Warum die „Shariah Police“ von Wuppertal mehr als ein Event ist
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
05.10.2014

Ein Dutzend junger Islamisten patrouilliert stundenlang durch Wuppertal und bedrängt Menschen, die sie für Muslime ­halten. Sie fordern sie auf, keinen Alkohol zu trinken, keine Diskotheken und keine Spielhallen zu betreten. Die jungen Männer dieser Patrouille tragen orangefarbene Warnwesten mit der Aufschrift „Shariah Police“. Eine Bezeichnung, die an die Sittenwächter in islamischen Ländern denken lässt, an das islamische Strafrecht mit seinen körperlichen Züchtigungen, an moralischen Zwang und Frauenunterdrückung.

Wie bitte? Nun auch in Wuppertal? Der Streifengang der radikalen Muslime rief sofort Politiker auf den Plan. Bundesjustizminister Heiko Maas befürchtet eine „illegale Parallel­-jus­tiz“, wie er sagt. Der Initiator dieser sogenannten Scharia-Polizei, der 33-jährige deutsche Salafist Sven Lau, lacht sich darüber ins Fäustchen: Natürlich gebe es diese Polizei gar nicht. Sven Lau ist nicht so originell, wie er gern tut. Diese Idee stammt aus London. Vor zwei Jahren waren dort Salafisten Streife gelaufen, hatten Alkohol konfisziert, Nichtmuslime aus dem Umfeld einer Moschee vertrieben, Schaufens­terscheiben mit Farbe besprüht, wo sie unmoralische Mode zu erkennen meinten. Dafür gab es mehrere Monate Haft.

So weit ist es in Wuppertal nicht gekommen. Ernst nehmen sollte man diese Aktion trotzdem. Sven Lau hielt sich mehrfach in Syrien auf, um „humanitär zu helfen“, wie er selbst sagte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen ihn allerdings wegen der vermeintlichen Anwerbung von muslimischen Kämpfern – was sie letztlich nicht beweisen konnte. Sicher ist: Sven Lau ist politisch kein Leisetreter, und am allerwenigsten ist er Demokrat. In einem Interview bekundete er einmal: ­„Jeder Gläubige wünscht sich einen Gottesstaat.“ Seine Wupper­taler Patrouille passt zu den gefährlichen Versuchen, in Deutschland islamische Gerichte zu installieren, also eine Paralleljustiz zu den deutschen Gerichten. Und sie passt zu den abwertenden Äußerungen vieler Salafisten über die ­Demokratie. Mit der Beschlagnahme der Warnwesten der „Shariah Police“ ist es also nicht getan. Wichtiger ist es, darauf zu achten, dass die Scharia nicht toleriert wird, wo sie deutschem Strafrecht widerspricht. Im Familien- oder Erbrecht zugewanderter Familien spielt sie schon lange eine Rolle.

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