Foto: Klemen 1977
Was Katholiken beim Thema Ehe von ihrer Kirche erwarten
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
19.02.2014

Sicher, das hätte man alles auch schon früher wissen können. Dass die allermeisten Katholiken in Deutschland – mehr als 90 Prozent – die sexualethischen Weisungen ihrer Kirche glatt ablehnen, ist weder neu, noch erstaunlich. Durch das Verbot von Pille und Kondom von Papst Paul VI. im Jahr 1968 hatte sich die katholische Kirche von ihrer eigenen Anhängerschaft  abgekoppelt. Selbst die Versuche der deutschen Bischofs­konferenz, in der „Königsteiner Erklärung“ die Gewissensfreiheit der Katholiken gegen das Lehramt zu retten, war nur ein kläglicher Versuch der Schadensbegrenzung. Die pastorale und ethische Kompetenz der Kirche lag, was die Sexualmoral angeht, in Scherben.

46 Jahre, also anderthalb Generationen später, ist Auf­räumen angesagt. Eine weltweite Umfrage zu den „pastoralen Herausforderungen der Familie“, hierzulande durchgeführt von der Deutschen Bischofskonferenz, brachte nicht wirklich neue Erkenntnisse zum Vorschein, aber sie könnte der Anfangspunkt für eine neue Redlichkeit im Umgang mit den wirklichen Sorgen der Menschen sein. Ganz offiziell kommen diese Themen nun auf den Tisch und sollen bei einer weltweiten Bischofssynode im Oktober 2014 in Rom geklärt werden.

Endlich: die Anerkennung der vielfältigen Familienformen rückt näher

Die Umfrageergebnisse (siehe www.dbk.de) zeigen, was zu tun ist. Die selbstquälerischen Debatten der Kirche, ob wiederverheiratete Geschiedene überhaupt zu den Sakramenten zugelassen werden dürfen, könnten endlich der Vergangenheit angehören. Pille- und Kondomverbot, für das sich Katholiken im besten Fall schämten, wenn es für sie nicht nur eine Lachnummer war, würden sich erledigen. Die Abwertung homo­sexueller Liebe hätte ein Ende, detaillierte moralische Handlungsanweisungen könnten einer Ethik der Treue und Fürsorge füreinander Platz machen. Die kirchlichen Familien- und ­Lebensberater, die viel Anerkennung genießen, könnten endlich aus den Zwickmühlen des kirchlich Erlaubten und menschlich Wünschenswerten herauskommen. Mehr Redlichkeit in der Familienpastoral hilft allen – den Betroffenen zuerst.

Was einzelne Vorstöße deutscher Bischöfe, vor allem jener aus Freiburg, Mainz und Rottenburg-Stuttgart, seit den neunziger Jahren nicht vermochten – nun scheint es möglich: die Anerkennung einer Vielfalt an Familienmodellen.

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