Maurizio Gambarini/dpa
Afghanistan - ein legitimer Militäreinsatz?
Ein Interview zur Stellungnahme der EKD zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan
Gabriele MeisterLisa Strieder
04.12.2013

Gerade hat die EKD eine Stellungnahme zum Afghanis­tan-Einsatz veröffentlicht. Warum so spät?

Roger Mielke: Im Jahr 2010 hat die damalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann mit ihrem Satz „Nichts ist gut in Afghanistan“ großen Wirbel verursacht. Der EKD wurde klar, dass eine grundsätzliche Reflexion notwendig ist. Die Kammer für öffentliche Verantwortung sollte daraufhin prüfen, ob der deutsche Einsatz in Afghanistan legitim ist und sich das Leitbild des gerechten Friedens aus der Denkschrift von 2007 bewährt.

Und war der Einsatz legitim?

Wir sagen: Die Absicht, mit einer humanitären Intervention in Afghanistan einzugreifen, um für Sicherheit und Frieden zu sorgen, war richtig. Ob die Mittel dafür angemessen waren, bezweifeln wir allerdings sehr. Die Kammer, in der neben Theologen zum Beispiel auch Politiker und Juristen sitzen, hat mehr als drei Jahre an der Stellungnahme gearbeitet. Das zeigt, wie schwierig es ist, die Lage einzuschätzen. Einige Mitglieder vertreten  eher pazifistische Positionen, andere wie Generalleutnant a. D. Rainer Glatz, der lange Zeit selbst Verantwortung für Auslandseinsätze getragen hat, bewerten die Situation anders.

Warum bezweifeln Sie, dass die Mittel angemessen waren?

Auch wenn fraglich ist, ob man eine Rechtsordnung immer ganz ohne Gewalt oder zumindest Drohungen durchsetzen kann, führt Gewalt schnell zu mehr Gewalt. Darüber hinaus fehlte es an einer militärischen und zivilen Gesamtstrategie. Man hätte Nichtregierungsorganisationen, die Erfahrung mit ziviler Konfliktbearbeitung haben, viel stärker in die Planung einbeziehen müssen. Sie kennen die lokalen Verhältnisse sehr gut. Stattdessen wurde außerordentlich viel Geld in einzelne Projekte investiert – eine Schule hier, eine Straße dort. Am Ende flossen hohe Summen in die Taschen lokaler Machthaber.

Wie geht es nach dem Abzug weiter?

Ende Januar wird in Dresden die Konferenz für Friedensarbeit tagen. Dort werden wir Politikern genau diese Frage stellen und uns für die Stärkung ziviler Konfliktbearbeitung einsetzen.
 

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