Foto: Emeric Fohlen/NurPhoto/dpa
Die Proteste in der Ukraine gegen die Politik von Wiktor Janukowitsch werden immer pessimistischer. Mit der Androhung drakonischer Strafen setzt die Regierung die Demonstranten unter Druck
13.02.2014

Auf dem Heimweg von der Schule durchquerten unsere Kinder gestern eine Absperrung. Unser Sohn erzählte: „Die Soldaten haben meiner Mütze hinter­hergesehen. Ein Soldat sah traurig und sehnsüchtig aus.“ Die blaugelbe Mütze hat den Aufdruck: „Ukraina ­– ze Ewropa“: Die Ukraine gehört zu Europa. Blaugelb sind die Farben der Euromaidan-Proteste: Seit einigen Wochen tragen wir als Pfarrfa­milie blau-gelbe Schleifchen. Ein Nach­bar belächelt uns: „In Kiew brauchen wir  keine Revolution, wir haben doch Arbeit. Das führt nur zu Verkehrsbehinderungen.“
 
In unserer Kirche wärmten sich im Dezember erschöpfte Demonstranten und Polizisten auf, bekamen Suppe und heiße Getränke. Mittlerweile sperrt die Miliz die Kreuzung ab, die man auf dem Weg zu uns überquert, um den Zugang zum nahegelegenen Präsidentenpalast unter Kontrolle zu haben. Mein Mann bringt nun Lebensmittel zum Maidan. Er war oft bei den Protesten dabei und hat seine Videoaufnahmen auf Facebook gestellt.“ Das meiste wurde heimlich gelöscht – um Leute ins Zweifeln zu bringen, die zu den Vorgängen ­recherchieren. Vor kurzem waren auf dem Maidan vergleichsweise wenig Leute, sie wirkten pessimistisch.

###mehr-extern###Nun hat das Parla­ment Gesetze beschlossen, die auf die Protestierenden abzielen: Kolonnefahren mit mehr als fünf Autos: zwei Jahre Führerscheinentzug. Helm oder Uniform bei friedlichen Versammlungen tragen: bis zu zehn Tage Haft. Zelte, Bühnen oder Musikanlagen ohne polizeiliche Genehmigung aufstellen: bis zu 15 Tage Haft. Verleumdung: zwei Jahre Haft, Störung der öffentlichen Ordnung in Gruppen: zwei Jahre Haft. Informationen über ­Mitglieder des Sicherheitsdienstes und Richter sammeln: drei Jahre Haft. Und auch das: Der Staat kann den Internet­zugang verbieten!

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