Bei der Präsidentschaftswahl in Ghana kam es nur zu wenigen Ausschreitungen - ein Fortschritt und das Ergebnis harter Arbeit. Auslandspfarrerin Norina Mutzek berichtet
19.06.2013

Ghana is a peaceful country!“ Dieser Satz fiel im Wahlkampf im vergangenen Herbst immer wieder. Politiker aller Seiten sprachen ihn aus, und auch mir ging er immer wieder durch den Kopf: „Ghana ist ein friedliches Land!“ Das war eine Art Beschwörungsformel, denn groß war die Angst, dass es bei der Präsidentschafts- und Parlamentswahl am 7. Dezember 2012 zu Ausschreitungen kommen würde.

Die Angst war berechtigt. In Ghana schwelen viele Konflikte: Innerhalb der Staatsgrenzen leben über hundert ethnische Gruppen zusammen, ebenso viele Sprachen werden gesprochen. Im Norden des Landes führten die Volksstämme bis in die Mitte der 1990er gegeneinander Krieg. Heute gibt es immer noch Streitigkeiten zwischen Chiefs. Außerdem herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Armut nimmt zu.

Dass die Wahl im Dezember dann überwiegend friedlich vonstatten ging, liegt auch daran, dass sich staatliche, kirchliche und andere Organisationen im Vorfeld gezielt um die Jugendlichen bemühten. Die Presbyterian Church of Ghana (PCG) etwa, bei der ich arbeitete, führte friedenspädagogische, interreligiös besetzte Seminare durch. Zum Teil fanden diese im Norden des Landes statt, und es herrschte eine entspannte Atmosphäre.

Die PCG macht seit fast zehn Jahren eine umfangreiche Friedensarbeit, zum Beispiel mit den Peace Clubs: Das sind Gruppen unterschiedlicher Größe – die kleinsten mit etwa 15 Teilnehmern, die sich in der Schulen oder in der Gemeinde treffen. Hier üben die Jugendlichen den gewaltfreien Umgang mit Konflikten ein, besprechen Fallbeispiele oder debattieren über aktuelle Konflikte. Organisiert werden die Peace Clubs von jungen enga­gierten Leuten aus den verschiedenen Presbyterien. 2014 soll es in den Workshops schwerpunktmäßig um die Themen häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe gehen.

Ghanas Weg in ein friedliches Land ist noch lang. Aber es macht Hoffnung, zu sehen, wie ihn die Leute hier mit vielen kleinen Schritten gehen.

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