Die ökumenische "Sozialinitiative" tritt gegen politischen Opportunismus an
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
23.04.2014

chrismon Redakteur Eduard Kopp

Es ist der Vorteil der Kirchen, dass sie - anders als Parteien und Regierungen - nicht von Tagesfragen aufgefressen ­werden und sich ohne parteipolitischen Opportunismus um längerfristige Zukunftsfragen kümmern können. Wo Lobbyismus herrscht, blüht Klientelpolitik, und wenn eine große Koalition wie gegenwärtig in Berlin regiert, sind besonders viele Interessengruppen zu bedienen. Für unbeliebte politische Richtungsentscheidungen bleibt da wenig Raum.

Mit hohen Zielen, die nicht immer präzise in politische Einzelschritte übersetzt sind, treten nun die katholische und die evangelische Kirche in ihrem Sozialpapier „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ an.
Dass das gemeinsame Wort der beiden Kirchen zur Wirtschaft von 1997 aktualisiert werden musste, liegt auf der Hand. Deutschland steht vor einem demografischen Wandel, der noch immer unterschätzt wird. Die wirtschaftliche Ungleichheit vergrößert sich immer mehr, in Deutschland und international. Die Globalisierung hat Reiche noch reicher, Arme noch ärmer gemacht. Die Finanzkrise vor fünf Jahren zerstörte unglaubliche Werte, trieb ganze Volkswirtschaften an den Rand des Ruins. Die Kirchen scheuen sich nicht, die Maßlosigkeit und eine „zum Teil bis ins Kriminelle gesteigerte Selbstherrlichkeit und Gier mancher Finanzakteure“ anzuprangern. Es ist eine der schärfsten Passagen des Papiers. Deshalb fordert es auch eine Haftung bei Fehlentscheidungen. Wird sie kommen? Das ist ziemlich illusorisch.

###mehr-extern###Über den Tag hinauszudenken, das ist Aufgabe der ­Kirchen und dazu fordern sie Politiker und Wirtschaftsleute auf. Eine nachhaltige Wirtschaft soll entstehen. Doch gerade weil es den Deutschen im Moment wirtschaftlich gutgeht, drohen sie ihre Verantwortung aus dem Blick zu verlieren. Fachleute aus der Diakonie begrüßen deshalb einerseits, dass sich das Papier an den Schwächsten der Gesellschaft orientiert, beklagen aber auch, die Themen Altersarmut und prekäre Beschäftigung würden verharmlost. Pflegenotstand und Migration seien im Papier ebenfalls unterbelichtet. So deutet sich schon jetzt an, dass die eigentlichen Diskus­sionen und Entscheidungen zur Wirtschafts- und Sozial­ordnung noch bevorstehen.

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