Widerspruch gegen zu hartes Urteil - und was sagt die Evangelische Kirche in Deutschland?
20.08.2012

Frauen mit bunten Strumpfmasken tanzen in einer russisch-orthodoxen Kirche. Sie bitten die Heilige Jungfrau Maria, die politische Situation in Russland zu verändern. Sie skandieren: „Der Patriarch glaubt an Putin. Besser sollte er, der Hund, an Gott glauben.“ Und: „Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin!“ Später werden sie angeklagt. Jetzt sitzen drei Sängerinnen von Pussy Riot in Haft, wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ verurteilt zu zwei Jahren Straflager.

Dass Freiheitsaktivisten in Russland unterdrückt werden, ist bekannt. Der andere Skandal: Wieder einmal unterstützt die russisch-orthodoxe Kirche den Staat dabei. Sofort erhob sich Widerspruch gegen den Prozess. Madonna, Sting, Peaches und andere produzierten Protestvideos. 121 Bundestagsabgeordnete erklärten ihre Solidarität mit Pussy Riot in einem Brief an die russische Botschaft.

Ähnliches taten biblische Propheten mit den Priestern ihrer Zeit auch.

Und die Evangelische Kirche in Deutschland? Gleich nach der Verurteilung fand Martin Hein, Bischof von Kurhessen-Waldeck, die richtigen Worte. Die russisch-orthodoxe Kirche solle ihr Verhältnis zum Staat und zum Präsidenten Wladimir Putin überdenken und in puncto Staatsnähe zurückrudern.

Recht so. Pussy Riot teilt hart gegen das orthodoxe Machtgehabe aus – aber Ähnliches taten biblische Propheten mit den Priestern ihrer Zeit auch. Und dass die Staatskirche den großen Knüppel aus dem Sack holt und so massiv zurückschlägt, ist absolut unchristlich.

Daher muss die „Kirche der Freiheit“, die in der Tradition der Reformation die Gewissensfreiheit auf ihre Fahnen geschrieben hat, dies auch weiterhin von ihrer russischen Schwesterkirche mit Nachdruck einfordern: Die Kirche, egal welcher Konfession, muss Schutzraum für Meinungsfreiheit sein.

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Wer Gesetze bricht wird dafür bestraft. Ich finde die Verurteilung gläubiger Mensch noch sehr milde.

Ich bin vor kurzem als ich zum Glauben kam der ev Kirche beigetreten. Habe es SEHR bereut. Eine Kirche der Freiheit zu sein, heißt aber nicht Club der Chaoten zu werden. Wo schwule Priester predigen, alles erlaubt ist, Jesus eigentlich keine Rolle mehr spielt und alles ein toller Club ist wo jeder treibt was er will.

Luther wäre schockiert darüber wohin sich diese Kirche entwickelt hat.

Pussy Riot mit bibl. Propheten zu vergleichen ist doch wohl der Gipfel der Unverschämtheit und unterstreicht meine Meinung.

Gott sei Dank gibt es noch bibeltreue Freikirchen. Wer wirklichen Glauben hat, bleibt ohnehin nicht in der Katholischen Kirche und in der ev. schon gar nicht (diese hat doch mit Gott überhaupt nichts mehr zu tun).

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3 mutige Frauen...ihnen muß geholfen werden...und zwar von höchster Stelle! Von allerhöchster!!!!

Ich wünsche mir eine glaubwürdige Kirche mit glaubwürdigen allerhöchsten Stellen!

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Lieber Gast zur Mittagszeit,

es tut mir ehrlich gesagt Leid zu hören, dass Sie in der evangelischen Kirche keine Heimat gefunden haben.
Für mich stellt sich - erneut durch Ihren Beitrag aufgeworfen - die Frage, was unser Glauben aushalten kann und muss.
Ist es wirklich bibelfern, einem anderen Prediger bibelferne zu unterstellen? Oder ist es nicht die ureigenste Beschäftigung der christliche Gemeinde seit anbeginn, die in der Tora als göttliche Weisung geregelten "sekundären" Teile der Schöpfungsordnung auf ihre Verbindlichkeit und Veränderbarkeit hin zu bedenken? Was kann dazu führen, die primäre Ordnung der unaufhebbaren Unterscheidung von Schöpfer und Geschöpf zu gefährden?

Außer Gott selbst kann keiner sagen, wessen Auslegungen nun näher an Gottes wirklichem Willen sind. Deshalb sind wir aufgefordert, uns in Demut zu üben - unsere Meinung *kann* die falsche sein, und unsere Überheblichkeit und Anmaßung *ist* in jedem Fall falsch.

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sollte nicht mit Steinen werfen. Von der russisch -orthodoxen Kirche Staatsferne zu verlangen, hieße übertragen auf deutsche Verhältnisse auf den Protektionismus des Staates gegenüber den beiden christlichen Kirchen zu verzichten. Keine Bezahlung von Kirchenpersonal aus Steuergeldern, keine Finanzierung der Militärseelsorge, keine staatliche Bevorzugung christlicher Glaubensgemeinschaften gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften. Dann können wir uns wieder sprechen.
Und was die Kirche als Schutzraum für Meinungsfreiheit angeht, Fälle wie Drevermann, Küng, Lüdemann zeigen hier und heute das Gegenteil. Dies schrieb ebsw.

Ich finde, dass hier eine Debatte geführt wird, die es gar nicht verdient geführt zu werden. Wenn ein Landesbischof sich erdreistet der ROK Vorschriften zu machen, dann ist das beschäment. Ich habe mir die Mühe gemacht und die Stellungsnahmen der ROK zu diesen bedauerlichen Vorfall zu lesen. Das, was Pussy Riot (der Name ist tatsächlich Programm!) in der Erlöserkirche von sich gegeben hat, hat nichts mit Meinungsfreiheit oder politischer Aktion zu tun. Sie haben und das muss eindeutig gesagt werden den religiösen Frieden nachhaltig gestört und die Gefühle der Gläubigen mit den Füssen getreten. Der Anstand verbietet es, dass die Worte, welche sie wählten hier wiedergegeben werden. Nebenbei erhielt ich durch den Sender Phönix, der die urteilverkündung live sendete, eine weitere erschreckende Nachricht. Pussy Riot und ihre Anhänger wollten, so der Sender, eine Gruppensex-Party veranstalten, auf der "der Nachfolger Putins gezeugt werden sollte." Das hat nichts mehr mit freier Kunst oder freier Meinungsäußerung zu tun. Und empörend fand ich, dass in Kiew nach der Urteilsverkündung eine halbnackte "Aktivistin" (warum müssen diese Damen eigentlich immer ihre Brüste zeigen?) ein orthodoxes Kreuz unter großer "Anteilnahme" der Medien umsägte. Auf beide Formen der sogenannten "freien Meinungsäußerung" verzichte ich dankend und auch unsere Evangelische Kirche sollte es so benennen was es ist, nämlich Gotteslästerung, Störung des sakralen Raumes und des Gottesdienstes. Was Pussy Riot getan hat, ist auch in Deutschland strafbar, siehe §§ 1655 und 167 StGB und kann mit Geldstrafe oder Freiheitsentzug bis zu drei Jahren bestraft werden. Das Argument der zu harten Bestrafung ist damit auch hinfällig.

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Sie stellen das blasphemische Auftreten dieser für ihre pornographischen Inszenierungen bekannten Gruppe in einer orthodoxen Kirche als Heldentat dar. Dass die Kirche auch noch Schutzraum für solche unwürdiqen, gegen sie gerichteten Auftritte sein soll, ist wohl nicht die Meinung der evangelischen Kirche allgemein, sondern die der Autorin. Biblische Propheten und Priester in einem Zug mit dieser areligiösen Gruppe zu nennen, ist stark! Sie werden selbst genug Material über diese Gruppe finden, um das Verhalten dieser Gruppe nicht noch zu loben!

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