Auslandspfarrerin Dorothea Schulz-Ngomane über den Anschlag auf das Einkaufszentrum Westgate
19.10.2013

Das Westgate-Einkaufszentrum, auf das am 21. September ein Anschlag verübt wurde, liegt nur drei Kilometer von unserer Gemeinde entfernt. Viele meiner Ansprechpartner in der Gemeinde, der Deutschen Schule und der Botschaft gingen gern dorthin, besonders am Wochenende, zum Einkaufen, um sich mit anderen zu treffen, zum Entspannen. Es schockiert uns immer noch, dass so viele Menschen einen schrecklichen Tod fanden und ein so großes Zentrum voller Menschen innerhalb kurzer Zeit zerstört wurde.

Terroristen hatten das Gebäude am Samstagmittag gestürmt, sie nahmen ­Geiseln, fast siebzig Menschen starben. Das Ganze dauerte bis zum Dienstag. Wir haben großen Grund zur Dankbarkeit für die Rettung der über 1000 Menschen, die an dem Samstag ebenfalls in der Mall ­waren. In unseren Gesprächsrunden in der Gemeinde haben viele berichtet, wie sie „gerade so“ davongekommen sind. Zum Beispiel, weil sie an diesem Tag erst später zum Einkaufen fahren wollten, oder von anderen daran gehindert worden waren, die Mall zu betreten. Auch dafür sind wir dankbar. Aber es gibt eben auch die schrecklichen Geschichten derer, die  mit ansehen mussten, wie Menschen erschossen wurden oder schwerverletzt liegen blieben. Auch viele Kinder haben das erlebt.

Was wir tun können? Wir können die Menschen erzählen lassen und profes­sionelle Hilfe durch Traumatherapeuten vermitteln. Wir können trösten, gedenken und beten. Dabei wiederum beobachten wir eine große religions- und völkerübergreifende Solidarität, die alle in dieser Stadt noch mehr zusammenschweisst.  
Noch lange wird angesichts der Ruinen des Gebäudes und der Lücken, die in Fa­mi­lien, Freundes- und Bekanntenkreisen entstanden sind, dieses Ereignis in Erinnerung bleiben. Und viel Zeit wird vergehen, bis die Wunden geheilt sind. Wir leben in der Hoffnung, dass so etwas hier und an anderen Orten nicht wieder geschieht und Wege gefunden werden, Konflikte im ­Ansatz zu entschärfen und solche Anschläge zu verhindern.

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