisendörfer-Preise werden Ende August bekanntgegeben. Die Verleihung findet am 18. September in Berlin statt. Der Robert-Geisendörfer-Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer verliehen. Mit dem Medienpreis zeichnet die evangelische Kirche Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Mit dem Sonderpreis wird eine exemplarische publizistische oder künstlerische Leistung gewürdigt.

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