Foto: Nick Hannes/Reporters/Laif
07.10.2014

###autor###„Schule mit den besten Aussichten“, so lautet der Werbeslogan der Deutschen Schule in der Provinz Málaga. Sie liegt hoch über der Stadt Marbella. Beste Aussichten hat man an dieser privaten Schule im doppelten Sinne des Wortes. Das deutsche Abi­tur kann einen vor der Jugendarbeitslosigkeit bewahren, die im Süden Spaniens bei über 50 Prozent liegt. Und: Das Gebäude liegt hoch über Marbella. Bei klarer Sicht kann man von hier bis nach Afrika hinüberschauen.

Dennoch ist die Kluft, die hier, an der Straße von Gibraltar, Afrika von Europa trennt, sehr groß. Das habe ich mit meinen Konfirmanden – einige sind Schüler der Deutschen Schule – bei einer Wochenendfahrt ins marokkanische Rif-Gebirge erlebt. Wir besuchten das kleine Bergdorf Khizana und trafen dort Koranschüler im Vorhof ihrer Schule.

Gebrauchte Kleider und Schuhe als Schätze

Unsere Konfirmanden hatten gebrauchte Kleider, Schuhe und Spielsachen mitgebracht und über­gaben sie. Der Begegnung mit den Gleichaltrigen war für die Jugendlichen aus Marbella eindrucksvoll. Die Koranschüler sitzen im Unterricht auf dem Boden, tragen lange Kapuzenjacken und schreiben auf Schiefertafeln. Für die Kinder, die im Dorf meist barfuß durch den Schlamm waten, waren die Mitbringsel kostbare Schätze.

Streng bewachte sechs Meter hohe Grenzzäune trennen Marokko von der spanischen Enklave Ceuta an der Nord­küste Afrikas. Immer wieder versuchen Afrikaner, diese Barriere zu überklettern oder zu umschwimmen. Viele kommen dabei ums Leben. Wir fahren nach dem Wochenende durch diese Grenze zurück in die EU. Und den Konfirmanden und mir dämmerte die Erkenntnis: Je unterschiedlicher die Aussichten sind, die die Menschen auf ein gutes Leben haben, desto höher der Zaun, der sie voneinander trennt.     

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