Ellen Bornkessel
23.10.2013

Unter der Brücke bei Nacht, brrr, und dann noch im Herbst. Von oben grollt der Donner der Dreißigtonner, ­unten rennen die Ratten
herum. Und es riecht nicht gut. Nein, gar nicht gut, die Abgase, der Uringestank, der Regen gestern hat alles wieder aufgefrischt. Aber heute Abend, heute riecht es nach Davidoff und nach Armani.  Die Motorgeräusche mischen sich mit Astor Piazzolla. Eine Stereoanlage haben sie mitgebracht, schicke Schuhe angezogen. Was sie sonst noch brauchen, die Tangotänzer?  Die letzte Wärme des Sommers, die Lichter der Großstadt, die Nähe des Flusses. Und schon ist Düsseldorf so etwas wie Buenos Aires am Rhein. Tango ist Leidenschaft – aber in eine komplexe Form gegossen. Manche Tänzer unter der Brücke  kämpfen noch ganz konzentriert um diese Form, andere, wie die beiden ganz rechts, können sie schon wieder fließen lassen. So elegant. Und so selbst­vergessen wie ein heißer Sommertag. Übrigens, der kommt auch wieder.Ganz bestimmt.

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